Arbeitsalltag eines Holzwissenschaftlers:

Ich leite am Thünen-Institut in Hamburg die Holzsammlung, die "Xylothek", wie wir Experten sagen. In hohen Regalen und Schubkästen horten wir über 30 000 Muster und 50 000 haardünne Schnitte von 12 000 verschiedenen Baum- und Straucharten. Unsere Proben sind sozusagen Fingerabdrücke der Bäume. Sie helfen, Hölzer zu bestimmen.
Ich bekomme täglich Anfragen, etwa von Baumärkten, die wissen wollen: Sind die Gartenstühle aus jenem Holz gebaut, das draufsteht, oder aus einem geschützten? Manchmal habe ich auch den Zoll in der Leitung, der im Hamburger Hafen einen Container mit verdächtigen Hölzern geöffnet hat. Dann muss ich zum Fundort.
Etwa 200 Hölzer erkenne ich auf den ersten Blick, nur mit Lupe. Ansonsten schneide ich eine winzige Probe etwa aus dem Gartenstuhl und gleiche die später im Labor unter dem Mikroskop mit Holzmustern aus der Sammlung ab. Oft ist es die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Da ziehe ich viele Schubladen auf, bis ich das passende Muster gefunden habe.
Zeit im Wald:
Wenig. Im Beruf beschäftigen mich Bäume ja erst, wenn sie gefällt und verarbeitet sind.
Besonders bemerkenswert:
Hin und wieder gleicht unser Institut einem Musikladen, voll mit Gitarren und Geigen. Seit 1992 nämlich ist das violettbraune Tropenholz Rio-Palisander so streng geschützt wie Elfenbein. Wer damit handelt oder - mit Absicht oder nicht - eine Gitarre aus Rio-Palisander kauft, macht sich strafbar. Viele Musiker lassen darum ihre Instrumente bei uns checken. Dabei eine Gitarre von Beatles-Star John Lennon oder von Peter Maffay in Händen zu halten - das ist schon was.
Ausbildung
Mein Interesse für Holz ist vermutlich angeboren. Mein Großvater hatte eine Tischlerei. Mich interessierte aber mehr die Forschung: Also habe ich Holzwirtschaft in Hamburg studiert. Währenddessen habe ich mich zum ersten Mal mit dem Schutz von Wäldern beschäftigt - und kämpfe seither mit meinen Mitteln für einen fairen Holzhandel.
Tipp:
Man muss für sein Thema voll einstehen, dann ist man gut.