Wie wir die Welt retten: Tim im Einsatz bei der Jugendfeuerwehr
Wie wir die Welt rettenTim im Einsatz bei der Jugendfeuerwehr
Das Wasser hat Wucht! Darum halten immer zwei bis drei Jungen und Mädchen den Schlauch fest. Sowieso geht es bei der Jugendfeuerwehr nur gemeinsam! Die Mitglieder lernen von Anfang an, dass sie ein Team sein müssen
Feuer frei für den elfjährigen Tim aus Hamburg! Seit sechs Jahren ist er Teil der Jugendfeuerwehr Kirchwerder Süd in Hamburg. Er lernt, Brände zu löschen und Leben zu retten
Wissen!Stichwort: Feuer
Ein Feuer entsteht, wenn es einen Brennstoff gibt, also zum Beispiel Holz, Kohle, Öl oder Benzin, und Sauerstoff, der im richtigen Mengenverhältnis da- mit in Berührung kommt. Kommt Wärme hinzu, etwa ein Funke oder eine Flamme, wird das Feuer in Gang gesetzt.
Alle zwei bis drei Minuten brennt es laut Statistik in einer deutschen Wohnung. Selten brennt das ganze Haus, meist sind es nur einzelne Räume oder Gegenstände, die rasch gelöscht werden können oder sogar von selbst ausgehen. Zu jedem vierten Brand rückt die Feuerwehr an. Im Jahr 2017 war das deutschlandweit mehr als 203000-mal.
In den meisten Gemeinden hilft die Freiwillige Feuerwehr, wenn es brennt. Also Männer und Frauen, die neben ihren normalen Berufen Einsätze fahren. In Deutschland gibt es rund 23000 Freiwillige Feuerwehren, und über 100 Berufsfeuerwehren mit Männern und Frauen, die fest angestellt arbeiten.
"Folgende Lage. Brennt: Auto!“, sagt Tim mit fester Stimme. Es ist ein lauer, trockener Juniabend im Südosten von Hamburg. Tim steckt in einem blau-orangefarbenen Schutzanzug und dirigiert elf Mädchen und Jungen, die wie er in blau-orangefarbenen Schutzanzügen stecken und in zwei Reihen geordnet vor ihm stehen. „Verteiler nach einer B-Länge! Angriffstrupp über die Wiese auf das Objekt vor!“, ruft der Elfjährige. „Los!“
Laien verstehen da nur Bahnhof. Die Jungen und Mädchen aber wissen, was jetzt zu tun ist: Sie sprinten los. Drei laufen in Richtung Hydrant, einer Armatur am Straßenrand, die mit dem städtischen Wassernetz verbunden ist. Drei weitere machen sich daran, auf der großen Wiese, auf der die Übung stattfindet, meterlange weiße Schläuche auszurollen. Der Rest der Gruppe läuft gemeinsam mit Tim quer über das Gras. Immer zu zweit hieven sie die Strahlrohre am Ende der Schläuche vom Boden hoch. Wasser marsch!
Um das Löschwasser aus einer Leitung auf drei Strahlrohre umzulegen, nutzen Tim und seine Kameradinnen und Kameraden einen sogenannten Verteiler. Die Abgänge können sie wie bei einem Wasserhahn einzeln auf- und zudrehen
Tim ist Gruppensprecher der Jugendfeuerwehr Kirchwerder Süd, einer von 63 Jugendfeuerwehrgruppen in Hamburg. An jedem zweiten Montag treffen sich die Jungen und Mädchen für zwei Stunden auf der Wache. Sie lernen, wie ein Brandeinsatz funktioniert, üben mehrere Kilogramm schwere Schläuche zu rollen oder deren Enden zu kontrollieren, während pro Minute bis zu 400 Liter Wasser aus ihnen herausdonnert. An diesem Abend geht es um einen Autobrand – aber natürlich keinen echten. In Wahrheit „begießen“ die jungen Feuerwehrleute einfach die trockene Wiese vor dem Feuerwehrhaus. Denn bei einem echten Einsatz mitzumischen ist erst ab 18 Jahren erlaubt.
