"Frau Jung will uns doch veräppeln!", ruft Lukas und blickt entgeistert in sein Latein-Buch. Neugierig schaut seine Schwester Julia ihm über die Schulter: "Das müssen wir alles zu morgen lernen? Wie soll ich den ganzen Lernstoff heute noch in meinen Kopf kriegen?" Julias und Lukas' Oma Erna setzt sich zu ihnen an den Tisch und fragt: "Wieso gibt euch die Lateinlehrerin denn so viel auf einmal auf?"
"Weil Malte und die anderen Jungs so viel Quatsch gemacht haben, sodass wir im Unterricht nicht so schnell voran gekommen sind!", ruft Julia verärgert, "Jetzt sollen wir zur Strafe drei Vokabellektionen lernen, über die wir morgen einen Test schreiben."
"In der letzten Stunde war Frau Jung noch so begeistert von unserer Leistung, dass wir gar keine Latein-Hausaufgaben aufbekommen haben. Und jetzt sowas!", stöhnt Lukas und blickt auf die ewig lange Vokabelliste, die Julia und er zum nächsten Tag auswendig können müssen. Julia nickt zustimmend.
"Na eure Lateinlehrerin regiert aber auch wirklich mit Zuckerbrot und Peitsche", meint Oma Erna und schüttelt verwirrt den Kopf. Dann geht sie in die Küche, um ihren Enkeln Kakao und Waffeln zu machen - so lernt es sich doch erheblich leichter..
Was die Redewendung bedeutet
Die sprichwörtliche Redensart "Zuckerbrot und Peitsche" ist erst seit dem 19. Jahrhundert belegt. Zuckerbrot ist ein alte Bezeichnung für süßes Gebäck. Das verlockende Gebäck ermutigte die Kinder, sich brav zu verhalten, während die Peitsche notfalls für den nötigen Nachdruck sorgte.
Das Zuckerbrot und die Peitsche stehen somit für Belohnung und für strenge Strafen. Wer mit "mit Zuckerbrot und Peitsche regiert", wechselt also oft zwischen Milde und Strenge hin und her.
Julias und Lukas' Lateinlehrerin Frau Jung regiert die Klasse redensartlich also auch "mit Zuckerbrot und Peitsche", da sie manchmal sehr streng, manchmal aber auch sehr gütig handelt.