"Was täte ich nur ohne dich, Johannes!", ruft Oma Gabi vom Boden aus und schaut zu ihrem Enkel hinauf. Oma Gabi hat einen riesigen, alten Kirschbaum im Garten stehen. Doch sie ist viel zu alt, um noch auf die wackelige Leiter zu steigen und die Früchte von den Ästen zu pflücken. Nun steht ihr Enkel Johannes auf der obersten Leitersprosse und pflückt eine Kirsche nach der anderen vom Baum.
Als der Korb bis zum Rand mit Kirschen gefüllt ist, steigt Johannes vorsichtig die Leiter hinunter und zeigt seiner Oma stolz die Ausbeute. "Toll! Vielen Dank, Johannes. Dafür backe ich dir jetzt eine große Portion deiner Lieblingspfannkuchen! Denn eine Hand wäscht ja bekanntlich die andere." Johannes wundert sich: Warum möchte seine Oma ihm denn jetzt die Hände waschen?
Eine Hand wäscht die andere, bedeutet, jemandem im Gegenzug einen Gefallen für etwas zu tun. Weil Johannes seiner Oma so fleißig im Garten geholfen hat, backt sie ihm also als Dank leckere Apfelpfannkuchen.
Die Redewendung Eine Hand wäscht die andere lässt sich bis ins 1. Jahrhundert, genauer in die Zeit der alten Römer, zurückverfolgen. Zu dieser Zeit lebte der berühmte römische Philosoph und Dichter Seneca, der auf Latein schrieb: "Manus manum lavat." (auf Deutsch: Eine Hand wäscht die Hand). Diese alte Redensart ist uns bis heute erhalten geblieben, nur natürlich auf Deutsch: Eine Hand wäscht die andere.