Ägypten Malen wie die alten Ägypter
Die Frage "Was wollen wir malen?" ist für die alten Ägypterinnen und Ägypter schnell beantwortet: Im Mittelpunkt ihrer Wandgemälde stehen nämlich meistens MENSCHEN. Also lassen wir einfach den 13-jährigen GEOlino-Leser Paul Puhlmann, seine Hündin Lola und Textredakteurin Verena Linde posieren - und die Illustratorin Katharina Freitag zeichnet los. Regelgerecht, aber anders als zur Zeit der Pharaonen: ganz allein. Damals arbeiten bis zu 30 KÜNSTLER an einem einzigen Bild.
1. SCHRITT: Bei jedem Bild legen die Künstlerinnen und Künstler als Erstes den Rotstift an. Tatsächlich ist damals Rot die normale Skizzenfarbe. Mit Schwarz korrigiert erst die Meisterin oder der Meister die Vorzeichnung. Die ersten Striche sehen dabei immer gleich aus: Die Zeichnerinnen und Zeichner werfen Linien auf die Wand, aus denen sich ein Raster ergibt - das sogenannte Register. Wie das karierte Papier in Schulheften sorgt es dafür, dass die Figuren ordentlich und in der richtigen Größe skizziert werden können. Die Größe jedes Körperteils ist durch das Register festgelegt. Die erwachsene Hauptfigur eines Bildes misst von der Fußsohle bis zum Scheitel genau 18 Kästchen. Streng geregelt ist aber nicht nur die Aufteilung der Fläche, sondern auch die Darstellung der Körper. Die alten Ägypterinnen und Ägypter zeigen Menschen nicht von vorn oder von der Seite, sondern vermischen die Perspektiven: Auge und Augenbraue malen sie von vorn, den Rest des Kopfes von der Seite. Eine weitere Regel lautet: Jede und jeder ist schön – zumindest auf dem Gemälde. Auch ein 80-jähriger Pharao wird als Jüngling präsentiert. Kinder erkennt man an ihrer geringeren Größe und dem rasierten Kopf, den eine einzige Locke ziert. An der Körpergröße der Personen kann man zudem deren Wichtigkeit ablesen: Die Pharaoninnen und Pharaonen sind die größten! Sie überragen zumeist selbst sitzend ihre Untergebenen.