Schreibwettbewerb: "Klimawandel"

Damals. Ja, damals war alles noch anders. Die Sommer waren heiß und trocken. Die Winter kalt und nass. In dieser stillen Jahreszeit fielen weiche Flocken vom Himmel, legten sich wie ein weißes Tuch über die Welt, sanft und lautlos. Wir tollten umher, bauten Iglus, Schneemänner und Burgen. Malten Engel hinein. Fingen die feinen Kristalle im Mund auf und ließen sie auf der Zunge zergehen. Und heute? Heute gibt es das alles nicht mehr.

Wir sind alt, unsere Enkelkinder haben gerade erst Sprechen gelernt. Doch von Schneemännern und Engeln, und glitzernden Kristallen wissen sie nichts. Wir erzählen ihnen von damals, erklären ihnen, was Schnee ist. Wie er sich anfühlte, wenn man ihn durch die Finger rieseln ließ oder zu einer Kugel formte und in die Ferne schleuderte. Mit welcher Geschwindigkeit man auf Schiern einen Berg hinunterrasen konnte.

Dann sind sie genauso verwirrt wie die Tiere, die sich den Veränderungen nicht anpassen können. Dem ewigen Sommer. Genauso wenig wie die Bäume, die nicht mehr wissen, wann sie ihre Blätter sprießen lassen sollen, und wann es Zeit ist sie abzuwerfen. Winterruhe gibt es keine mehr.

Und jedes Jahr denken wir uns erneut: Wann haben wir zum letzten Mal ein Feuer im Kamin entzündet, um uns die klammen Finger daran zu wärmen? Wie lange schon war das Land am heiligen Abend nicht mehr in stummes Weiß gehüllt?

In der Vorstellung klingelt das Christkind schon lange nicht mehr an unseren Türen und wartet in der Kälte. Heute kommt es schon eher durch die Klimaanlage. Und der Weihnachtsmann hat seinen Mantel bestimmt bereits vor Jahren abgelegt und fährt statt seinem Schlitten ein rotes Auto mit Super-Antrieb.

Wisst ihr aber noch, wie gut es tat, in die behagliche Wärme seines Zuhauses zurückzukehren? Wie angenehm es war, sich unter seine weiche Decke zu kuscheln, wenn draußen ein Schneesturm tobte? In der Früh aufzuwachen, die Vorhänge zurückzuziehen und alles in Puderzucker getaucht zu sehen? Wie hüpfte das Herz bei solch einem Anblick! Wie freute man sich auf einen Tag im Freien!

Aber könnt ihr euch auch noch an jene Tage erinnern, an denen man uns sagte, wie sollten etwas tun um all das zu bewahren? Keiner von uns wollte damals wirklich handeln, keiner wagte sich aufzurichten, sich gegen die Allgemeinheit zu stellen. Und heute? Heute ist es zu spät. Ja, heutzutage grillen wir zu Weihnachten. Falls es nicht regnet. Doch an Schnee, denkt schon lange keiner mehr.