Spitzenmäßig: Der Igel
Er bringt es höchstens auf 30 Zentimeter Länge, hat keine scharfen Zähne, keine starken Pranken oder Klauen und tapst mit seinen kurzen Beinchen eher gemächlich durch die Landschaft. Klingt nicht nach einem besonders furchteinflößenden Wesen.
Und trotzdem: Für Hunde, Füchse oder Katzen gibt es mindestens 5000 „spitzenmäßige“ Gründe, sich von ihm fernzuhalten: So viele Stacheln nämlich trägt ein ausgewachsener Braunbrustigel, wissenschaftlich Erinaceus europaeus, auf dem Rücken.
Fühlt er sich bedroht, stellt er seine Rückendeckung mit Muskelkraft auf und verwandelt sich in ein „Nadelkissen“. Oder er rollt sich zur Kugel ein, quetscht Kopf, Rumpf und Hinterteil zusammen und verschwindet so in seinem piksigen Panzer. Und weil sich kaum jemand an solch eine Kratzbürste herantraut, hat der Igel hierzulande außer Dachsen und großen Eulen tatsächlich kaum natürliche Feinde.
Doch auch ihm selbst sind seine steifen Stacheln bisweilen ein Dorn im Auge – buchstäblich. Vor allem bei der Körperpflege stören sie. Sich abschlecken, um den Rücken zu reinigen? Fast unmöglich! Und so nisten sich Flöhe, Milben und Zecken nur allzu gern auf dem Igel ein.
Ein Igel bleibt meist allein
Und das, obwohl der doch vor allem eines möchte: seine Ruhe! Allenfalls zur Paarungszeit wird es unruhig, wenn das Männchen um ein Weibchen wirbt. Ist er zum Zuge gekommen, sucht der Igelmann aber auch gleich wieder das Weite. Denn am liebsten tippelt ein Igel nachts allein durch Parks oder Gärten und sucht nach Leckerbissen wie Käfern, Würmern oder Nacktschnecken. Dabei verlässt er sich auf seine hervorragende Spürnase und sein Gehör. Besonders gut sehen kann er nämlich nicht.
Tagsüber verzieht sich der Eigenbrötler in eine seiner versteckten Behausungen unter Büschen oder in Baumhöhlen. Auf eine geschmackvolle Inneneinrichtung legt er dabei keinen Wert: Ein paar Blätter, Gräser und Zweige als Polsterung müssen genügen. Besuch empfängt er ja ohnehin nicht.

Betonierte Gefahr
Auch auf die Nähe zu einer Siedlung und auf eine gute Verkehrsanbindung könnte der Igel bei der Wahl seiner Bleibe wohl gut verzichten. Schätzungen zufolge sterben nämlich etwa die Hälfte seiner Artgenossen auf den Straßen. Obwohl der Igel mit seinen kurzen Beinen immerhin bis zu zehn Kilometer pro Stunde zurücklegt, kann er vor einem Auto, das über die Straße braust, nicht fliehen. Und da helfen ihm auch Einrolltaktik und Stacheln nicht weiter.
Wann Igel Hilfe brauchen
Trotzdem gilt: Nicht jeder Igel, den wir in der Natur entdecken, braucht unsere Hilfe. Viele Menschen sammeln die Tiere im Herbst einfach ein, weil sie denken, sie kämen allein nicht über den Winter. Das ist nicht nur falsch, sondern verstößt sogar gegen das Gesetz. Denn Igel stehen unter Naturschutz. Nur kranke oder verletzte Tiere sowie Junge, die ihre Mutter verloren haben, brauchen Unterstützung. In einem solchen Fall solltet ihr euch mit eurem Findling unbedingt an einen Tierarzt wenden.
Allen anderen Igeln hilft es am meisten, wenn Menschen ihre Gärten so gestalten, dass die Tiere leicht hinein- und hinausgehen können und genug geschützte Unterschlüpfe finden. Wer möchte, kann im Herbst zusätzlich eine kleine Futterstätte einrichten. Mit Katzenfutter aus der Dose oder ungewürztem Rührei etwa.
Denn gerade jetzt braucht der Igel ordentlich Futter, um sich Winterspeck anzufressen. Wenn nämlich im Spätherbst die Temperaturen fallen und die Tage kürzer werden, bettet er sich zum Winterschlaf und verpennt die kalten Monate. Atmung und Stoffwechsel laufen im Energiesparmodus, und er zehrt von seinen Fettreserven. Alle zwei Wochen etwa muss er allerdings raus – um sein Geschäft zu verrichten und vielleicht den einen oder anderen Happen zu verschlingen. Allein natürlich – und in aller Ruhe.