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Redewendung Sich etwas aus den Fingern saugen

Redewendung: Den Bären wurde im alten Rom unterstellt, sie würden Milch aus ihren Tatzen ziehen. Hier liegt der Ursprung der Redewendung
Den Bären wurde im alten Rom unterstellt, sie würden Milch aus ihren Tatzen ziehen. Hier liegt der Ursprung der Redewendung
© Cavan Images/Photonica/Getty Images
Wer sich dringend etwas ausdenken muss, saugt es sich sprichwörtlich aus den Fingern

Max hat mal wieder seine Geschichtshausaufgaben vergessen. "Letzte Woche wolltest du mir weismachen, dass deine kleine Schwester das Heft versteckt hatte. In der Woche davor war angeblich der Hund schuld.", stellt Lehrer Paulsen verärgert fest. "Ich bin schon ganz gespannt, welche Ausrede du dir heute aus den Fingern saugst."

Aus den Fingern saugen? Wie soll das denn überhaupt gehen? Jeder kennt den Ausspruch, doch woher er genau kommt, wissen die wenigsten.

Wie die Redewendung "Sich etwas aus den Fingern saugen" entstand

Im alten Rom gingen Forscher der Frage nach, wie Bären über Monate hinweg Winterschlaf halten können, ohne dabei zu verhungern. Dass die Tiere vom Fettvorrat leben, den sie sich im Herbst angefressen haben, kam niemandem in den Sinn.

Die römischen Wissenschaftler dachten sich eine sonderbare Erklärung aus, als sie den Bären beim Schlafen in ihren Höhlen zusahen. Einige Tiere lutschten im Traum an ihren Pfoten und gaben dabei Schmatzgeräusche von sich. Die Forscher gingen davon aus, dass die Bären Milch aus ihren eigenen Klauen saugten und auf diese Weise den Winter überlebten.

Viele hundert Jahre später griff Johann Wolfgang von Goethe diese Beobachtung in einem Reim auf: "Dichter gleichen Bären, die stets an eignen Pfoten zehren" schrieb er dort. Denn so wie die Bären angeblich Milch aus ihren Pfoten saugten, saugt der Schriftsteller seine Geschichten aus sich selbst heraus.

Schnell entwickelte sich der Ausspruch zu einem geflügelten Wort. Wer sich dringend etwas ausdenken musste, saugte es sich sprichwörtlich aus den Pfoten. Bis heute existiert die Redewendung. Nur sind die "Pfoten" im Laufe der Zeit den "Fingern" gewichen - das klingt beim Menschen einfach besser.

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