Manchmal, so heißt es, muss man Menschen zu ihrem Glück zwingen. Zwingen wollen wir euch natürlich nicht, aber zumindest überreden – zu singen. Jetzt. Kein Scherz. Also, bitte: eins und zwei und drei – singt! Was auch immer euch durch den Kopf dudelt. Ob „Last Christmas“ oder „Lasst uns froh und munter sein“. Egal, was ihr anstimmt – Hauptsache, ihr bringt die Stimmlippen zum Schwingen. Auch ob ihr Klang oder Krach macht, ist dabei schnuppe. Selbst schiefe Lieder können verzaubern, vielleicht nicht unbedingt eure Zuhörerschaft, aber euch selbst. Denn Singen macht glücklich! Davon sind Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Fachgebieten überzeugt. Mehr noch: Sie stimmen wahre Lobeshymnen an, wenn es ums Singen geht.
Medizinerinnen und Mediziner etwa begeistert, dass schon nach wenigen geträllerten Takten der Atem stärker und tiefer strömt, sodass unser Körper besser mit Sauerstoff versorgt wird. Das Wichtigste aber geschieht in unseren Köpfen: Das Belohnungssystem in unserem Gehirn schüttet Glückshormone aus. Gleichzeitig fischt es jene Botenstoffe aus der Blutbahn, die uns in Stress und Hektik versetzen. Dieser kleine Rausch stellt sich schon nach ein paar Tönen ein.
Merkt ihr es schon? Dann hört trotzdem noch nicht auf! Denn wer länger und häufiger die Stimme erhebt, kann sogar die körpereigene Abwehr stärken und wird seltener krank. Wenn das mal kein Ansporn ist!
Viele Hirnforschende sagen zudem, dass es für unser Oberstübchen kein besseres Training gibt als das Singen. Um die richtigen Töne herauszubekommen, muss das Gehirn nämlich die feinen Stimmlippen mit all den dazugehörigen Muskeln exakt ansteuern (lest dazu den Kasten auf der nächsten Seite). Keine leichte Aufgabe! Denn damit später schöner Gesang und Verständliches zu hören ist, müssen sich auch Mund, Lippen und die Zunge passend dazu bewegen.
Trällert ihr nicht nur für euch allein, sondern probt sogar im Schulchor fürs Weihnachtskonzert mit? Prima! Denn beim Chorsingen lernen wir noch dazu, uns auf andere einzustellen – eine der Grundvoraussetzungen für das menschliche Zusammenleben, sagen Fachleute aus der Gesellschaftsforschung.
Vermutlich hat sich der Gesang genau aus diesem Grund überhaupt erst entwickelt, vor vielleicht 100 000 Jahren, möglicherweise sogar, bevor die Menschen sprechen lernten. Die Musik muss unter unseren Vorfahren für Frieden und ein Gemeinschaftsgefühl gesorgt haben. In den größer werdenden Stammesgemeinschaften gab es wohl die Übereinkunft: Mit wem ich singe, dem gehe ich nicht an die Gurgel, den achte und schätze ich. Bis heute beschwören Menschen mit Gesang ihren Zusammenhalt, über-all auf der Welt. Bei Festen wie an Weihnachten zum Beispiel. In der Kirche oder in der Familie, wenn von den Großeltern bis zu den Enkeln alle die gleichen altbekannten Lieder anstimmen.
Wodurch der Gesang seine verbindende Kraft entfacht? Vor allem durch den Rhythmus, bei dem man einfach mitmuss – behaupten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Und alle, die schon einmal auf einer Tribüne im Fußballstadion saßen, wissen, was damit gemeint ist. Wenn die Fans während des Spiels zu singen und zu klatschen beginnen, bleibt einem kaum etwas anderes übrig als mitzumachen.
Singen schweißt also zusammen, beschwingt, macht schlau und hält gesund. Egal, wie und wo ihr die Stimme erhebt – ob im Chor, in der Dusche, auf dem Schulweg. Überzeugt? Na, dann legt direkt noch mal los: Und eins und zwei und drei …
Hier gibt's noch mehr Fakten:
Eine Studie der University of Texas in den USA zeigt: Nur 15 von 100 Menschen bekommen wirklich keinen geraden Ton heraus. Alle anderen können singen lernen – oder können es einfach so
In den 1990er-Jahren untersuchten Forschende rund 12 000 Schwedinnen und Schweden aus allen Altersgruppen. Ihr Ergebnis: Mitglieder in Gesangsgruppen hatten eine höhere Lebens-erwartung als Menschen, die nicht singen
Beim Singen atmen wir tiefer ein und aus. Dadurch entspannt sich unser Körper so sehr, dass sogar die Pupillen kleiner werden
Singen stärkt das Immunsystem. Forschende untersuchten nach dem Proben den Speichel von Chorsängerinnen und -sängern und fanden darin mehr Antikörper, die Krankheitserreger erkennen und ausschalten, als nach einer Probe, in der sie nur Musik anhörten