Warum haben in den USA so viele Menschen eine Waffe?
In den USA gibt es ungefähr so viele Einwohner wie private Schusswaffen. Viele Menschen benutzen sie, um an Schießständen zu üben oder jagen zu gehen – beides ist in den USA sehr beliebt. Manche legen sich auch eine Waffe zu, weil sie damit sich selbst und ihren Besitz verteidigen wollen.
Um das zu verstehen, muss man die Geschichte des Landes kennen: Nach der Gründung der USA entstand im Jahr 1789 eine Liste mit Grundrechten für alle Bürger. Darunter: das Recht, eine Waffe zu besitzen und zu tragen. Damals, vor mehr als 200 Jahren, misstrauten viele Menschen dem Staat und meinten, sich selbst vor Gefahren schützen zu müssen. Auch wenn sich seitdem viel verändert hat: Diese Haltung ist noch immer weit verbreitet. Viele US-Amerikaner wollen sich ihr Grundrecht nicht nehmen lassen.
Wer kann eine Waffe kaufen - und wo?
In den USA kommt man sehr leicht an Schusswaffen, mancherorts kann man sie sogar im Supermarkt kaufen. Außerdem gibt es im ganzen Land fast fünfmal mehr Waffenläden als McDonald’s- Restaurants. Erwachsene, die ihren Ausweis oder Führerschein vorzeigen, dürfen in so einem Geschäft einkaufen: Pistolen, Munition, sogar automatische Schnellfeuergewehre.
Auf "gun shows", Verkaufsmessen für Waffen, brauchen Amerikaner oft nicht mal einen Ausweis. Dort gibt es auch Waffen in bunten Farben oder mit aufgemalten Comicfiguren, mit denen die Hersteller schon Kinder für das Schießen begeistern wollen. In Deutschland wäre all das undenkbar. Hier dürfen nur bestimmte Personen wie Jäger oder Polizisten eine Waffe besitzen.
Wie gefährlich sind die vielen Waffen?
Leider sterben in den USA so viele Menschen durch Schusswaffen wie in kaum einem anderen Land der Welt: Jedes Jahr sind es durchschnittlich 30.000 Einwohner – das entspricht der Bevölkerungszahl einer mittelgroßen Stadt! Immer wieder gibt es gezielte Angriffe, bei denen Täter auf Menschengruppen feuern.
Erst im Februar dieses Jahres kam es erneut zu so einem Amoklauf: Ein 19-Jähriger stürmte eine Schule in Parkland im Bundesstaat Florida und erschoss 14 Schüler und drei Erwachsene. Neben solchen Gewalttaten gibt es außerdem oft Unfälle mit Waffen: Manchmal finden zum Beispiel Kinder ungesicherte Pistolen und schießen versehentlich auf sich oder andere.
Warum tun Politiker nichts dagegen?
Einige haben es versucht, auch der vorige Präsident Barack Obama. Nach einem Amoklauf im Jahr 2012 hielt er weinend eine Rede und versprach, für strengere Waffengesetze zu kämpfen. Doch er blieb erfolglos, weil andere Politiker gegen eine Veränderung stimmten.
Viele von ihnen hören auf eine mächtige Organisation: die National Rifle Association (NRA), übersetzt "Nationale Gewehr-Vereinigung". Die NRA mit ihren etwa fünf Millionen Mitgliedern setzt sich für Waffenbesitzer im Land ein. Durch Mitgliedsbeiträge hat die NRA viel Geld und unterstützt damit Politiker, die Waffen befürworten – etwa den derzeitigen Präsidenten Donald Trump. Umgerechnet rund 27 Millionen Euro steckte sie in seinen Wahlkampf!
Umgekehrt macht die NRA Politiker schlecht, die sich gegen Waffen aussprechen. Aus Angst, Wähler zu verlieren, schließen sich darum viele von ihnen der NRA an.
Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?
Das Thema Waffen entzweit die Bevölkerung wie kein anderes. Vor allem Menschen aus ländlichen Gegenden wollen nicht auf ihr Grundrecht verzichten. Sie argumentieren: Um die USA sicherer zu machen, brauche man mehr Waffen und nicht weniger. Unsinn, sagen andere Gruppen und kämpfen für das Gegenteil: Nach dem Amoklauf in Parkland organisierten Jugendliche landesweit Protestmärsche gegen Waffen.
Mehr als eine Million Amerikaner gingen nach der Tat auf die Straße, um ihre Wut zu zeigen – eine der größten Demonstrationen in der Geschichte der USA! Auch wenn dies für die Waffengegner ein Grund zur Hoffnung ist, wird der Streit im Land noch lange weitergehen.
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