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Schreibwettbewerb: Herbst

Bei unserem Schreibwettbewerb zum Thema "Herbst" gibt es gleich zwei Gewinner: "Herbst bei uns" von Rih und "Der Klang von Regen" von monnie98

Inhaltsverzeichnis

Herbst bei uns (von User/in Rih)

Früher, da hab ich den Herbst nie so wirklich mögen. Den Frühling auch nicht. Entweder Winter oder Sommer, hab ich gedacht, aber nicht so eine lauwarme Jahreszeit dazwischen. Jetzt ist das irgendwie anders. Ich freu mich sogar auf den Herbst, auf die Kastanien und dass man jetzt wieder kalte Hände bekommt. Und auf den Wind, der einem so angenehm kühl ins Gesicht weht. Und auf den Regen draußen und mich selber drinnen. Und auf die Blätter, die man zertreten kann. Und dann auf den Schnee und den heiligen Martin und den Nikolaus und den ersten Advent und die Weihnachtsdekoration und Weihnachten, aber das ist ja dann schon der Winter.

Ich hab mir vorgenommen, dass ich im Wald spazieren geh. Allein. Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich sagen, ich bin noch nie allein spazieren gegangen, immer nur mit anderen, mit der Mama oder mit Freunden oder mit meiner Schwester, aber allein noch nie. Das wundert mich sogar, wo ich doch so gern allein bin. Jedenfalls hab ich mir vorgenommen, dass ich einen Herbstspaziergang mach, dann, wenn so richtig Herbst ist, jetzt ist ja nur ein bisserl, jetzt ist der Wald vor dem Fenster noch fast nicht orange. Aber es riecht schon nach Herbst. Habt ihr schon einmal den Herbst gerochen? Er riecht wunderbar, besonders wenn die Sonne scheint oder wenn es regnet oder wenn es gerade geregnet hat oder wenn einfach ganz normales Wetter ist, eigentlich immer. Vor allem riecht der Herbst ganz anders als der Frühling oder der Winter. Dem Sommer ähnelt er ein bisschen mehr, aber ich kann wirklich nicht sagen, wonach er genau riecht. Beim Winter weiß ich’s schon, der riecht nach Schnee, der Frühling riecht irgendwie frisch, der Sommer hell und warm – aber was kann man sich darunter schon vorstellen?! Hmm - und der Herbst? Dunkel? Dunkel und weich? Und ein bisschen würzig?

Ach, was red ich denn da!

Schreibwettbewerb: Herbst
© misterQM / photocase

Auf jeden Fall hab ich mir vorgenommen, einen Herbstspaziergang im Wald zu machen. Bei uns gibt es genug Wälder, und alle sind ein bisschen anders. Ich weiß nicht, ob ich den mit dem Weg nehmen soll oder den, in dem wir unser Lager gebaut haben oder den mit dem Müllbach oder den, in den wir immer Schwammerl suchen gehen. Oder natürlich den Kleinen Wald, aber der ist wirklich klein, besonders in letzter Zeit ist er geschrumpft. Aber im Kleinen Wald, da haben mein Bruder und ich eine Zeit lang Bäume klettern und Klimmzüge und Schwertkämpfen und Balancieren und solche Sachen geübt, bis ich auf einmal, von einem Tag auf den anderen, Angst vor den Stecken, die wir als Schwerter verwendet haben, bekommen habe. Also eigentlich vorm Schwertkämpfen überhaupt. Jetzt hätte ich, glaub ich, keine Angst mehr, aber ich denke jetzt ist mein Bruder zu alt für so was. Ich vielleicht auch, Mädchen sind ja früher zu alt. Das haben wir oft im Herbst gemacht, das Schwertkämpfen. Wir haben Handschuhe getragen, nicht nur weil uns kalt gewesen ist, sondern auch, weil wir uns gegenseitig auf die Finger gehaut haben, natürlich nur ganz selten und aus Versehen, aber wehgetan hat es trotzdem. Nein, der Kleine Wald ist wirklich zu klein zum Spazierengehen.

Wahrscheinlich werd ich die kleine Runde durch den Wald mit dem Weg gehen, und ein anderes Mal geh ich unser Lager, das bestimmt schon verwachsen ist, besuchen, und ein anderes Mal geh ich zum Müllbach und schau mir die alten Autowracks an. Aber in den zum Schwammerl suchen geh ich nicht, ich ess nämlich nicht so gern Schwammerl, ich hab da immer Angst, es ist ein Knollenblätterpilz dabei. Und wahrscheinlich geh ich auch noch ein Stück die Straße entlang bis zum Hotel, dort gibt’s nämlich einen Kastanienbaum und da kann ich Kastanien sammeln. Vielleicht leg ich mir wieder als Glücksbringer eine ins Federpennal. Oder eine in die Jackentasche, wo ich sie dann erst ein Jahr später wieder finde. Oder aber auf den Schreibtisch, neben den Computer, damit sie mich daran erinnert, dass ich den Herbst ja mag, obwohl er nicht der Winter ist und auch nicht der Sommer, sondern irgendsoeine lauwarme Jahreszeit dazwischen.

Der Klang von Regen (von User/in monnie98)

Der Klang von Regen erfüllte ihre Ohren. Zarte Nebelschleier umspielten ihre Nase, und prägten ihr die Düfte des Herbstes ein. Die Luft roch nach Gefühlen, Freiheit, Liebe. Aurora blickte in die Bäume hinauf, in denen der Wind geheimnisvoll seine Melodie spielte. Das Mädchen presste seinen Mantel enger gegen seine unterkühlte Haut und lief weiter durch die Straßen. Das Geräusch von knisterndem Laub ließ sie lächeln. Der Herbst war da. Er war tatsächlich gekommen. Hier und da fiel ihr eines, der bunten, farbenfrohen Blätter auf den Kopf und sie steckte es ein. Aurora wollte diese Suche für immer in Erinnerung behalten.

Ihre nackten Füße patschten bei jeder Berührung mit dem dunklen Asphalt und selbst das erfreute sie. Selbst das gab ihr Geborgenheit. Auf einmal lachte sie. Einfach so. Weil sie froh war, am Leben zu sein. Obwohl sie in der Vergangenheit viel schlimmes erlebt hatte, lachte sie. Sie wollte nicht mehr länger zur Adoption freigegeben sein. Nicht mehr länger in einem Kinderheim wohnen. Frei sein. Einfach nur frei sein. Aurora drehte sich noch lange im Kreis und setzte dann ihren Weg fort. In Richtung Süden. Auf der Suche nach ihren echten Eltern. Eltern, die sie lieben würden.

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