Mit dem Spruch „Auge um Auge, Zahn Zahn“ zitiert jemand die Bibel. In unserem heutigen Sprachgebrauch soll das Sprichwort etwas Negatives ausdrücken: Und zwar, dass man Gleiches mit Gleichem vergelten muss.
Es geht also in diesem Zusammenhang oft um Rache. Dabei war mit diesem Ausspruch ursprünglich etwas ganz anderes gemeint.
Ursprung der Redewendung in der Bibel
In den Büchern Mose im Alten Testament gibt Mose dem Volk in einer langen Aufzählung von Schadens-Regulierungen folgende Regel mit auf den Weg, wenn zwischen zwei Menschen etwas Schlimmes passiert.
Im zweiten Buch Mose heißt es: "Ist weiterer Schaden entstanden, dann musst du geben: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmahl für Brandmahl, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme." (2. Mose 21,24)
Dieser Aufruf mag sich für euch vielleicht sehr streng anhören. Allerdings wurde die Regel so verstanden, dass für man jeden Schaden, den man verursacht hat, eine angemessene Wiedergutmachung leisten musste. So wie wenn ihr zum Beispiel zuhause etwas kaputt gemacht habt, ihr dafür vielleicht im Haushalt mehr mithelfen müsst. Mit Rache oder Vergeltung hat das nichts zu tun.
Die Textpassage aus dem Alten Testament könnt ihr auf www.die-bibel.de online nachlesen.
Verwendung im Neuen Testament
Der Ausspruch "Auge um Auge, Zahn um Zahn" wird auch im Neuen Testament der Bibel erwähnt. Jesus erwähnt diese Phrase in der Bergpredigt und sagt zu Matthäus:
"Ihr habt gehört, dass den Alten gesagt ist: 'Auge um Auge, Zahn um Zahn'. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin."(Mt 5,38 f.)
Wenn ihr noch einmal über den Sinn der Redewendung nachdenkt, werdet ihr merken: Das heutige Sprichwort wird dem Zitat in der Bibel nicht gerecht. Stattdessen verdreht die Redensart den eigentlichen Sinn ins Gegenteil.
Die Bergpredigt Jesu könnt ihr auf auf www.die-bibel.de noch einmal online nachlesen.