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Weltveränderer Konfuzius

Konfuzius Statue
Statue von Konfuzius am konfuzianischen Tempel in Shanghai
© Colourbox
Als China vor 2500 Jahren im Bürgerkrieg versinkt, macht sich der Gelehrte Konfuzius auf, seinen Landsleuten eine neue Moral beizubringen. Noch heute folgen viele Millionen Menschen in Asien seinen Lehren

Steckbrief: Konfuzius

  • Name: Konfuzius
  • Nationalität: chinesisch
  • Lebensdaten: 551 v. Chr. bis 479 v. Chr.
  • Zitat: "Der Weg ist das Ziel."

Über Gott nachzudenken, hielt der chinesische Philosoph Konfuzius für Zeitverschwendung. Seine Lehren beschäftigen sich nur mit den Menschen und wie sie miteinander umgehen sollen.

Konfuzius: Kluger Mann auf Wanderschaft

Unglaublich! Wie kann das sein? Voller Sorge läuft der Herzog der chinesischen Provinz Qi auf und ab. Es beunruhigt ihn, was er aus Lu erfährt, dem verfeindeten Nachbarstaat: Der galt lange als schwach, weil es im Land drunter und drüber ging. Der Fürst von Lu? Ein Faulenzer!

Aber dann wurde ein gewisser Konfuzius als Minister eingestellt - und innerhalb von drei Jahren stieg Lu zum gefährlichen Konkurrenten auf! Ein paar Gebiete hat Qi schon an den Nachbarn verloren, und auch sonst soll aus Lu ein Paradies geworden sein: Im ganzen Land, berichten die Spitzel des Herzogs, gibt es keine Diebstähle mehr!

Da fällt ihm eine List ein. Er schickt seinem Nachbarn 80 hübsche Tänzerinnen. Die sollen ihn von der Arbeit ablenken. Und tatsächlich: Der Fürst von Lu verliert die Lust an der Politik. "Verschwinde!", faucht er Konfuzius an, als der ihn an seine Pflichten erinnern will.

Wieder einmal muss der kluge Mann auf Wanderschaft gehen. In ganz China will kein Herrscher lange auf ihn hören! Zu dieser Zeit ahnt noch niemand, dass er einmal einer der einflussreichsten Denker der Geschichte werden wird; dass seine Philosophie ganz Asiens erfasst; dass noch heute die Kinder in den chinesischen Schulen seine Weisheiten lernen.

Wer war Konfuzius?

Der Philosoph wird 551 vor Christus im Fürstentum Lu, der heutigen Provinz Shandong, als Kind einer verarmten Adelsfamilie geboren. In jungen Jahren schlägt er sich als kleiner Beamter durch. Mal beaufsichtigt er Scheunen, mal eine Viehherde.

China, das Riesenreich, ist zu jener Zeit zerrissen. Seit Jahrhunderten liegen die Provinzfürsten im Krieg miteinander. Verbrecherbanden nutzen das Chaos und tyrannisieren die Bevölkerung.

Wie kann man Ordnung herstellen? Viele erfahrene Männer im Land beschäftigen sich mit dieser Frage. Der Herrscher solle seine Untertanen durch harte Strafen erziehen - sagen die einen. Nein, sagen andere, das moderne Leben sei an allem schuld! Die Menschen sollten wieder in der Natur leben, wie früher. Da habe es schließlich keine Kriege gegeben.

Konfuzius, der die alten chinesischen Gelehrten studiert hat, hält beide Standpunkte für falsch. Er ist überzeugt: Ordnung kommt ganz von allein, wenn sich die Menschen in China wieder darauf besinnen, moralisch zu handeln. Wenn jeder Mensch freundlich ist und pflichtbewusst, gibt es auch keinen Streit!

Schön und gut. Aber wie werden Streithammel plötzlich zu guten Menschen? Ganz einfach, findet Konfuzius: durch Lernen! Überall, wo er hinkommt, nimmt der Philosoph Schüler auf. Reiche unterrichtet er gegen Bezahlung, arme Bauernburschen kostenlos. Er bringt ihnen die alten Bräuche bei, Schreiben und Rechnen - alles, was man braucht, um als Beamter bei einem Fürsten zu dienen.

Vor allem aber lehrt Konfuziu, tugendhaft zu handeln: Dass man seine Versprechen unbedingt halten und jeden Tag darüber nachdenken soll, ob man wirklich fleißig und freundlich war. Oder dass Neid und Unzufriedenheit unnötige Gefühle sind. Denn beide ließen sich leicht beseitigen. Man müsse nur tüchtig sein und noch mehr lernen. "Sieh zu, dass du besser wirst, dann hast du auch Erfolg!", sagt Konfuzius zu Nörglern.

Konfuzius-Tempel
Konfuzius-Tempel in Taipeh, Taiwan
© Colourbox

Die Lehren des Konfuzius

Konfuzius lebt fast zur gleichen Zeit wie die berühmten griechischen Philosophen um Sokrates. Aber seine Lehre unterscheidet sich in wichtigen Punkten. So beschäftigt er sich nur mit dem Alltag der Menschen. Über Götter nachdenken? Für Konfuzius reine Zeitverschwendung. Manche Experten sehen darin einen Grund, dass sich bis heute in China keine der großen Religionen durchsetzen konnte.

Auch von allgemeinen Rechten für das Volk hält Konfuzius wenig. "Der Fürst sei Fürst. Der Diener sei Diener", lehrt er. Das heißt: Die Untertanen müssen gehorchen, wenn der Herrscher ihnen einen Befehl erteilt. Als er selbst Minister in Lu ist und ein frecher Beamter ihn zornig macht, lässt er ihn hinrichten.

Man sollte meinen, dass jeder Fürst einen solchen Denker gern einstellt. Aber Konfuzius ist auch zu den Mächtigen streng und fordert, sie sollten Vorbild sein und sich um ihre Untertanen kümmern. Als sich einmal bei ihm ein Minister über Diebe beschwert, weist Konfuzius ihn zurecht: "Wäret ihr selbst nicht so gierig, dann würden die Menschen auch nichts stehlen!"

So etwas hören die Regierenden nicht gern. Kein Wunder also, dass Konfuzius nirgends lange bleibt.

Anerkennung findet der Philosoph erst nach seinem Tode. Seine Schüler haben die Lehren des Meisters aufgeschrieben und verbreiten sie im ganzen Land. Durch dieses Buch mit dem Namen "Lunyu" wissen wir über Konfuzius Bescheid. Als China um das Jahr 200 vor Christus geeint wird, erheben die Herrscher seine Lehre, den Konfuzianismus, zu einer Art Religion. Bis heute hat sich an der Verehrung des großen Denkers nicht viel geändert.

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