Körper Wen juckt's?

Körper: Wen juckt's?
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Na uns alle hin und wieder. Leider. Einige beginnen schon, sich zu kratzen, wenn sie nur über Läuse, Mückenstiche oder andere Juckreiz-Auslöser lesen. Ihr hoffentlich nicht, denn wir haben hier einen ganzen Text übers Jucken …

Stellt euch vor, ihr wärt Raumfahrerinnen oder Raumfahrer. Ihr geht auf dem Mond spazieren, seht unseren Weltraum, unendliche Weiten. Ein magischer Moment! Plötzlich juckt euch die Nase. Doch euer Kopf steckt im Helm. Wie um Himmels willen sollt ihr euch jetzt kratzen?

Wir sind uns wohl einig: Jucken nervt! Egal ob Mückenstiche, Kopfläuse oder Windpocken – dieses lästige Gefühl stört schöne Momente, bringt uns bisweilen gar um den Schlaf. Und das Schlimmste: Wir können es nur sehr schwer ignorieren.

Auslösen tut den Juckreiz der Stoff Histamin. Unser Körper stellt ihn her, wenn die Haut gereizt wird, zum Beispiel durch einen Insektenstich. Sofort aktiviert das Histamin Nervenleitungen, und eine Kettenreaktion startet: Die Nerven senden das Signal »Achtung, Fremdkörper auf der Haut!« ans Gehirn. Die gereizte Stelle juckt, immer stärker. Schon wird ein Reflex ausgelöst: Wir kratzen uns.

Auf diese Weise, durch das Kratzen, werden andere Nervenleitungen aktiv: Sie geben ein Schmerzsignal weiter, und ein Wettrennen zum Gehirn startet – Juckreiz gegen Schmerz. Die Signale fahren nebeneinander durch den Körper wie zwei Züge, die auf derselben Strecke unterwegs sind, aber unterschiedliche Gleise benutzen. Der „Juck-Zug“ ist ein eher langsamer Güterzug. Der „Schmerz-Zug“ hingegen die Expressverbindung. An der Weiche zum Gehirn kann nur einer weiterfahren. Logisch, dass der Schnellere gewinnt. Für den Juckreiz schließt sich die Schranke. Er wird unterdrückt und ist erst einmal nicht mehr spürbar.

Tatsächlich also hilft Kratzen gegen das Jucken. Mehr noch: Bei Windpocken schubbern wir uns damit sogar Viren aus der Haut. Blöd nur: Kratzen schädigt die Haut auch. Wenn wir mit den Fingernägeln wieder und wieder über die gleichen Stellen schaben, entstehen erst Wunden, dann vielleicht sogar Narben, die für immer bleiben. Deswegen predigen Eltern, Omas, Opas, Ärztinnen und Ärzte so oft: „Ja nicht kratzen!“

Das bedeutet allerdings, gegen die eigenen Reflexe zu handeln – und ist zum Verrücktwerden. Der Reflex staut sich im Kopf wie Autos auf einer Straße. Doch es ist möglich, das eigene Gehirn auszutricksen: Kratzt beim nächsten Jucken statt auf der Haut einfach mal auf einem Kissen herum. Das Kissen funktioniert wie ein Blitzableiter für den Kratzreflex.

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Übrigens: Auch Raumfahrende haben eine Methode gefunden, sich zu kratzen, zumindest wenn die Nase juckt: In ihrem Helm klebt vorn ein kleines Stück Klettverschluss. An dem können sie ihren Zinken rubbeln.