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Für die Menschen war die Sonne lange Zeit ein großes Rätsel. Sie ging jeden Morgen auf, wanderte langsam über den Himmel und ging jeden Abend wieder unter. Da die Menschen sich die Geschehnisse in der Natur nicht erklären konnten, machten sie die Götter dafür verantwortlich. Auch das Licht der Sonne wurde ihrer Meinung nach von einem Gott oder einer Göttin gesteuert.
Schon sehr früh merkten die Bewohner der Erde, dass die Sonne von großer Bedeutung für ihr Leben war und sie ohne sie nicht leben konnten. Die Sonne schien im Sommer länger und die Tiere bekamen ihre Jungen, die Pflanzen begannen zu blühen und zu wachsen. Im Winter, wenn die Sonne nur kurz schien, verwelkten die Pflanzen und viele Tiere starben oder hielten Winterschlaf.
Die alten Völker
Bei allen alten Völkern unserer Erde spielten Sonnengötter und Sonnengöttinnen eine große Rolle. Die drei bedeutungsvollsten Stämme im alten Amerika, die Mayas, die Inkas und die Azteken, verehrten die Sonne als die höchste Gottheit. Den Göttern der Sonne wurden viele Opfer gebracht - neben Obst und anderen Köstlichkeiten wurden bei den Azteken sogar Menschen geopfert.
Die Japaner beteten den Sonnengöttin Amaterasu an. In Indien, wo die Hindus leben, gibt es den Sonnengott Surya und im alten Babylonien wurde der Sonnengott Schamasch verehrt. Auch in Europa findet man Spuren der Sonnenverehrung.
Von den Dänen weiß man, dass sie früher die Sonne vergötterten, und in Griechenland findet man den berühmten Koloss von Rhodos, eine 30 Meter hohe Statue. Sie gehört zu den sieben Weltwundern der Antike und wurde zu Ehren des Sonnengottes Helios errichtet.
Die Kelten errichteten in Südengland vor 3500 bis 4000 Jahren eine Ringanlage aus meterhohen Steinblöcken, die auch Stonehenge genannt wird. Ihre Bedeutung blieb lange ein Geheimnis. Heute vermuten die Forscher, dass die Kelten dort die Sonne, den Mond und die Sterne beobachteten.
Der Sonnengott der Ägypter
Ägypten war 3000 Jahre lang ein mächtiger Staat am Mittelmeer. Mithilfe des Nils und der Sonne gelang es den Ägyptern, einen Teil ihres Landes zu kultivieren, der sonst unfruchtbar gewesen wäre. In der griechischen Mythologie gibt es viele Götter, darunter auch den Gott des Nils und den Sonnengott. Oft waren sie eine Mischung aus Mensch und Tier - der Sonnengott Ra hatte zum Beispiel den Kopf eines Falken und den Körper eines Menschen.
Ra war der höchste Gott in Ägypten, er hatte Himmel und Erde erschaffen. Eines seiner Augen war die Sonne, das andere der Mond. Tagsüber fuhr er mit seinem Boot von Osten nach Westen und beleuchtete mit seinem Sonnenauge die Erde. Abends bestieg er sein Nachtboot, das auf einem unterirdischen Nil nach Westen gezogen wurde.
Dieser Nil floss durch das Reich der Toten, die - genau wie die Lebenden - an seinem Ufer lebten. Genau wie die Menschen, wurde Ra mit den Jahren älter und schließlich von dem Gott Horus abgelöst. Bis zum Jahr Null gab es immer wieder neue Sonnengötter. Heute gibt es keine mehr, weil die Ägypter zum großen Teil Moslems oder Christen sind und nicht mehr an Sonnengötter glauben.
Die ersten Sonnenforscher
Da unsere Sonne schon sehr alt ist, haben sich bereits viele Wissenschaftler mit ihr beschäftigt. Ungefähr 500 Jahre vor Christus begannen griechische Philosophen, die Natur genauer zu betrachten. Viele von ihnen begannen zu bezweifeln, dass Götter die Sonne lenkten. Sie vermuteten, die Sonne bestehe aus einem selbstleuchtenden Stoff.
Der griechische Philosoph Aristoteles nahm an, dass die Sonne sehr weit entfernt sei und eine glatte, weiße und makellose Oberfläche habe. Außerdem überlegte er sich ein System, bei dem sich die Planeten um die Erde und um ihre eigenen Bahnen drehten. Die meisten anderen Philosophen waren der gleichen Meinung wie Aristoteles.
Aristarchos aus Samos aber glaubte, dass die Sonne und nicht die Erde der Mittelpunkt des Universums sei und dass sich die Planeten um sie bewegen. Er hielt die Sonne für größer als die Erde und nahm an, sie sei sehr weit von ihr entfernt. Das kommt dem heutigen Wissenstand näher, als die Theorien der anderen Philosophen.
Der Astronom Theophrastos aus Athen entdeckte etwa 300 v. Chr. kleine schwarze Flecken auf der Oberfläche der Sonne. Er machte die erste überlieferte Beobachtung von Sonnenflecken, aber leider interessierte sich niemand für seine Entdeckung. Den Theorien des Aristoteles wurde am meisten geglaubt.
Der große Entdecker Kopernikus
Bis zum Jahre 1543 gab es in der Erforschung unseres Universums keine großen Fortschritte mehr. In diesem Jahr aber wagte es der polnische Pfarrer und Astronom Nikolaus Kopernikus, die Theorie des Aristoteles öffentlich in Frage zu stellen. In einem Buch vermutete er, die Sonne sei der Mittelpunkt des Alls und die Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn drehten sich in kreisförmigen Bahnen um sie herum.
Die Theorie des Kopernikus erlangte enorme Bedeutung, weil die Menschen plötzlich nicht mehr als Herrscher des Universums in der Mitte standen, sondern nur auf einem ganz gewöhnlichen Planeten wohnten. Nach dem Erscheinen des Buches erlebte die Astronomie einen neuen Aufschwung und viele neue Ideen wurden entwickelt.
Galileo Galilei erforscht das Sonnensystem
Galileo Galilei, ein italienischer Forscher, fertigte kurz darauf das erste Fernrohr und beobachtete damit, dass Planeten wie Erde und Mond in unserem Sonnensystem kugelförmig sind. Er entdeckte außerdem die Sonnenflecken, wie schon Theophrastos, und machte bedeutende Beobachtungen über ihr Auftauchen und Verschwinden.
Die Kirche stellt sich in den Weg
Die Erkenntnisse der Forscher widersprachen der allgemeinen Vorstellung, dass die Erde eine Scheibe sei. Sie widerlegten den Glauben, die Erde sei der Mittelpunkt des Universums. Die neuen Überlegungen regten die Menschen dazu an, das Bekannte und Gewohnte in Frage zu stellen. Ansehen und Glaubwürdigkeit der Kirche wurden stark angegriffen.
Viele Wissenschaftler wurden daraufhin angeklagt. Galileo Galilei wurde vor Gericht gestellt und musste seine Arbeit beenden. Der italienische Astronom Giordano wurde sogar auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil er die Theorie aufgestellt hat, dass die Sterne weiter entfernt seien als die Sonne.
Ab Mitte des 17. Jahrhunderts war die technische Entwicklung so weit, dass die Kirche ihren Glauben aufgeben musste. Die veralteten Theorien von Aristoteles wurden widerlegt und der Weg öffnete sich für neue, moderne Errungenschaften.