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Antarktis Heidi im Gefrierfach der Erde

Für die Forscher der "Neumayer-Station III" beginnt jetzt der antarktische Winter. Was man in dieser Zeit am Südpol erleben kann, erfahrt ihr von der Geophysikerin Heidi Turpeinen. Sie schickt euch regelmäßig tiefgekühlte Nachrichten und beantwortet eure Fragen...

Inhaltsverzeichnis

Es gibt einen Ort auf der Welt, von dem die letzten Sommergäste dieses Jahres bereits abgereist sind: Die Antarktis! Sie haben im März noch schnell den letzten Eisbrecher bestiegen, der sie sicher nach hause bringt. Denn schon bald wird die Antarktis von einem 1000 Kilometer breiten Gürtel aus Packeis umgeben sein, den noch nicht einmal die modernsten Schiffe passieren können.

Neun zurückgelassene Forscher blicken dem auslaufenden Eisbrecher "Polarstern" nach, bis er am Horizont der Akta Bucht verschwindet. Für das Team der Neumayer-Station III setzt jetzt ein langer Winter ein: Die nächsten sechs Monate werden sie in anhaltender Dunkelheit, umgeben von Schneestürmen und in völliger Abgeschiedenheit vom Rest der Welt verbringen. Erreichbar nur über Funk, Satelliten-Telefon oder Internet.

Antarktis: Die Geophysikerin Heidi Turpeinen verbringt 15 Monate in der Antarktis
Die Geophysikerin Heidi Turpeinen verbringt 15 Monate in der Antarktis
© Eva Pradel/GEOlino

Fräulein Heidis Gespür für Schnee

Eine der zwei Frauen im Team ist die finnische Geophysikerin Heidi Turpeinen. Sie hat sich direkt nach ihrem Studium bei der Neumayer-Station III beworben. Bereits seit fünf Monaten sammelt Heidi jetzt schon in der klirrenden Kälte der Antarktis Klimadaten und untersucht die unterirdischen Bewegungen der Erdplatten. Damit unterstützt die junge Forscherin ein weltweites Programm zur Vorhersage von Erdbeben. Überhaupt eignet sich die Antarktis hervorragend als Labor: Denn auf einige Teile dieses riesigen Kontinents hat noch kein Mensch einen Fuß gesetzt.

Überwintern im ewigen Eis

Für ihren Einsatz im Eis wurde Heidi bei einem Gefahrentraining in den Alpen vorbereitet. Dort hat sie zum Beispiel gelernt, wie sie sich im Notfall aus einer Gletscherspalte befreien kann. Denn die Antarktis ist durchzogen von metertiefen Rissen im Eis, die häufig von Schneewehen verdeckt werden. An manchen Tagen fällt in der Antarktis bis zu einem halben Meter Schnee. Die Temperatur an der Küste sinkt teilweise bis auf minus 40 Grad, im Inland sogar bis auf minus 80 Grad.

Die Müllabfuhr kommt per Schiff

Natürlich hofft Heidi, dass auf der Forschungsstation während der Wintermonate niemals der Strom ausfällt: Denn Heizung und Duschen werden von Dieselmotoren betrieben. Heidi ist darauf eingestellt, sechs Monate in völliger Wildnis zu überleben. Die nächste Forschungsstation ist über 500 Kilometer entfernt.

Eine Müllabfuhr gibt es natürlich auch nicht. Und so werden die Forscher ihren Müll sechs Monate lang sammeln, bis sich im Dezember der Eisbrecher "Polarstern" einen Weg zu ihnen bahnt. In der Zwischenzeit sind nur die gelegentlichen Besuche von Pinguinen, Robben und Walen zu erwarten.

Eure Fragen an Heidi Turpeinen

Ist das nicht irgendwie beklemmend, auf so engem Raum zu leben?

Ich empfinde die Station nicht wirklich eng: Die Wohn- und Büroräume bestehen zwar aus Containern, aber sonst sind es gewöhnliche Räumlichkeiten. Im Winter hat jeder ein Einzelzimmer, so dass man bei Bedarf seine Ruhe haben kann.

Esst ihr solches Essen, wie die Astronauten - aus der Tube?

Das Essen wird hier tiefgekühlt gelagert, aber ansonsten ist es ganz normal. Im Sommer, also zwischen Dezember und März, bekommen wir auch frisches Obst und Gemüse.

Was macht ihr denn den ganzen Tag? Messt ihr nur irgendwelche Sachen, oder macht ihr auch etwas anderes?

Zu den täglichen Aufgaben der Geophysiker gehört das Picken von Erdbeben. Das bedeutet, dass wir in den Seismogrammen des Vortages nach Anzeichen für Erdbeben suchen. Jeden zweiten Tag müssen wir außerdem 1,5 Kilometer weit bis zu dem Magnetik-Observatorium laufen. Dort messen wir Veränderungen des Erdmagnetfeldes. Zweimal im Monat bestimmen wir dort auch mit einer Kreiselmessung die Nordrichtung. Hinzu kommen die alltäglichen Arbeiten: zum Beispiel dem Koch in der Küche helfen, die Gemeinschaftsräume sauber machen oder Schnee für die Wasserversorgung reinholen.

Mit wem arbeitest du auf der Forschungsstation zusammen?

Die Station wird von einem Arzt geleitet. Zum Überwinterungsteam gehört eine Luftchemikerin, die zum Beispiel Luft - und Schneeproben analysiert. Ein Meteorologe ist unter anderem für Wettervorhersagen und Ballonstarts (Ozonsonden) zuständig. Andere Mitglieder des Teams sind ein Stationsingenieur und ein Elektriker, die für die Technik und Schneeraupen der Station zuständig sind. Wir haben auch einen Funker, der die Kommunikations- und Rechnersysteme betreut. Ganz wichtig ist auch unser Koch, der das leckere Essen auf den Tisch bringt und unsere Proviantlager betreut.

Leben außer den Forschern noch andere Menschen in der Antarktis?

Nein. Alle auf der Antarktis lebenden Personen halten sich auf den unterschiedlichen internationalen Forschungsstationen auf.

Was ziehst du an, wenn du auf’s Eis gehst?

Für die sehr kalten Tage haben wir Daunenjacken, Thermostiefel und -unterwäsche, warme Overalls, Pullis, Handschuhe und Mützen. Aber meistens reichen lange Unterwäsche und warme Overalls als Basiskleidung vollkommen aus. Im Sommer sind die Temperaturen in der Antarktis sogar manchmal über Null. Besonders bei Windstille ist es dann angenehm warm und ich brauche keine dicken Klamotten.

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