In unserer Fotostrecke zeigen wir euch die größten Erfolge aus 20 Jahren Tierschutzarbeit:
Herr Dungler, wie kam es zur Gründung von VIER PFOTEN?
VIER PFOTEN wurde 1988 von mir in Wien gegründet. Am Anfang waren wir nur eine Handvoll Tierfreunde mit einer Vision: Wir wollten etwas gegen die Tierquälerei in unserer Gesellschaft tun. Über Pelztierfarmen wusste damals zum Beispiel keiner Bescheid. Ich habe versucht, mir ein paar anzuschauen: Das war fast unmöglich. Die wollten nicht, dass die Öffentlichkeit sieht, was da passiert - dass hochsensible Tiere wie Füchse oder Nerze in kleinen Käfigen in ihrem eigenen Kot sitzen müssen. Mir wurde klar: Ich muss etwas unternehmen. Einfach einen Banner malen, mich hinstellen und sagen "Stopp, das ist Tierquälerei!". Das war damals der Beginn. Heute haben wir Büros in elf Ländern und insgesamt 208 Mitarbeiter.
Was macht VIER PFOTEN?
Wir zeigen, wie es den Tieren wirklich geht: ob in Mastanlagen, auf Pelzfarmen oder im Zirkus. Wir verhandeln mit der Wirtschaft und setzen uns aktiv für bessere Gesetze ein. Wir informieren die Öffentlichkeit mit Aktionen und rufen zum Mitmachen auf. Wir kümmern uns aber auch ganz direkt um Tiere in Not: In unseren Bärenwäldern in Deutschland, Bulgarien, dem Kosovo, Österreich und der Ukraine finden Bären aus schlechter Haltung ein neues Zuhause. Löwen und Tiger aus Zirkussen und Zoos nehmen wir in unserem Schutzzentrum Lionsrock in Südafrika und Felida in den Niederlanden auf. Und in Osteuropa kümmert sich das Team von VIER PFOTEN um Straßenhunde.
Was sind die größten Schwierigkeiten, mit denen Sie alltäglich zu kämpfen haben?
Widerstände gibt es vor allem von denen, die wirtschaftliche Vorteile aus den Tieren ziehen. Von denen, die möglichst viel, möglichst billig produzieren wollen und die Tiere als Ware sehen. Ein großes Problem ist, dass tierische Lebensmittel einfach zu billig sind. Viele sagen: Man kann sich nichts mehr leisten, es wird alles so teuer. Tatsächlich aber geben wir heute viel weniger von unserem Geld für Lebensmittel aus als früher. Das heißt, es wird immer mehr, immer billiger hergestellt, von immer schlechterer Qualität. Jemand muss dafür bezahlen - und hier sind es die Tiere. Ich finde, dass der Umgang mit Tieren nichts mit Geld oder mit Luxus zu tun hat, sondern mit persönlicher Einstellung, mit Werten, mit Leben und vor allem mit Respekt.
Wie können Kinder im Tierschutz und vielleicht sogar bei VIER PFOTEN mithelfen?
Viele unserer Kampagnen leben vom Mitmachen! Auf unserer Website veröffentlichen wir immer wieder Online-Aktionen, an denen jeder teilnehmen kann. Zum 20. Jubiläum von VIER PFOTEN in Deutschland "brüllen" wir zum Beispiel für ein Wildtierverbot im Zirkus. Jeder kann die Kampagne unterstützen und den Tieren seine Stimme geben. Zum Beispiel indem man ein "Brüll-Video" mit dem Handy aufnimmt und auf www.vier-pfoten.de/bruellen hochlädt. Natürlich sollten Kinder darauf achten, die Teilnahme an Online-Aktionen vorher mit den Eltern abzusprechen!
In 20 Jahren haben Sie sicher viel erlebt. Was waren Ihre Highlights?
Eines meiner schönsten Erlebnisse mit VIER PFOTEN war die Rettung von Löwen aus einem rumänischen Zoo. Auch wenn jede Rettung berührend und wunderbar ist, so war dieser Transport für mich doch etwas ganz Besonderes. Wir brachten die Tiere in unser Großkatzenrefugium nach Lionsrock. Dann kam der große Moment, als der Transportkäfig geöffnet wurde, und Octavian, einer der Löwen, vorsichtig herauskam. Als seine Pfote auf dem Gras aufsetzte, zuckte er zurück - er war offensichtlich noch nie in seinem Leben auf Gras gestanden. Er kannte nur Beton und war zuerst sehr erschrocken. Er traute sich dann auch erst nach ein paar Versuchen, seine ersten Schritte in die Freiheit zu setzen. Nach wenigen Wochen sah ich ihn wieder. Er lief auf dem großen Areal herum, als hätte er nie etwas anderes gekannt. Das sind die Momente, in denen ich weiß, warum ich meinen Job mache.
Einer unserer großen Erfolge international ist das Verbot der Haltung von Tanzbären in Bulgarien. Hier wurde einer sehr barbarischen, tierquälerischen Tradition endlich ein Riegel vorgeschoben. Und auch die Tatsache, dass unsere erfahrenen Streunerhilfe-Teams mittlerweile international so anerkannt sind, dass wir letztes Jahr sogar von der UN-Mission im Sudan angefragt wurden, um vor Ort Hunde zu kastrieren, zeigt sicherlich, dass wir einiges richtig machen.
Darauf, und auf die vielen großen und kleinen Erfolge, die dank des großartigen Teams rund um VIER PFOTEN, gefeiert werden konnten, bin ich sehr stolz.
Haben Sie ein Lieblingstier?
Nein. Bei meiner täglichen Arbeit mit den unterschiedlichsten Tierarten wird mir immer wieder vor Augen geführt, wie großartig jede Art aber auch jedes Individuum ist. Wenn man beobachten kann, wie sanftmütig Bären sind, wie neugierig und lernfreudig Affen sind, oder wie eine Großkatze aus dem Zirkus die ersten Schritte in Lionsrock macht und das erste Mal ein Gespür dafür bekommt, was Freiheit bedeutet, wird einem erst wieder bewusst, wie klein man selbst neben so besonderen Geschöpfen ist.