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Reptilien Schlangen - Die leisen Jäger

Sie schleichen sich aus ihren Verstecken, wenn sie Hunger haben. Dann vergiften oder erwürgen sie ihre Beute: Schlangen sind lautlose Jäger, die auf der Pirsch eine Menge Tricks auf Lager haben

Inhaltsverzeichnis

Reptilien: Die Dünnschlage gehört zur Familie der Nattern. Die grüne Färbung bietet eine perfekte Tarnung wenn sie sich durch die Bäume schlängelt.
Die Dünnschlage gehört zur Familie der Nattern. Die grüne Färbung bietet eine perfekte Tarnung wenn sie sich durch die Bäume schlängelt.
© Theo Allofs/CORBIS

Wenn der Boden steinig ist und dick bemoost, wird jeder Schritt zur Mutprobe. Lauert hinter dem kantigen Brocken etwa eine Schlange? Oder kriecht sie unter dem Farn entlang? Abertausende der schuppigen Kriechtiere schlängeln sich durch das Dickicht der Regenwälder, in Asien und Mittelamerika zum Beispiel.

Oder sie schieben sich Zentimeter um Zentimeter über die trockenen, sandigen Steppen im südlichen Afrika. Oft tarnen sie sich so gut, dass Menschen sie gar nicht bemerken. Doch genau aus diesem Grund fürchtet sich unsereins vor Schlangen. Diese Angst begleitet die Menschen seit jeher.

Unsere Ahnen kamen in der Urzeit schließlich oft genug durch einen giftigen Biss ums Leben. Auch heute noch sterben bis zu 100 000 Menschen pro Jahr an den Folgen eines Schlangenbisses, schätzen Forscher. Und das, obwohl die giftigen Vertreter unter den knapp 3000 bekannten Arten in der Minderheit sind - nur etwa eine von zehn Schlangen ist giftig. Die meisten Tiere greifen auf der Jagd zu anderen Mitteln.

Die Wahl der Waffen

Würgeschlangen wie Boas oder Pythons - ihr Name sagt es ja schon - würgen ihre Beute, drücken ihr also die Luft ab. Andere Schlangen verschlingen ihre Opfer bei lebendigem Leib mit Haut und Haar. Es sind eben Raubtiere, und zwar solche mit extrem geschärften Sinnen. Schlangen spüren selbst kleinste Erschütterungen des Bodens über ihren Unterkiefer.

Außerdem nehmen sie Gerüche besonders empfindlich wahr. Einerseits über die Nase, andererseits über ihre gespaltene Zunge. Dank der beiden Spitzen können sie sogar unterschiedliche Düfte gleichzeitig "riechen". Und zwar, indem sie die Zunge im Inneren des Mauls zum sogenannten Jacobson’schen Organ führen.

Das sind zwei kleine Einbuchtungen im Gaumen, an denen die Duftstoffe analysiert werden. So "erschnuppern" Schlangen früh, wenn sich ein Beutetier nähert. Viele Arten sind zudem in der Lage, durch ihr Grubenorgan vorn am Kopf Wärme wahrzunehmen, die Körpertemperatur einer Maus zum Beispiel.

Ohnehin ist der ganze Schlangenkörper fürs Jagen und Fressen wie gemacht: Das Skelett besteht aus vielen beweglichen Wirbeln und ist dadurch besonders biegsam. Außerdem versetzt es Schlangen in die Lage, sich Beutetiere einzuverleiben, die viel größer sind als sie selbst. Die Verdauung der Mahlzeit dauert dann oft mehrere Tage, bisweilen sogar Wochen. In dieser Zeit legen die Tiere eine ausgiebige Jagdpause ein.

Tarnen und Tricksen

Gut, dass sie auch dann bestens getarnt sind: Schlangen, die fast nur am Boden kriechen, tragen häufig ein graubraunes Schuppenkleid. Ihre Verwandten auf den Bäumen schimmern meistens

grün. Dank der Tarnfarben geraten die Tiere nicht so schnell ins Visier ihrer Feinde wie Greifvögel, Krokodile oder Raubkatzen. Werden sie dennoch entdeckt, entpuppen sich einige Arten als große Schauspieler. Ringelnattern etwa stellen sich tot, um Angreifer in Sicherheit zu wiegen.

Klapperschlangen erzeugen drohende Geräusche, indem sie ihre Schwanzrassel schwenken. Kobras richten sich auf und vergrößern den Körperumfang unterhalb des Kopfes, um mächtiger zu wirken. Viele Giftschlangen tragen ein besonders schrilles Schuppenkleid und warnen damit vor sich selbst. Das hat manche weit weniger gefährlichen Verwandten dazu gebracht, diesen natürlichen Schutz nachzuahmen.

Die Rote Königsnatter etwa. Ihre Schuppen schimmern rot, schwarz und gelb, als sei sie die Zwillingsschwester der tödlichen Harlekin-Korallen- schlange. Sie ist eben - wie alle Schlangen - eine Meisterin im Tarnen, Tricksen, Täuschen.

Herz, Lunge, Magen, Nieren - Schlangen haben die gleichen Organe wie andere Wirbeltiere auch. Nur sind die Innereien bei Schlangen viel "länger gezogen". Durch ihre Form haben Schlangen zudem eine sehr große Oberfläche. Das hilft ihnen dabei, ihre Körper in der Sonne sehr schnell aufzuheizen - denn als wechselwarme Tiere passen sie ihre Temperatur der Umgebung an. Ist es ihnen zu kalt, rollen sie sich zusammen.

Die Rekordhalter unter den Schlangen

Mit einer Geschwindigkeit von über 20 Kilometer in der Stunde ist sie etwa so schnell wie die weltbesten Marathonläufer. Damit spurtet die hochgiftige Schwarze Mamba ganz klar auf Platz eins!

Der Netzpython schlängelt sich vor allem durch die Regenwälder in Südostasien. Das längste bislang gefundene Exemplar maß an die sieben Meter - so viel wie zwei hintereinander parkende Kleinwagen!

In der Karibik ist die Schlankblindschlange zu finden - manchmal zumindest. Sie wird nur zehn Zentimeter lang und lebt meist unterirdisch. Dort ernährt sie sich von Ameisen- und Termitenlarven.

Keine Schlangenart bringt mehr Gewicht auf die Waage als die Große Anakonda. Geschichten über Exemplare von mehr als 200 Kilogramm sind wahrscheinlich übertrieben, aber 80 bis 90 Kilogramm wiegen manche der Kriechtiere schon.

Der Inlandtaipan lebt nur in einem kleinen Wüstengebiet des australischen Kontinents. Menschen begegnen ihm deshalb selten. Zum Glück: Mit dem Gift eines Bisses könnte er über 200 Erwachsene töten!

GEOLINO Nr. 06/13 - Helden: Wer hat das Zeug zum Überflieger?

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