"Na, wie war denn dein Tag heute?", fragt Victor seine Mutter, als sie von der Arbeit heimkommt. "Du bist bestimmt müde. Möchtest du dich nicht ein bisschen auf dem Sofa ausruhen, und ich mache dir in der Zwischenzeit einen Tee?", schlägt er vor. Die Mutter freut sich über den Vorschlag ihres Sohnes, ist aber gleichzeitig skeptisch: "So zuvorkommend kenne ich dich gar nicht. Man könnte fast meinen, du führst etwas im Schilde."
"Wie? Im Schilde führen? Was meinst du denn damit?" Victor ist verwirrt. "Ich wollte dich nachher nur fragen, ob du mir ein neues Fahrrad kaufst. Einen Schild brauche ich aber nicht."
Die Redewendung "Etwas im Schilde führen" stammt aus dem Mittelalter. Damals hatte jede Adelsfamilie ihr eigenes Wappen, das ausschließlich von Familienmitgliedern geführt werden durfte. Nicht nur Fahnen, sondern auch Helme und Schilde zierten die Adeligen mit diesen Abzeichen. Näherte sich ein gepanzerter Reiter, so konnte man schon von Weitem erkennen, ob es sich um einen Freund oder einen Feind handelte - und zwar an dem Wappen, das er im Schilde führte.
Bis heute hat sich der Ausdruck im Sprachgebrauch gehalten, allerdings nur im übertragenen Sinne. Wir benutzen ihn nämlich, wenn wir sagen wollen, dass jemand heimlich etwas plant oder eine vermeintlich nette Tat mit Hintergedanken ausführt.