Der Alltag eines Naturfilmers:
Gerade komme ich aus dem Great-Smokey-Mountains- Nationalpark an der Ostküste der USA zurück. Dort habe ich zwei Wochen im Tarnzelt ausgeharrt, um zu filmen, wie kleine Schwarzbären aus ihren Höhlen kommen und den Wald entdecken.
Nun sitzt mein Kollege im Zelt und hält die Stellung. Wir sind oft Monate, manchmal gar Jahre mit einem Film beschäftigt. Denn natürlich gibt es ein Drehbuch, aber die Natur hat am Ende ihr ganz eigenes.
Zeit im Wald:
Im Schnitt drei Tage die Woche. Anderntags sitze ich im Büro, plane die Filme, hole Drehgenehmigungen ein.
Besonders bemerkenswert an diesem Beruf:
So viele Momente! Für meinen Kinofilm "Das grüne Wunder" habe ich am Neusiedlersee in Österreich kämpfende Hirschkäfer gefilmt. Für "Wildes Skandinavien" campierten wir acht Tage im Regen - und dann stolzierten eines Abends Doppelschnepfen fast direkt vor unserem Zelt her.
Oder jetzt, in den Smokey Mountains: Endlich kroch eine Bärenmutter mit drei Jungen aus ihrer Höhle, wir im Abstand von etwa 50 Metern hinterher. Aber dann: ein Grunzen, mit dem die Mutter ihre Kleinen auf einen Baum scheuchte. Sie selbst kam in unsere Richtung zurück.
Beim Anblick von Bärenmutter-Augen gefriert dir das Blut in den Adern, und du hoffst nur, dass deine Ausrüstung nicht klappert und das Regenzeug nicht raschelt. Das mögen Bären gar nicht. Zum Glück beruhigte sich die Bärenmutter schnell - und wir fanden bald den Grund für die Aufregung heraus: Ihr viertes Junges war noch in der Höhle.
Ausbildung
Man kann Film und Regie studieren. Ich bin zufällig daran geraten. Als ich zwölf war, suchte ein Dokumentarfilmer jemanden, der ihn im Münchner Umland zu Kreuzottern führen konnte. Das war ich! Wir waren daraufhin oft gemeinsam unterwegs. Und dann, während meines Biologie-Studiums, durfte ich meine ersten eigenen Filme drehen.
Tipp:
Man muss sich für Kameratechnik interessieren in meinem Job, doch vor allem für Tiere. Man muss wissen, wann sie sich wo wie verhalten. Nur dann hat man die Chance, schöne Bilder einzufangen.