
Woran erkennt man eine mächtige Römerin?
Am Lorbeerzweig in ihrer Hand. Seit dem Ausbruch des Vesuvs vor fast 2000 Jahren war das Urnengrab mit dem steinernen Paar verschüttet. Erst im Juli 2024 schaufelten Forschende das lebensgroße Relief frei. Der Lorbeerzweig in der Hand der Frau zeigt: Sie stellt eine Priesterin der Ceres dar. Die Fruchtbarkeitsgöttin wurde vor allem im antiken Süditalien verehrt. Ihre Priesterinnen reinigten heilige Orte, indem sie dort Lorbeerzweige verbrannten. Die Frauen waren hochangesehen, erhielten öffentliche Gelder und gehörten zu den wenigen römischen Bürgerinnen, die urkundlich erwähnt wurden. Der Mann der Bestatteten war wohl ebenfalls Mitglied der Oberschicht. Das zeigt die Faltung seiner Toga. Im Grab der Eheleute fanden die Forschenden neben einigen Knochen auch eine Münze. Sie war als Bezahlung für Charon gedacht, den mythischen Fährmann, der die Toten in die Unterwelt bringt. Bleibt zu hoffen, dass die steinernen Ebenbilder des Paares in der Oberwelt verweilen können. Fachleute warnen nämlich, der Vesuv könnte abermals ausbrechen.
KW 14
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© Alfio Giannotti / Parco archeologico di Pompei / picture alliance