„Ich kenne die Befehle, die ein Gruppenführer der Feuerwehr wissen muss“, erklärt Tim später. „Darum kann ich die anderen anleiten.“ Denn in einer Einsatztruppe sind die Ansagen für jede Situation genau vorgegeben, und für jeden Einsatz ist geregelt, wer als Teil des Schlauchtrupps die Wasserleitungen verlegt oder im Angriffstrupp das Feuer bekämpft. Wenn es brennt, muss es schnell gehen. Da ist keine Zeit für lange Besprechungen.
Betreuer Timo Sprandel erläutert den jungen Feuerwehrleuten die nächste Übung: Tim versucht, einen eingerollten Schlauch geradeaus ins Gitter auszurollen. Klingt einfach, ist es aber nicht – ein einzelner Schlauch wiegt immerhin rund elf Kilogramm!
Doch die Feuerwehr löscht längst nicht nur Brände. Alle Feuerwehrleute haben auch eine Ausbildung zum Notfallsanitäter gemacht. Geht bei der Leitstelle ein Notruf ein, ist die Feuerwehr oft schneller zur Stelle als ein Rettungswagen aus dem Krankenhaus. Mehr als 203 000-mal rückte die Feuerwehr im Jahr 2017 aus, weil es in Deutschland brannte. Aber mehr als zwei Millionen Mal war sie im gleichen Jahr bei einem medizinischen Notfall im Einsatz. Darum lernen auch Tim und seine Kameradinnen und Kameraden, wie Erste Hilfe funktioniert. Sie wissen, wie sie einen Menschen in die stabile Seitenlage bringen oder einen Druckverband anlegen, um eine starke Blutung zu stillen.
„Die Erste-Hilfe-Übungen machen mir am meisten Spaß“, sagt Tim. Aber ist es nicht schwer, das alles zu lernen? „Nö“, sagt Tim. „Bei uns kann jeder mitmachen. Wichtig ist nur, dass man Lust hat, sich zu bewegen, nett ist und zur Gruppe passt. Den Rest lernt man dann mit der Zeit!“
Machen!Bricht ein Feuer aus, zählt jede Sekunde. So bringt ihr euch in Sicherheit:
Ruhe bewahren! Entdeckt ihr zu Hause einen Brand, müsst ihr zwar rasch handeln, wichtig ist aber, dabei dennoch ruhig zu bleiben.
Haus verlassen! Ist das Treppenhaus sicher, verlasst mit allen Hausbewohnern so schnell es geht das Haus. Wohnt ihr in einem Mehrfamilienhaus, schließt dabei unbedingt die Wohnungstür hinter euch und alarmiert die Nachbarn. Benutzt auf keinen Fall den Aufzug, er könnte stecken bleiben.
Feuerwehr rufen! Sobald ihr euch in Sicherheit gebracht habt, wählt die 112, das ist die Nummer der Feuerwehr. Sie trifft nach wenigen Minuten ein und löscht das Feuer. Falls ihr euer eigenes Handy nicht in der Hosentasche habt, leiht euch das eines Nachbarn oder Passanten.
Bemerkbar machen! Liegt das Feuer so, dass ihr nicht über das Treppenhaus fliehen könnt, schließt die Tür zu dem Raum, in dem es brennt, und verstopft den Türspalt am Boden mit einem nassen Handtuch oder T-Shirt, um die Brandgase möglichst abzuhalten. Denn für die meisten Menschen ist nicht das Feuer selbst lebensgefährlich, sondern die giftigen Gase im Rauch. Weil der zunächst nach oben steigt, kauert euch möglichst tief hin und ruft so schnell es geht die Nummer 112 an. Sobald ihr das Martinshorn der Feuerwehr hört, stellt euch ans Fenster und winkt mit den Armen, damit euch die Feuerwehrleute entdecken. Sie holen euch dann mit der Drehleiter über das Fenster oder den Balkon aus der Wohnung und löschen das Feuer.