"Uff", seufzt Anna, "morgen haben wir schon wieder einen Mathe-Test. Und ich habe die letzten Übungen noch nicht ganz verstanden. Hoffentlich ist unser Mathelehrer morgen krank." "Wünsch dir das bloß nicht", erwidert Felix schnell. "Du weißt doch, dass wir den Test dann bei der Aushilfe schreiben. Und die ist noch viel strenger. Da darf man ja nicht mal kurz aufs Klo. Da kämen wir echt vom Regen in die Traufe."
Felix' Angst ist sicher begründet: Die Aushilfslehrerin gilt als strenge Frau mit scharfen Augen, die jeden Seitenblick sofort sieht und bestraft. Im Gegensatz zu ihrem Mathelehrer ist sie sicher das größere Übel. Und genau das bedeutet "vom Regen in die Traufe": Ein Übel gegen ein noch größeres auszutauschen.
Die Redensart kommt vermutlich aus dem Orient und ist im deutschen Sprachraum etwa seit dem 17. Jahrhundert geläufig. Wenn es regnet, rinnt das Wasser vom Dach durch die Dachrinne über die Traufe nach unten und ergießt sich dort in einem Schwall. Wer unter einem vorstehenden Dach Schutz vor dem Regen sucht und nicht aufpasst, kann in die Traufe geraten - und wird so erst recht durchnässt.
Annas Wunsch ist übrigens nicht in Erfüllung gegangen. Ihr Mathelehrer wurde nicht krank und der Test fand statt. Aber Felix hat den ganzen Nachmittag fleißig mit Anna gelernt, so dass alles nochmal gut ging.
