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Komponist Richard Wagner: der umstrittenene Musiker

Richard Wagner
Richard Wagner (1813-1883)
© Zlatko Guzmic / Fotolia
Er verprasste Geld, das er nicht hatte, ließ angeblich Bomben basteln, beschimpfte jüdische Konkurrenten - und hinterließ der Welt herrliche Opern. Kaum ein Komponist wird so geliebt wie Richard Wagner, und so gehasst. Heute erinnern Festspiele in Bayreuth an den umstrittenen Musiker

Kurz-Steckbrief: Wer war Richard Wagner?

  • Name: Wilhelm Richard Wagner
  • Geboren: 1813 in Leipzig, Deutschland
  • Gestorben: 1883 in Venedig, Italien
  • Bekannt als: deutscher Komponist, Dramatiker, Schriftsteller, Regisseur und Dirigent
  • Verehrt für: Wagner prägte die Oper mit berühmten Stücken wie "Der Ring des Nibelungen" und "Die Walküre"

Wie lebte Richard Wagner?

Mit 24 wurde Richard Wagner Musikdirektor in Riga an der Ostsee. Er war frisch verheiratet, verdiente gut. Aber er konnte nicht mit Geld umgehen. Schon zwei Jahre später musste Richard Wagner vor den vielen Gläubigern flüchten, bei denen er Schulden hatte. Sein Segelschiff geriet in schreckliche Stürme. Von Sinnen vor Angst glaubte der Komponist, im Sturm ein Schiff zu sehen. Später wird es in der Oper "Der fliegende Holländer" über die Bühnen segeln.

Wie der geheimnisvolle Holländer, der ruhelos über die Meere irren muss, kam auch Richard Wagner nie zur Ruhe. 1843 bekam er in Dresden zwar den Spitzenposten des königlich-sächsischen Hofkapellmeisters. Als aber 1848 die Revolution ausbrach, ließ der Musiker angeblich Bomben für die Revolutionäre basteln - und wurde kurze Zeit später per Steckbrief gesucht. Alles war verloren. Richard Wagner floh in die Schweiz.

Wagner war ziemlich klein, aber er hatte Riesenkräfte. Mehrere Male überquerte er zu Fuß die Alpen. Er arbeitete Tag und Nacht, komponierte oder plante Opern und gab in ganz Europa Konzerte als Dirigent. Die Schulden standen ihm bis an die Nase - aber Richard Wagner war einfach nicht der Mann, der sparsam leben konnte. Er wollte immer in Luxusquartieren wohnen und sich in teure Pelze, Samt und Seide kleiden.

"Ein Wunder muss mir jetzt begegnen, sonst ist's aus", schrieb Richard Wagner 1864 an einen Freund. Und das Wunder geschah: Das Schicksal führte den Unglücklichen mit König Ludwig von Bayern zusammen, seinem größten Fan. Der König war so vernarrt in den Komponisten, dass er ihn "Erhabener, göttlicher Freund" nannte, oder "Wonne des Lebens! - Heiland, der mich beseligt!" Ludwig beglich alle Schulden seines Lieblings und spendierte ihm riesige Summen.

Aber da gab es ja noch Richard Wagners Lebensziel - eine Oper, die vier Abende lang dauern sollte. Wagner arbeitete seit mehr als 30 Jahren daran: "Der Ring des Nibelungen". Er erzählt darin das große Märchen vom Schicksal der Welt. Riesen und Zwerge kommen vor, Götter und Menschen und ein goldener Zauberring, den nur gewinnen kann, wer für immer auf die Liebe verzichtet hat. Reichtum und Macht im Tausch für Liebe - solch ein Riesenstück passte in kein normales Theater. Dazu brauchte man Festspiele! Richard Wagner forderte, schmeichelte und brüllte. Und bekam - dank König Ludwig - am Ende alles.

In der Vorführung saßen der brasilianische und der deutsche Kaiser und viele berühmte Künstler und Politiker, als 1876 die ersten Bayreuther Festspiele über die Bühne gingen. Richard Wagner war nun sehr müde. Aber auch zufrieden mit sich. 1883 starb er im Urlaub in Venedig. Er hinterließ Millionen begeisterter Fans und erbitterter Feinde. Die Festspiele um den Zauberring aber gibt es bis heute.

Musik im Dienst der Politik

Die meisten von euch hören Musik wahrscheinlich aus Spaß - um sich zu entspannen, oder weil man dazu gut tanzen kann. Aber Musik wird auch politisch eingesetzt. Das seht ihr zum Beispiel an der Nationalhymne, die jedes Land der Erde hat. Wenn die deutschen Fußballer vor einem Spiel der Nationalmannschaft 'Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland' singen, dann ist das so eine Art Bekenntnis: Die Spieler wollen damit ausdrücken, dass sie sich ihrem Land verbunden fühlen. Und dass sie alles tun werden, um zu gewinnen.

Leider wurde Musik von skrupellosen Politikern auch oft missbraucht, um Menschen für dunkle Ziele zu gewinnen - wie im Fall Beethoven. Am Schluss seiner 9. Sinfonie singt der Chor: 'Alle Menschen werden Brüder!'; und Naziführer wie Hitler, der bekanntlich Millionen jüdischer und anders denkender 'Menschenbrüder' ermorden ließ, saßen in der ersten Reihe, klatschten und schmückten sich so mit dem Komponisten. In Festakten und bei Weihnachtsfesten, sogar im Krieg, sollten die deutschen Soldaten mit seiner Musik motiviert werden.

Hitler vergötterte aber auch Wagner. Kein Wunder: In dessen Opern wimmelt es nur so von blonden Germanen, von alten deutschen Sagen und Bräuchen. Besonders gern hatte er Wagners Hetzschriften gegen das 'Judentum in der Musik'. In denen beschimpfte der Komponist auf übelste Weise seine jüdischen Kollegen - nur weil er deren Musik nicht mochte.

Viele Menschen halten deshalb Wagner für einen schlimmen Judenfeind. In Israel etwa sind seine Opern heute noch verpönt. Andererseits gibt es auch Experten, die Wagner verteidigen: Sie weisen darauf hin, dass er auch viele jüdische Freunde hatte und Rassisten mied.

GEOLINO Nr. 11/02 - Geschwister: Warum sie zusammenhalten, warum sie sich streiten

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