Julika, 12 Jahre:
Wieso haben Sie diesen Beruf gewählt?
Matthias Maurer: „Weil er für mich eine Kombination aus vielen Dingen ist, die ich liebe. Ich liebe zum Beispiel Wissenschaft, ich habe ja früher als Wissenschaftler in der Forschung gearbeitet. Ich bin auch Ingenieur und von Haus aus technikbegeistert. Das hilft mir bei den Experimenten, aber auch, wenn auf der ISS etwas zu reparieren ist. Dazu kommt: Hier arbeite ich in internationalen Teams. Viele Sprachen sprechen, Menschen aus anderen Ländern und deren Kultur kennenlernen und verstehen, das bedeutet mir viel. Und diese Vielfalt macht uns als Team auch so erfolgreich.“
Lina, 8 Jahre:
Was werden Sie am meisten vermissen?
Matthias Maurer: „Die Natur. Ich gehe gern im Wald spazieren und genieße die frische Luft. Ich bin auch gern am Meer und lasse mir dort den Wind um die Nase wehen. Im Gras zu liegen und das Vogelgezwitscher zu hören, das alles sind Dinge, die wir auf der Raumstation nicht tun können. Natürlich werde ich auch meine Freunde und Familie vermissen, aber die darf ich jeden Tag anrufen.“
Paula, 11 Jahre:
Wie lange bereiten Sie sich schon auf den Flug ins Weltall vor?
Matthias Maurer: „Ich bin ein Sonderfall. Ich habe vor knapp 13 Jahren angefangen mit meinem Traum, Astronaut zu werden. Damals habe ich mich für die Astronautenauswahl beworben, leider ohne Erfolg. Die ESA hat mich aber als Mitarbeiter eingestellt, und nach ein paar Jahren bin ich dann nachgerutscht und wurde aktives Mitglied im Astronauten-Corps. Deswegen bin ich jetzt erst nach 13 Jahren so weit, dass ich ins Weltall fliegen darf. Ich bin also der Beweis: Wenn man ein Ziel hat, sollte man daran glauben und es nicht aus den Augen verlieren.“
Julika, 12 Jahre:
Was kann ich jetzt schon dafür tun, um Astronautin zu werden?
Matthias Maurer: „Viel für die Schule lernen! In allen Fächern sehr gut zu sein ist wichtig, weil wir Astronautinnen und Astronauten ,Allrounder‘, also Alleskönner sein müssen. Wir sind zwar nicht die Allerbesten in jedem einzelnen Fach, aber wir sind sehr gut in vielen Dingen.“
Mika, 8 Jahre, und Keke, 9 Jahre:
Kann die Raumstation abstürzen?
Matthias Maurer: „Theoretisch ja. Aber davor müssen wir keine Angst haben. Die ISS fliegt in 400 Kilometer Höhe und ist so schnell, dass sie immer um die Erde rumfällt und deswegen nicht einfach auf sie stürzt. Weil dort oben immer noch ein ganz kleines bisschen Restatmosphäre ist, wird die Raumstation abgebremst und verliert ständig etwas Höhe. Würden wir nichts dagegen tun, würde sie irgendwann tatsächlich abstürzen. Aber das würde mehrere Monate dauern. Wir heben sie aber immer wieder an, indem wir die Raketenmotoren ab und zu für ein paar Minuten anmachen und ein bisschen beschleunigen.“
Finja, 12 Jahre:
Wie ist die ISS aufgebaut?
Matthias Maurer: „Die ISS ist aus verschiedenen einzelnen Teilen aufgebaut, sogenannten Modulen. Diese passten genau in den Laderaum der US-amerikanischen Space Shuttles, die sie von 1998 bis 2011 in den Weltraum transportiert haben. Auch russische Proton- und Sojus-Trägerraketen haben sie ins All gebracht. Dort oben hat man die einzelnen Module zusammen-geschraubt. Dazu kamen dann noch Solarzellen für die Erzeugung von Strom, Pumpen, Computer und anderes wichtiges Gerät."
Tom, 9 Jahre:
Wie lange dauert eine Ausbildung zum Astronauten auf der ISS? Wie lange ist man auf der ISS?
