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Dafür: Hört auf die innere Uhr!
Mit etwa zwölf Jahren verändert sich der Schlafrhythmus von Kindern. Beginnt die Pubertät, tickt die innere Uhr auf einmal anders. Diese regelt den Ablauf unserer Körperfunktionen – und bestimmt damit, in welcher Zeit wir am besten schlafen oder uns konzentrieren können. Viele heranwachsende Jungen und Mädchen würden von Mitternacht bis 9 Uhr morgens im Bett liegen, wenn sie auf ihren Körper hören könnten, sagen Experten. Allein der Schulbeginn zwischen 7.30 Uhr und 8 Uhr hindert sie daran. Zahlreiche Hirn- und Schlafforscher sowie Kinderärzte fordern deshalb: Der Unterricht sollte später starten, er ließe sich schließlich leicht verschieben.
Seine innere Uhr hingegen kann niemand umprogrammieren – und wenn er noch so früh ins Bett geht. Dabei ist es gerade für Teenager wichtig, viel zu schlafen: Acht bis zehn Stunden brauchen sie pro Nacht, um gelerntes Wissen im Langzeitgedächtnis abzuspeichern. Unausgeschlafene Schüler sind schlecht gelaunt, unkonzentriert und schreiben schlechtere Noten. Schlafmangel kann sie sogar krank machen und zu Herz-Kreislauf-Problemen führen.
Andere europäische Länder haben das bereits erkannt: In vielen Schulen in Frankreich, Spanien oder England etwa fängt der Unterricht erst morgens um 9 Uhr an. Auch einige deutsche Schulen haben den Versuch mit einem späteren Start gewagt – und gute Erfahrungen gemacht: Schon wenn die Schüler eine halbe Stunde länger schlafen können, fühlen sie sich besser, beteiligen sich öfter und kommen seltener zu spät.
Dagegen: Die Freizeit kommt zu kurz!
Dass der Unterricht morgens um Punkt 8 Uhr (oder sogar noch früher) losgeht, ist kein Muss: In fast allen deutschen Bundesländern können Schulen den Beginn der ersten Stunde selbst festlegen, aber nur wenige entscheiden sich für einen späten Start. Aus guten Gründen: Würde der Unterricht später beginnen, würde er auch oft bis weit in den Nachmittag dauern. Dann müssten sämtliche Schulen eine Mittagspause haben – und eine Kantine, in der sie Essen anbieten. Das geht ins Geld: Schon im Jahr 2006 rechnete der damalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, vor, dass eine solche Umstellung bundesweit 30 Milliarden Euro verschlingen würde.
Seitdem wurden zwar schon viele Ganztagsschulen eingerichtet, teuer würde die Umgestaltung trotzdem. Außerdem: Mit einem späteren Unterrichtsbeginn plus Mittagspause endet die Schule am Nachmittag locker zwei Stunden später. Für die Schüler bleibt dann viel weniger Freizeit. Wie sollen sie es noch zum Fußballtraining oder zur Klavierstunde schaffen? Und die Hausaufgaben für den nächsten Tag müssen sie auch irgendwann erledigen…
Die Mehrheit der Eltern ist ebenfalls dagegen, dass die Schule später beginnt. Je jünger ihre Kinder sind, desto eher lehnen sie die Idee ab, denn: Wenn ihre Söhne und Töchter den Schulweg noch nicht allein zurücklegen und sie die Kinder erst um 9 Uhr in die Schule bringen könnten, kämen sie nicht rechtzeitig zur Arbeit. Dass der Unterricht für jüngere Kinder früh und für ältere später anfängt, hat vor allem in ländlichen Gebieten ebenfalls wenig Sinn: Dort fährt morgens oft nur ein Schulbus, der alle Kinder einsammelt und an ihren Schulen absetzt – ein neuer Fahrplan mit mehr Bussen müsste her.