"Weil er so anders war" von Pantalaimon
Als erstes und hauptsächlich fiel er mir auf, weil er so anders war. Und wenn ich ANDERS sage, dann meine ich auch ANDERS.
Ich heiße Loreen, 25 Jahre alt, Französin, aber zur Zeit lebe ich in London, England. Seit drei Semestern studiere ich an der "Central School of Speech and Drama" von der "University of London".
London. In Frankreich lebte ich mit meiner Familie in einem großen Landhaus in der Province. Hier lebe ich in einer kleinen Wohnung in einem der nicht ganz so teuren Viertel Londons. Wegen des Geldes. London ist groß. London ist vielfältig. Da sind die Reichen, die Models, die Schauspieler und Sänger, Designer, Businessmen. Und dann sind da die Armen, die Künstler, deren Bilder keiner kauft, die Bettler ... die Penner.
Mode. Viele wissen davon Bescheid, hier in London. Einige kleiden sich chick, andere trendy, wieder andere glamourus. Einige indie, andere hippie. Naja, und dann gibt es noch die, die überhaupt nichts von Mode verstehen. Bierbauch, Shorts und Sandalen. Mit weißen Socken wären es deutsche Touristen. Es fehlen aber die weißen Socken - sind also Engländer.
Touristen, die hätte ich jetzt fast vergessen. Von überall her. Weil London London ist. Vielfältig, bunt, aufregend. Mit roten Doppeldeckerbussen und Telefonzellen. Mit Modernität, immer auf dem neusten Stand und zur gleichen Zeit mit einer Königin. Mit der Tower Bridge und dem Big Ben. Geschichte und 21. Jahrhundert.
In London findest du alles. Es gibt so viel: So viele Gegensätze, so viele Unterschiede, dass mich mittlerweile eigentlich nichts mehr überrascht. Bis ich ihn sah.
Er war nicht wirklich auf dem neusten Trend und doch war er nicht unmodisch. Er schien intelligent, der Ruhige, Beherrschte. Der, der wusste, was er wollte. Aber in Wirklichkeit war er schüchtern. Er schien wohlhabend, doch kam aus einem der ärmsten Viertel Londons. Er war dort geboren. War dort, schon immer. In einem der ärmsten Viertel Londons, der weiteste Ausflug war bis zur Universität. Meine Universität. Stipendiat war er. Deswegen war er herausgekommen aus dem Elend. Zumindest ein bisschen, zumindest bis jetzt. Er war anders als die anderen. Äußerlich arm, innerlich reicher als ein Millionär. Er war klassisch, und das machte ihn trendy. Er war glamour ohne es zu wissen, ohne es zu wollen. Er war ... heiß. Das fand ich. Er war halt einfach anders. Anders als alle anderen. Er war aus London, schon immer. Er war London. Denn er war anders.