Wenn Nabyla an ihr Heimatdorf denkt, drängen sich dunkle Bilder vor die schönen Erinnerungen ihrer Kindheit: Sie sieht rennende Menschen, verängstigte Gesichter, hört noch einmal die lauten Schüsse. „Alles war normal in unserem Dorf, bis plötzlich Gruppen von bewaffneten Männern kamen“, erzählt die 13-Jährige, die eigentlich nicht Nabyla heißt und deren Name aus Sicherheitsgründen geändert wurde. „Wir flohen, so schnell wir konnten. Fast alles musste ich zurücklassen. Ich hatte große Angst, dass die Männer uns kriegen würden“, erzählt sie.

Doch die Familie hat Glück und erreicht die Stadt Kaya im Norden von Burkina Faso. Seit Jahren müssen die Menschen in dem westafrikanischen Land sich vor gewalttätigen Gruppen fürchten. Die Angreifer überfallen ihre Dörfer, entführen Männer, Frauen und Kinder oder töten sie gar. Besonders im Norden sind Terrorgruppen auf dem Vormarsch und versuchen mehr und mehr, die Regionen unter ihre Kontrolle zu bringen. Es sind sogenannte Dschihadisten, die ihre Gräueltaten im Namen des Islam begehen. Nicht nur in Burkina Faso bedrohen sie die Menschen, auch Nachbarländer wie Mali leiden unter ihnen.
Hunderttausende mussten wie Nabyla fliehen und woanders komplett neu anfangen. Und nun soll Kaya Nabylas neue Heimat werden. Sie ist mit mehr als 120 000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt des Landes. Die vielen Menschen und Gebäude, der Lärm – all das erschreckt Nabyla bei ihrer Ankunft. Zunächst weiß ihre Familie nicht, wo sie unterkommen soll. „Wir haben uns gefragt, wo wir schlafen werden, woher wir Wasser bekommen und schließ- lich auch, ob meine Geschwister und ich wieder zur Schule gehen können“, sagt Nabyla.

Doch dank der Unterstützung von UNICEF erhält die Familie schnelle Hilfe: zunächst ein Dach über dem Kopf, Wasser und Essen. „Und dann durfte ich zum Glück wieder zur Schule gehen. Dort bekam ich auch Stifte und Schulbücher und habe neue Freunde gefunden“, erzählt die 13-Jährige. Sie nimmt die Schule ernst, lernt auch zu Hause, wann immer sie kann und nicht im Haushalt hel- fen muss. „Ich weiß, dass ich später nur einen Job bekomme, wenn ich einen guten Abschluss habe. Deshalb gehe ich gern zur Schule. Außerdem lässt mich der Unterricht die Angst vergessen, die ich vor den bewaffneten Männern hatte.“