Matthias Maurer: „Das hängt beides von der Mission ab. Es gibt Kurzzeitmissionen, da ist man nur zwei Wochen auf der Internationalen Raumstation ISS, etwa bei Das Touristenflügen. Wir Profiastronauten sind aber in der Regel sechs Monate auf der Raumstation und führen dann sehr viele Experimente durch. Die Ausbildung für diese verschiedenen Missionen dauert unterschiedlich lang. Für Touristen, die zur ISS fliegen, reichen drei bis sechs Monate Ausbildung. Aber wenn man als Wissenschaftsastronaut im Weltraum arbeiten und experimentieren möchte, muss man sehr viel lernen: Station reparieren, Experimente durchführen und alles für einen Weltraumspaziergang. In meinem Fall dauert die Ausbildung speziell für die Mission rund zwei Jahre. Wenn ich das Grundtraining noch dazu zähle, kommen noch mal zwei Jahre dazu."
Finja, 12 Jahre:
Habt ihr schonmal die Gaswolke Saggittarius B2 erforscht?
Matthias Maurer: „Als Astronauten sind wir leider keine Spezialisten für alles, was es im Weltraum gibt. Ich finde auch sehr spannend, dass da draußen viele Sterne sind, Gaswolken und es noch viel, viel mehr zu entdecken gibt. Aber dafür gibt es Astrophysiker, die sich das anschauen. Wir Astronautinnen und Astronauten beschäftigen uns mit der Forschung auf der ISS."
Julika, 12 Jahre:
Was ist für Sie das Besondere am Weltall?
Matthias Maurer: „Das Besondere am Weltall ist, dass es da draußen noch sehr, sehr viel zu entdecken gibt. Wir stehen grade erst am Anfang. Wir haben erst gelernt, den erste Schritt ins Weltall zu tun. Wenn man sich Science Fiction Filme anschaut, dann bekommt man eine Ahnung, was da noch schlummern könnte: ferne Welten! Wir wollen verstehen, wie das Universum aufgebaut ist, auch um viel über uns Menschen zu lernen."
Mika, 8 Jahre und Keke, 9 Jahre aus Wedel:
Wo kommt der Nachschub an Sauerstoff und Essen her?
Matthias Maurer: „Etwa alle zwei Monate wird eine Versorgungskapsel zur Raumstation geschickt, die Essen, Kleidung, Experimente und Ersatzteile liefert. Das Wasser, das mitgeschickt wird, nutzen wir zum einen zum Trinken, zum anderen spalten wir es in seine zwei Bestandteile auf, also in Wasserstoff und Sauerstoff. Den Sauerstoff können wir für die Atemluft verwenden. Die Luft in der ISS wird ständig gereinigt: Das Kohlendioxid, das wir ausatmen, wird herausgefiltert und Sauerstoff neu zugeführt, sodass der Sauerstoffanteil bei 21 Prozent liegt, wie auf der Erde."
Was passiert bei Stromausfall?
„Ein Stromausfall kommt ab und zu vor, aber wir haben Batterien, in denen wir den Strom speichern, der von den Solarzellen erzeugt wird. Wir fliegen ja in 90 Minuten einmal um die Erde rum, und grob die Hälfte der Zeit sind wir im Schatten, also hinter der Erde. Wenn wir in der Sonne sind, produzieren die Solarzellen, die wir außen an der Station haben, den Strom. Und zwar mehr als wir verbrauchen. Den überschüssigen Strom speichern wir dann in den Batterien. Wenn wir dann im Schatten sind liefern uns die Batterien genug Strom – genug für mehrere Tage theoretisch."
Mischa, 8 Jahre und Jule, 5 Jahre aus Kandern:
Wie gehen Astronauten aufs Klo?
Matthias Maurer: „Wir gehen nicht aufs Klo, wir schweben aufs Klo! Die Schüssel sieht etwa so aus wie bei euch zu Hause. Wir haben einen Deckel, den klappen wir hoch, und dann können wir uns entweder auf das Klo draufsetzen oder leicht darüber schweben. Um nicht wegzuschweben, klemmen wir unsere Füße auf dem Boden unter einer Stange ein. Das Klo hat außerdem eine Art Sauger, der unser Geschäft in die Schüssel hineinzieht, damit es auch in der Schüssel landet und nicht irgendwohin schwebt. Der Rest funktioniert wie auf der Erde: Wir haben Toilettenpapier und eine Spülung."
