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Redewendung Dreck am Stecken haben

Dreckige Schuhe
© Colourbox
Habt ihr schon einmal die deutsche Redewendung "Dreck am Stecken haben" gehört? Wir verraten euch, welche Geschichte hinter der Redensart steckt und was sie bedeutet

Dreck am Stecken

Camilla guckt konzentriert aus dem Fenster und denkt angestrengt über den Text des Diktats nach, den sie gerade fehlerfrei im Deutsch-Unterricht schreiben muss, als plötzlich in ihrem Rücken eine laute Stimme ertönt: "Hey, du hast gerade bei Leon abgeschrieben, Camilla!" Hinter ihr sitzt Melanie und schaut sie herausfordernd an.

"Das stimmt überhaupt nicht. Ich habe aus dem Fenster gesehen und nachgedacht!", antwortet Camilla und dreht sich genervt zu ihrer Mitschülerin Melanie um. "Schluss damit. Hört jetzt auf, so laut zu reden. Die anderen können sich nicht konzentrieren! Und Kopf nach vorne, Camilla!", geht ihre Lehrerin Frau Wolgemuth dazwischen und sieht die Mädchen streng an.

Nach der Deutschstunde geht Camilla in der Pause direkt zu Leon und möchte sich für den Zwischenfall entschuldigen: "Tut mir Leid, Leon. Ich habe wirklich nicht bei dir abgeschrieben. Keine Ahnung, wieso Melanie eben so einen Aufstand machen musste..."

Doch Leon lächelt sie nur an und sagt: "Das weiß ich doch, Milli. Kein Problem! Melanie spielt sich ständig so auf, als hätte sie nichts zu verbergen und als würde sie niemals abschreiben. Dabei hat sie doch selbst Dreck am Stecken..." Bedeutungsschwer wirft Leon einen Blick über den Schulhof und sieht zu Melanie hinüber, die auf einer Bank mit zwei offenen Mathe-Heften sitzt und etwas in ihr eigenes Heft zu schreiben scheint...

Wie die Redewendung "Dreck am Stecken" entstand

Jemand, der redensartlich Dreck am Stecken hat, hat etwas zu verbergen. Wenn sich jemand zum Beispiel etwas hat zu Schulden kommen lassen oder unmoralisch gehandelt hat - dann hat er "Dreck am Stecken". Eine deutsche Redewendung, die eine ganz ähnliche Bedeutung hat, lautet übrigens "Eine Leiche im Keller haben".

Die Redewendung entstammt einer Zeit, als es noch keine befestigten Straßen gab. Vor etwa fünfhundert Jahren waren nur die Auffahrten großer Herrenhäuser oder Paläste mit Steinen gepflastert. So kamen die normalen Bürger, die stets zu Fuß unterwegs waren, um dreckige Schuhe nicht herum. Besonders bei Regen und Eis waren die Wege sehr schlammig und saubere Schuhe beinahe unmöglich.

Bevor man also ein sauberes Haus betrat, säuberte man sich die Schuhe, indem man mit einem Wanderstecken (einem Gehstock) den Dreck von den Sohlen kratzte. So sahen die Schuhe danach zwar einigermaßen sauber aus, doch der Stecken war danach schmutzig und verriet so, dass jemand den Dreck erst hatte entfernen müssen. Der Dreck hing also am Stecken!

Im Laufe der Zeit wurde dieser Dreck am Stecken sprachlich mit der Schuld in Verbindung gebracht. Schließlich war der Dreck im übertragenen Sinne das Gegenteil der reinen Unschuld.

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