Wieso helfen wir?
Solange wir klein sind, ist Helfen für uns eine stinknormale Sache. Das hat der Entwicklungspsychologe Joscha Kärtner von der Universität Münster in Tests mit 15 bis 30 Monate alten Kindern herausgefunden. "Einjährige Kinder heben ganz selbstverständlich den Stift auf, den ihre Mutter fallen gelassen hat. Oder sie holen, ohne zu murren, eine Tasse und stellen sie auf den Tisch, wenn sie jemand darum bittet", erklärt er.
Sind wir jedoch erst einmal raus aus den Kleinkinderschuhen, sieht die Sache schon anders aus. Wenn unsere Eltern, Großeltern und Lehrer Wert darauf legen, dass wir hilfsbereit sind und dies vorleben, ist das Wissen tief verankert und einander beizustehen selbstverständlich.
Manche Menschen werden aber so erzogen, dass sie ihre Bedürfnisse stets in den Vordergrund stellen. Sie helfen zwar auch, oftmals aber aus taktischen Gründen, nach dem Motto: Wenn ich ihr jetzt zur Hand gehe, muss ich bei meinem nächsten Umzug meinen Kram auch nicht allein schleppen.
Wem helfen wir?
Stehen wir nämlich in der Schuld einer Person, lehnen wir ihre Bitte nur ungern ab. Zudem kreisen in unserem Kopf jede Menge Überlegungen, wenn uns jemand um Hilfe bittet, etwa: Finde ich die Person nett? Fühle ich mich in der Lage, ihr aus der Patsche zu helfen?
"Wir unterstützen eine Person außerdem eher, wenn wir das Gefühl haben, dass sie nichts für ihre Situation kann"“, sagt Joscha Kärtner. Und dann spielt natürlich auch die Hilfsbereitschaft der anderen Person eine Rolle: Hat sich unser Gegenüber in der Vergangenheit als "Hilfsmuffel" gezeigt, greifen wir ihr nur ungern unter die Arme.
Helfen alle Menschen der Erde gleich?
Es gibt Länder und Kulturen, in denen stellen sich die Frage gar nicht, ob man anderen Menschen hilft. "In weiten Teilen Indiens etwa ist das von klein auf absolut selbstverständlich. Ob ich jemandem etwas schuldig bin oder nicht, ist völlig egal – Helfen ist Pflicht", sagt Joscha Kärtner.