Lea, 12 Jahre aus Weimar:
Wie fühlt man sich, wenn man wieder in die Erdatmosphäre eintritt?
Matthias Maurer: „Im Weltall umrunden wir die Erde mit rund 28 000 Kilometer pro Stunde. Bei der Rückreise müssen wir diese Geschwindigkeit stark verringern, um nicht extrem hart zu landen. Zum Abbremsen nutzen wir die Erdatmosphäre oder besser: die Luftreibung. Wie Luft bremsen kann, spürt ihr, wenn ihr bei hoher Geschwindigkeit eine Hand aus dem Autofenster streckt. Das ist bei einer höheren Geschwindigkeit noch viel stärker. Also werden wir in die Sitze reingepresst. Das fühlt sich so an, als würde einem ein Elefant über die Brust laufen. Gleichzeitig wird die Kapsel durch die Luftreibung außen ganz heiß. Ohne unser Hitzeschutzschild würde sie sogar verglühen. Kurz bevor wir auf der Erde oder auf dem Ozean ankommen, gehen die Fallschirme auf, dann ruckelt es noch mal richtig wild, bevor wir am Fallschirm hinabschweben.“
Lina, 8 Jahre, Weinstadt:
Was werden Sie am meisten vermissen?
Matthias Maurer: „Die Natur. Ich gehe gerne im Wald spazieren und genieße die frische Luft. Ich bin auch gerne am Meer und lasse mir dort den Wind um die Nase wehen. Im Gras zu liegen und das Vogelgezwitscher zu hören. Das alles sind Dinge, die wir auf der Raumstation nicht tun können. Natürlich werde ich auch meine Freunde und Familie vermissen, aber die darf ich jeden Tag anrufen mit dem Telefon."
Wie groß ist das Raumschiff?
„Das Raumschiff, mit dem ich hochfliegen werde, ist eigentlich sehr klein. Wir sind zu viert dort drinnen und müssen eventuell 24 Stunden aushalten. Man kann sich das so vorstellen, wie in so einer Art Fernsehsessel und wenn jemand von uns auf Toilette gehen muss, dann wäre die Toilette direkt vor unserer Nase, nur durch einen ganz kleinen Vorhang getrennt. Nach 24 Stunden spätestens, kommen wir auf der ISS an, und die ist so große wie ein Jumbojet, also ein sehr großes Flugzeug. Sie besteht aus vielen Röhren. Und mit den sieben bis elf Astronautinnen und Astronauten, die wir dort oben sind – das kommt immer darauf an, wie viele Kapseln dort grade sind – hat eigentlich jeder genügend Platz."
Leander, 5 Jahre, Stuttgart:
Wird Dir auch manchmal langweilig auf der Reise ins Weltall (so wie mir manchmal bei der Auto- oder Zugfahrt)?
Matthias Maurer: „Nein, Leander, also ich finde so viele interessante Dinge, die ich dort oben machen kann. Ich glaube, ich werde absolut nie an unter Langeweile leiden. Wenn ich gerade nicht arbeite, habe ich immer noch viele Sachen, die ich machen könnte. Wie ein Buch zu lesen, Musik zu hören, aus dem Fenster rauszuschauen und die Erde zu bewundern, Fotos zu machen, Videoclips zu drehen, mit meinem Freunden zu telefonieren. Ich werde auch eigene Experimente mitnehmen, die ich machen möchte. Vermutlich reicht meine Zeit gar nicht, um alle meine Pläne zu verwirklichen."
Malte, 9 Jahre, Hamburg:
Fühlt es sich im Wasser und im Weltraum gleich an?
Matthias Maurer: „Wir trainieren unseren Außenbordeinsatz unter Wasser. Dort ist man fast schwerelos und kann üben, verschiedene Positionen einzunehmen – mal mit dem Kopf nach unten, zur Seite… Wir trainieren hier die Arbeiten, die wir im Weltraum unter Schwerelosigkeitsbedingungen später auch machen. Dabei gibt es natürlich trotzdem große Unterschiede. Im Weltraum gleitet man ohne Widerstand. Ich brauche nur mit zwei Fingern an die Wand zu tippen, das reicht als Anschwung um durch die ganze Raumstation zu schweben. Das Arbeiten ist im Weltraum ist deshalb ganz schön schwierig. Wenn du zum Beispiel eine Schraube anbringen möchtest, dann brauchst du auch irgendwas zum Festhalten. Denn oft ist das Problem, dass du dich um die Schraube drehst und nicht die Schraube selbst."
