Beim Thema Videospiele scheiden sich die Geister: Für die einen sind Computer- und Konsolenspiele ein toller Zeitvertreib, andere halten solche Spiele hingegen für Zeitverschwendung. Auch beim Thema Lernen und der Frage, wie sich Konsolenspiele auf die Entwicklung bestimmter Fähigkeiten auswirken, wird rege diskutiert. Forscher der Uni Bochum haben sich mit der Frage nun im Rahmen einer Studie beschäftigt.
Das Experiment
Ein Forscherteam der Ruhr-Universität Bochum untersuchte 17 Freiwillige, die über 15 Stunden pro Woche actionbasierte Videospiele spielten. Zusätzlich untersuchten die Wissenschaftler eine Kontrollgruppe mit ebenfalls 17 Teilnehmern, die nicht regelmäßig Computer- und Konsolenspiele spielten.
Beide Versuchsgruppen absolvierten den sogenannten "Wettervorhersagetest", der das Lernen von Wahrscheinlichkeiten erfasst. Dabei zeichneten die Forscher die Hirnaktivität der Versuchsteilnehmer mit der Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) auf.
In jedem Testdurchgang bekamen die Probanden eine Kombination aus drei Spielkarten gezeigt und sollten einschätzen, ob die Karten Regen oder Sonnenschein vorhersagen. Anschließend gaben ihnen die Wissenschaftler die Rückmeldung, ob ihre Antwort richtig war oder nicht. So sollten die Versuchsteilnehmer sie mit der Zeit lernen, welche Symbolkombination für welche Wettervorhersage stand.
Die Kombinationen waren dabei mit unterschiedlich hohen oder niedrigen Wahrscheinlichkeiten für Regen und Sonnenschein verknüpft. Nach Abschluss der Aufgabe füllten die Probanden einen Fragebogen aus, mit dem das erlernte Wissen über die Spielkarten und ihre Bedeutung abgefragt wurde.
Videospiele wirken sich positiv auf die Lernfähig aus
Die Gamer schnitten signifikant besser ab und zeigten während des Tests eine höhere Aktivität in einem lernrelevanten Hirnbereich. Über die Studie berichten Prof. Dr. Boris Suchan, Sabrina Schenk und Robert Lech in der Fachzeitschrift Behavioural Brain Research.
Die Gamer schnitten bei dem Test deutlich besser ab und waren auch wesentlich besser darin, die Spielkarten mit den Wetterwahrscheinlichkeiten zu verknüpfen. Die Analyse der Fragebögen ergab außerdem, dass die Teilnehmer, die mindestens 15 Stunden pro Woche mit Videospielen verbrachten, mehr Einsicht über die Bedeutung der Karten gewonnen hatten.
"Unsere Studie zeigt, dass Videospieler besser darin sind, Situationen schnell zu erfassen, neues Wissen zu generieren und Wissen zu kategorisieren – und das vor allem in Situationen mit hoher Unsicherheit", sagt Erstautorin Sabrina Schenk von der Ruhr-Universität Bochum.
Diese Art des Lernens ging mit einer gesteigerten Aktivität im Hippocampus einher, einem Hirnbereich, der eine entscheidende Rolle für das Lernen und Gedächtnis spielt. "Wir glauben, dass Videospiele bestimmte Gehirnregionen wie den Hippocampus trainieren", Sabrina so Schenk, "Das ist nicht nur für junge Leute spannend, sondern auch für Ältere; denn im Alter führen Veränderungen im Hippocampus dazu, dass die Gedächtnisleistung nachlässt. Vielleicht könnte man das in Zukunft mit Videospielen therapieren."