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Schlangen Tigerpython

Tigerpython in den USA
Diese beiden Pythonfänger haben eine 4,60 Meter lange Tigerpython geschnappt. Für eine so große Schlange kassieren sie von der Regierung umgerechnet fast 300 Euro Prämie. Der Staat hofft, die Tiere mithilfe solcher "Kopfgeldjäger" wieder loszuwerden
© Michael Freifeld/AP/dpa Picture-Alliance
In ihrer Heimat Südostasien gilt die Tigerpython als gefährdet – am anderen Ende der Welt, in den USA, als Plage. Wie kann das sein? Das lest ihr in sechs Fragen und sechs Antworten über die riesigen Würgeschlangen

Woher stammt die Tigerpython ursprünglich?

Die Tigerpython kommt ursprünglich aus den Regenwäldern Südostasiens. In der schwülwarmen Hitze des Tages dösen die Würgeschlangen zusammengerollt im sumpfigen Gras. Nach Sonnenuntergang beginnen sie ihre lautlose Jagd nach Nagern, Reptilien oder Vögeln.

Haben sie ein Opfer aufgespürt, packen sie es zunächst mit ihren spitzen Fangzähnen. Anschließend wickeln sie ihren muskulösen Körper um die Beute, erwürgen sie und verschlingen sie mit Haut und Haar.

Immer wieder werden die Jäger allerdings selbst zu Opfern: Die Einwohner Südostasiens jagen Tigerpythons und zerstören ihren Lebensraum. Deshalb schrumpft der Bestand der Schlangen dort. Doch die Tiere haben inzwischen eine zweite Heimat gefunden – insbesondere im Süden des US-Bundesstaates Florida, gut 15 000 Kilometer entfernt.

Wie kam die Tigerpython von Asien in die USA?

Tigerpythons waren in den 1980er- und 1990er-Jahren in den USA beliebte Haustiere. Was viele nicht bedachten, als sie sich ein Jungtier zulegten: Tigerpythons gehören zu den größten Schlangen der Welt.

Bei guter Pflege und in Gefangenschaft wird eine Tigerpython ("Python molurus molurus") manchmal noch riesiger als in der freien Natur: bis zu acht Meter lang und 175 Kilogramm schwer. Einigen Besitzern wuchsen die Tiere über den Kopf, sie setzten ihre Schmuseschlangen einfach in den nahe gelegenen Sümpfen aus.

Zudem fegte 1992 Wirbelsturm "Andrew" über den Süden Floridas hinweg. Er riss Dächer von den Häusern und zerschmetterte Fensterscheiben, auch die von Zoohandlungen. Die Tigerpythons, die dort lebten, entglitten in die Freiheit – eine Flucht mit Folgen.

Verbreitungskarte der Tigerpython
Der Dunkle Tigerpython (Python bivittatus) lebt ursprünglich in den tropischen und subtropischen Urwäldern in Südostasien, also etwa in Thailand, Vietnam und Südchina. Inzwischen besiedelt er aber auch vor allem den Süden des US-Bundesstaates Florida. In der Wildnis lebende Tiere werden etwa drei bis sieben Meter lang und besonders stattliche Exemplare bis zu 90 Kilogramm schwer.
© Geo Grafik

Schutz in den Everglades von Florida

Denn die Schlangen kamen in der neuen Umgebung bestens zurecht. Besonders im Schutzgebiet des Everglades-Nationalparks, wo es wie in ihrer ursprünglichen Heimat schön warm und feucht ist, fühlen sich die Tiere wohl. Eine ausgewachsenen Schlange muss sich nicht einmal vor Feinden fürchten, weil es diese dort schlicht nicht gibt.

Dazu kommt: Tigerpythons vermehren sich rasant. Ein Tigerpython-Weibchen legen im Frühjahr bis zu 100 Eier, aus denen nach wenigen Monaten Minipythons schlüpfen. Heute leben die Schlangen bereits seit mehreren Generationen in den USA und gelten als heimisch.

Wirklich gefährlich können die Pythons den Bewohnern dort nicht werden. Ein Biss ist zwar schmerzhaft und könnte sich entzünden, aber als Würgeschlangen sie sind ungiftig – und Menschen stehen nicht auf ihrem Speiseplan. Trotzdem stellen Naturschützer und Einwohner den der Tigerpython inzwischen auch in den USA nach…

Warum werden die wendigen Würgeschlangen gejagt?

Weil sie eine Plage sind. Bis zu 100.000 Tigerpythons leben schätzungsweise bereits in Florida. Und sie fressen alles, was ihre feine Nase erschnüffelt. Selbst Hirsche und Alligatoren verschlingen sie im Ganzen. Besonders beliebte Beutetiere sind Waschbären, Hasen und Beutelratten.

Fast alle davon sind heute aus dem Everglades-Nationalpark verschwunden. Einige Naturschützer meinen, dass die Tigerpython ("Python molurus molurus") daran schuld sei. Sie glauben: Nur wenn man die Zahl der Pythons verringert, könnten sich andere Tierbestände wieder erholen. Floridas Naturschutzbehörde veranstaltete deshalb schon dreimal eine Pythonjagd.

2013, 2016 und im Frühjahr 2017 schlichen wochenlang Hobbyjäger und Abenteurer durch die Sümpfe Floridas. Sie schossen mit Gewehren auf die Schlangen oder schnappten sie mit bloßen Händen. Doch der Erfolg war eher bescheiden: Bei der ersten und zweiten Jagd wurden insgesamt nur 174 Riesenschlangen erlegt.

Tigerpython würgt einen Alligator
Die Würgeschlangen verbreiten sich rasant, auch weil sich ausgewachsene Tiere kaum vor Feinden fürchten müssen. Bisweilen wagen sie es sogar, Alligatoren anzugreifen
© ZUMA/imago

Weshalb ist es so schwierig, die Riesenschlange zu fangen?

Weil sie fast unsichtbar sind: Ihr braun-beiges Rückenmuster tarnt sie perfekt. Schlangenjäger schlendern bisweilen direkt an den Tigerpythons vorbei, ohne sie zu bemerken. Deshalb wurden sogar Spürhunde auf den Geruch der Riesenschlangen abgerichtet.

Sie können die Reptilien auch aus weiter Entfernung erschnüffeln – allerdings nur, wenn sich die Pythons an Land schlängeln. Sobald sie in den Sümpfen des Everglades-Nationalparks abtauchen, entgehen sie auch der besten Spürnase.

Werden sich Pythons in den USA weiter ausbreiten?

Darüber streiten Wissenschaftler noch. Einige nehmen an, dass das entlang der Küste und in den Südstaaten der Fall sein könnte. Dort soll es aufgrund des Klimawandels künftig noch wärmer werden – perfekt für die Pythons.

Andere Forscher sagen jedoch, dass die Riesenschlangen nur im Süden Floridas ausreichend Nahrung finden und andere Gebiete deshalb nicht erobern werden. Einfach abwarten, was passiert, möchte allerdings niemand. Der Termin für die nächste Jagd auf die Python- Plagegeister ist schon in Planung.

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