Wie gut kann man im Weltraum fliegen?
„Man gleitet eher und fliegt nicht richtig."
Silas, 9 Jahre, aus Wedel:
Wie sieht der Sonnenaufgang aus, wenn man im All um die Erde fliegt?
Matthias Maurer: „Sehr spektakulär! Denn die Sonne kommt hinter der Erde hervor. Man fliegt in der ISS ja in rund 90 Minuten einmal um die Erde und ist davon etwa 45 Minuten im Erdschatten. Dann geht es sehr schnell von Nacht auf Sonnenaufgang über. Erst leuchtet die Atmosphäre der Erde, und dann ganz plötzlich kommt die Sonne und scheint extrem hell. Das ist so, weil wir dort oben keine Atmosphäre zwischen uns und der Sonne haben. Der Übergang von dem ganz schwarzen Weltraum zu dem strahlenden Sonnenaufgang ist dadurch viel kürzer und intensiver."
Rasmus, 12 Jahre, aus Wedel:
Wie groß ist der Mond, wenn man aus der ISS schaut?
Matthias Maurer: „Der Mond ist leider genauso groß, wie man ihn auf der Erde sieht, da die Distanz zum Mond fast genau die gleiche ist. Du kannst dir vorstellen, der Abstand zwischen Erde und Mond ist 400 000 Kilometer und wir fliegen mit der ISS nur in einer Höhe von etwa 400 Kilometer. Das heißt, ich habe nur ein Tausendstel des Weges zum Mond zurückgelegt. Der Mond von der ISS aus also immer noch fast genauso weit weg, wie von der Erde aus."
Wie tauscht ihr Daten mit der Erde aus?
„Das machen wir wie auf der Erde. Auf der Erde funken wir hoch zu einem Satelliten und von dem Satelliten wird es dann weitergeleitet an den nächsten Punkt auf der Erde. Und genauso funktioniert das dann auch mit der ISS. Das geht dann von den USA hoch zu einem Kommunikationssatelliten und dieser funkt es zur ISS. Und da wir sehr schnell um die Erde bewegen, haben wir drei Kommunikationssatelliten. Und jeweils einer ist immer aktiv für uns."
Glaubst du an Außerirdische?
„Das ist eine sehr spannende Frage. Ich glaube, dass es sehr viele Dinge im Weltraum gibt, die wir noch gar nicht kennen und gar nicht verstanden haben. Und ich bin sicher, irgendwo da draußen wird es auch Leben geben. Aber ob das jetzt grüne Außerirdische mit kleinen Antennen auf dem Kopf sind – so wie wir uns früher vielleicht mal die „Marsianer“ vorgestellt haben – oder ob das einfach nur Bakterien sind oder irgendwelche Pflanzen, das kann ich nicht sagen. Aber ich bin recht sicher, die Vielfaltdort draußen ist viel, viel größer, als wir uns vorstellen können."
Welchen Job hast du in der Rakete?
„In der Rakete ist ja eigentlich nur Treibstoff. Auf der Spitze der Rakete sitzt dann eine Raumkapsel. Und in dieser kleinen Kapsel sitzen dann meine drei Kollegen und ich. Und ich bin in dieser Kapsel eigentlich nur ein „Missions-Spezialist“. Das ist ein schöner Name, aber das bedeutet, dass ich mich hauptsächlich auf die Forschung in der ISS konzentriere. Während des Flugs mit der Rakete – also in den ersten 12 Minuten – bin ich nur ein Passagier."
Ist es dort eher heiß oder kalt?
„In unserer Raumkapsel ist es angenehm warm, so wie bei euch zu Hause. Wir haben eine Klimaanlage, die funktioniert sehr gut. Meistens ist es etwas zu kühl, sagen die Astronautinnen und Astronauten die bereits damit geflogen sind, und deswegen nehmen wir auch alle einen Pulli mit."