Im südöstlichen Winkel Nordrhein-Westfalens läuft eines der spannendsten Artenschutzprojekte Deutschlands: Forscher und Forstleute haben in der Gegend Wisente wiederangesiedelt - Europas größte Landsäugetiere, die in der freien Wildbahn längst ausgerottet worden waren.
Eine mittlerweile siebenköpfige Herde ist in dem Gehege der Wisent-Wildnis zu Hause. Die andere, schon auf 17 Tiere angewachsene Gruppe, streift frei lebend durch das Rothaargebirge. Es ist ein Test. Die Forscher wollen herausfinden: Kann man fast verschwundene Tierarten wirklich retten? Und: Kann dies auch im dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen gelingen, wo sich Wisente, Waldbauern und Wanderer den Forst teilen müssen?
Allgemeines zum Wisent
Wisente (wissenschaftlich Bison bonasus), nächste Verwandte des nordamerikanischen Bisons, lebten einst fast überall im östlichen Europa. Anfang des 20. Jahrhunderts waren sie in freier Wildbahn ausgerottet. Wiederangesiedelte Herden leben heute vor allem in Osteuropa - und in Deutschland im Rothaargebirge.
Bullen messen von der Nasen- bis zur Schwanzspitze bis zu drei Meter und bringen über 800 Kilogramm auf die Waage. Kühe sind kleiner und leichter.
Geschichte des Wisents:
Ab dem Mittelalter rückten die Menschen den Wildrindern immer weiter aufs zottelige Fell. Sie holzten die Wälder ab und stahlen ihnen so den Lebensraum. Und sie begannen, die Tiere rücksichtslos zu jagen. Fürsten, Kaiser und Könige schmückten ihre Gemächer gern mit den gigantischen Schädeln. Spätestens im 16. Jahrhundert waren die Tiere so aus dem heutigen Deutschland verschwunden.
Der weltweit letzte frei lebende Wisent wurde um 1927 im Kaukasus abgeschossen. Gut 60 Tiere aber lebten noch in Zoos und Gehegen, immerhin. Dort wurden sie gehegt und gepflegt, die fittesten unter ihnen weitergezüchtet - die Ahnen aller heute rund 5000 lebenden Wisente! Die meisten Herden streifen durch Polen und Weißrussland. Eine ist seit 2013 im Rothaargebirge.
Was frisst ein Wisent?
Wisente fressen fast alles, was im Wald wächst: Gräser, Laub, junge Triebe, Baumrinde. Bis zu 60 Kilogramm davon täglich!
Nachwuchs beim Wisent:
Kühe bringen meist zwischen Mai und Juli ein Kalb zur Welt. Vater des Nachwuchses ist stets der stärkste und damit ranghöchste Bulle einer Herde, alle anderen kommen nicht zum Zuge. Jungbullen bilden darum oft eine eigene Herde, um Nachwuchs in die Welt zu setzen.
Steckbrief: Wisent
Wissenschaftlicher Name:Bison bonasus
Größe: bis zu drei Meter
Gewicht: über 800 Kilogramm
Lebensraum: kleine Regionen in Europa
Ernährung: Gräser, Laub, junge Triebe und Baumrinde