Fundort Dachboden!
Ich lag auf meinem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Der Regen prasselte an die Fensterscheibe und obwohl die Wände meines Zimmers himmelblau angestrichen waren, erschien mir mein Zimmer grau. Grau wie die dicken Regenwolken, die am Himmel standen. Mir war so langweilig, nicht weil es regnete,... ok, das auch. Aber ich war neu in der Gegend, vor ein paar Tagen waren wir in ein altes großes Haus gezogen. Als ich es das erste Mal sah, habe ich mich vor ihm gefürchtet, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt in einem großen Haus mit vielen Fenstern und Türmen zu wohnen. Na ja, eigentlich sieht es bei Sonnenschein sogar ganz schön aus, geheimnisvoll. Bevor wir in dieses alte Haus gezogen waren, hatte ich mich schon darauf gefreut die nächsten freien Tage neue Leute kennen zu lernen, aber unser Haus lag ganz schön abseits von den nächsten Siedlungen und dazu regnete es auch noch in Strömen. Jetzt war mir langweilig! Wenn ich Nelly und Fritzi, meine Wüstenrennmäuse noch gehabt hätte, hätte ich mich freiwillig dafür beteiligt ihren Käfig zu säubern. Aber die beiden waren kurz vor dem Umzug gestorben, wahrscheinlich hatten sie den Stress nicht vertragen, den wir beim Packen verursacht hatten. Und nun...
Während ich mich eine ganze Weile nicht rührte, dachte ich angestrengt nach, was ich machen könnte. Vielleicht die letzten Kartons ausräumen... Keine Lust! Ich hätte auch mit meinem kleinen Bruder Leo spielen können... Der schlief. Wie wäre es denn damit, schonmal anzufangen für den GEOlino-Schreibwettbewerb eine Geschichte über den Regen zu schreiben... Mir fiel nichts ein, obwohl es genau auf diese Situation zutraf. Doch plötzlich fiel es mir ein, ich sprang auf, rannte in den Flur, schlitterte über den Flickenteppich und öffnete die Tür am Ende des Ganges so leise wie möglich. Musste ja niemand wissen, dass ich auf den Dachboden ging. Meine Eltern hatten es mir eigentlich verboten, weil wir ja noch nicht wussten, ob es dort oben irgendwo morsche Bretter gab. Ich schlich die paar Stufen zur Kammertür hinauf und schlüpfte hindurch.

Im Raum kam mir ein Schwall kühler Luft entgegen. Ich fröstelte und schlang meine nackten Arme um meinen Oberkörper. Ich ließ meine Blicke über die alten Möbelstücke wandern, bei einer kleinen, verstaubten Mahagoni-Kommode blieb ich hängen. Sie hatte irgendwas magisches. Irgendwie fühlte ich mich von ihr angezogen, so... vertraut. Ich ging auf sie zu und zog die erste Schublade heraus, um sie die nächsten zwei Sekunden wieder enttäuscht zu schließen: Der Inhalt bestand - genau wie der der nächsten - nur aus Tischdecken und alten Strickjacken. Ich zog eine heraus, sie war dunkelrot und irgendwie kam sie mir bekannt vor, ich hatte mich zwar schon an die Temperatur gewöhnt, aber trotzdem streifte ich sie mir über.
Ein Blick in die Vergangenheit
Bei der letzten Schublade hatte ich mehr als Glück. Sie war vollgestopft mit alten Dingen - wie zum Beispiel kleinen Babyklamotten: Jäckchen, Mützen und sogar kleine Strümpfchen. Ich fand aber auch noch eine kleine Blumenvase aus blauem Glas und einen Mini-Kerzenständer, der mit vielen Schnörkeln verziert war. Und eine alte Stoffpuppe, mit der hatte meine Oma früher immer gespielt, und während ich daran dachte, zog ich ohne es zu bemerken den letzten Gegenstand aus der Schublade. Es war... ein Fotoalbum! Zuerst wollte ich es gleich wieder hinein legen, was sollte ich schließlich mit Fotos von Menschen, die ich nicht kannte? Doch als ich genauer hinsah, erkannte ich auf einem der Bilder meine Großeltern, meine Oma hatte eine, nein DIE dunkelrote Strickjacke an. Mir blieb der Mund offen stehen: Darum kamen mir manche Dinge so bekannt vor: Sie hatten meinen Großeltern gehört! Aber wie kamen sie dann in dieses Haus? Da war ich schon aufgesprungen, die Treppe hinuntergerannt und in die Küche gelaufen.
"Oma!", rief ich "Ooooomaa!" Ich fand sie im Wäschezimmer, wo sie die frische Wäsche bügelte. "Was ist denn Marlena?" fragte sie, "Ich habe eine ganze Schublade voll von komischen Dingen gefunden,... und ein Fotoalbum von dir und Opa!" Während ich ihr die Sachen beschrieb, machte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit, ich unterbrach mich selbst. "Wusstest du...?!" fragte ich sie und tat als sei ich ärgerlich, doch als sie nickte, musste ich doch lachen. Sie rief Opa und zusammen holten wir die gesamte Schublade vom Dachoden herunter und setzten uns damit ins Wohnzimmer. Meine Großeltern erzählten viele tolle Geschichten zu den Gegenständen und Fotos. Sie lachten viel und fielen sich immer wieder ins Wort, es wurde aber noch schöner, als sich meine Mutter mit Leo dazu setzte und als mein Vater später kam, brachte sie für uns alle ein großes Tablett mit Kakao und Keksen. Es war einfach wunderschön gemütlich: Draußen regnete und gewitterte es wie verrückt, und drinnen saßen wir im Warmen, hörten uns Geschichten von Opa und Oma an und tranken dabei Kakao und aßen Kekse.
Schöner hätte ich es mir in dem Moment nicht wünschen können, doch was fast genau so gut war, war, dass ich jetzt die ideale Geschichte für den GEOlino-Schreibwettbewerb hatte. Wenn es nochmal regnen sollte (was aber in den nächsten zwei Wochen nicht mehr vorkam!), dann würde ich die Zeit nutzen und die Geschichte einfach aufschreiben!
Ach ja: Das hätte ich fast vergessen: Die Kommode hat meine Oma schon seit sie eine junge Frau war, darin bewahrt sie immer noch Erinnerungsstücke auf, sie wollte aber, dass ich sie selbst finde! Ja,... so ist sie eben, MEINE OMA!