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Redewendung Sich ins gemachte Nest setzen

Junge Amseln im Nest
© Lilifox / Fotolia
Die deutsche Sprache ist voll von gefiederten Redewendungen wie dieser. Doch was bedeutet es, sich ins gemachte Nest zu setzen? Wir erklären es euch!

"Er setzt sich ins gemachte Nest!"

Sortieren, ausschneiden, kleben, malen, beschriften... Mara und ihre Freundin Greta sitzen am Esstisch und sind mitten in der Arbeit für ihre Collage, die sie am nächsten Tag im Unterricht vorstellen sollen. Nur Jakob, ebenfalls Teil ihrer Projektgruppe, lässt auf sich warten. Nach zwei Stunden kommt ihr Mitschüler schließlich und lässt sich in Fußballklamotten auf einen Stuhl neben sie fallen: "Toll, dass ihr schon mit der Arbeit angefangen habt. Ich war eben noch Fußball spielen!".

"Da bist du ja endlich", entgegnet Mara. "Und wo sind deine Materialien für die Collage, damit du uns helfen kannst?", fragt Greta und schaut Jakob erstaunt an. Dieser zuckt die Schultern: "Tja, also ich habe leider nichts Passendes gefunden. Am Wochenende war einfach so gutes Wetter und ich war die ganze Zeit draußen. Aber ihr beide habt ja genug Material gesammelt - das reicht auch für uns Drei!"

Am nächsten Tag stellen Mara, Greta und Jakob die Collage im Kunstunterricht vor - und ihre Lehrerin ist begeistert: "Dieses Plakat gefällt mir außerordentlich gut. Man sieht, dass Jakob, Mara und Greta sich sehr viel Mühe mit dem Projekt gegeben haben. Ihr bekommt alle eine 1 für diese Arbeit", lobt die Lehrerin sie und lächelt besonders Jakob an.

"Dieses Lob hat Jakob eigentlich gar nicht verdient", murmelt Mara säuerlich und funkelt ihren Mitschüler an, "Der hat sich ja einfach ins gemachte Nest gesetzt!"

Wie die Redewendung entstand

Die Redewendung hat ihren Ursprung in der Tierwelt, genauer im Vogelreich: Die meisten Vogelarten bauen ihre Nester im Frühling - und das ist für die werdenden Vogeleltern richtig harte Arbeit! Ist das Nest an einer geschützten Stelle sicher gebaut und behaglich ausgepolstert, legt die Vogelmutter ihre Eier ins Nest und brütet dieses aus bis die Küken das Licht der Welt erblicken.

Es gibt jedoch eine Ausnahme: Der Kuckuck macht sich nämlich nicht erst die Mühe, mühevoll ein eigenes Nest zu bauen. Stattdessen legt er die eigenen Eier klammheimlich in fremde Nester. Der hinters Licht geführte Vogel brütet nichtsahnend das fremde Kuckucksei zusammen mit seinen eigenen Eiern aus.

So entstand aus dieser Situation die deutsche Redewendung "Sich ins gemachte Nest setzen" - sich selbst ohne eigene Leistung, aber durch die harte Arbeit anderer, einen Vorteil zu verschaffen.

Übrigens: Ähnliche Redewendungen aus dem Tierreich lauten zum Beispiel "sich mit fremden Federn schmücken" und "einen Vogel haben" oder auch "ein Pechvogel sein".

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