Leben in Afrika Ein Mädchen geht seinen Weg

Gekonnt löst  Nabyla die Aufgaben  in der Französischstunde  vorn an der Tafel. 
Gekonnt löst  Nabyla die Aufgaben  in der Französischstunde  vorn an der Tafel. 
© Unicef
Nabyla lebt in Burkina Faso in Westafrika.  Dort über­fielen bewaffnete Gruppen das Dorf der 13-Jährigen.  Sie ergriff die Flucht  – und macht das Beste daraus

Wenn Nabyla an ihr Heimatdorf denkt, drängen sich dunkle Bilder vor die schönen Erinnerungen ihrer Kindheit: Sie sieht rennende Menschen, verängstigte Gesichter, hört noch einmal die lauten Schüsse. „Alles war normal in unserem Dorf, bis plötzlich Gruppen von bewaffneten Männern kamen“, erzählt die 13-Jährige, die eigentlich nicht Nabyla heißt und deren Name  aus Sicherheitsgründen geändert wurde. „Wir flohen, so schnell wir konnten. Fast alles musste ich zurücklassen. Ich hatte große Angst, dass die Männer uns kriegen würden“, erzählt sie.

Nebyla gehört zu den Besten in ihrer Klasse – dafür lernt sie selbst spät abends noch.
Nebyla gehört zu den Besten in ihrer Klasse – dafür lernt sie selbst spät abends noch.
© Unicef

Doch die Familie hat Glück und erreicht die Stadt Kaya im Norden von Burkina Faso. Seit Jahren müssen die Menschen in dem westafrika­ni­schen Land sich vor gewalttätigen Gruppen fürchten. Die An­­greifer überfallen ihre Dörfer, entführen Männer, Frauen und Kin­­der oder töten sie gar. Besonders im Norden sind Terrorgruppen auf dem Vormarsch und versuchen mehr und mehr, die Regionen unter ihre Kontrolle zu bringen. Es sind sogenannte Dschihadisten, die ihre Gräueltaten im Namen des Islam begehen. Nicht nur in Burkina Faso bedrohen sie die Menschen, auch Nachbarländer wie Mali leiden unter ihnen.

Hunderttausende mussten wie Nabyla fliehen und woanders komplett neu anfangen. Und nun soll Kaya Nabylas neue Heimat werden. Sie  ist mit mehr als 120 000 Ein­wohnern die sechstgrößte Stadt des Landes. Die vielen Menschen und Ge­bäude, der Lärm –  all das erschreckt Nabyla bei  ihrer Ankunft. Zunächst weiß ihre Familie nicht, wo sie unterkommen soll. „Wir haben uns gefragt, wo wir schlafen werden, woher wir Wasser bekommen und schließ- lich auch, ob meine Geschwister und ich wieder zur Schule gehen  können“, sagt Nabyla.

Fleißig – das  ist Nabyla auch im Haushalt.  Hier bereitet sie draußen im Hof das Frühstück  für die Familie zu.
Fleißig – das  ist Nabyla auch im Haushalt.  Hier bereitet sie draußen im Hof das Frühstück  für die Familie zu.
© Unicef

Doch dank  der Unterstützung von UNICEF erhält die Familie schnelle Hilfe: zunächst ein Dach über dem Kopf, Wasser und Essen. „Und dann durfte ich zum Glück wieder zur Schule gehen. Dort bekam ich auch Stifte und Schulbücher und habe neue Freunde gefunden“,  erzählt die 13-Jährige. Sie nimmt die Schule ernst, lernt auch zu Hause, wann immer sie kann und nicht im Haushalt hel- fen muss. „Ich weiß, dass ich  später nur einen Job bekomme, wenn ich einen guten Abschluss habe. Deshalb gehe ich gern zur Schule. Außerdem lässt mich der Unterricht die Angst vergessen, die ich vor den bewaffneten Männern hatte.“