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Jagdtechniken der Schwertwale

Große Schwertwale sind die raffiniertesten Jäger der Ozeane. Schon Jungtiere üben, selbst gefährliche Beute außer Gefecht zu setzen und perfekt im Team anzugreifen

Immer wieder hatten die Orcas in der Antarktis diese verflixte Eisscholle umkreist, auf die sich eine Robbe geflüchtet hatte. Wie schnappen sie sich nun den Leckerbissen? Warten, bis die Robbe herunterkommt? Das konnte ewig dauern. Die Scholle umkippen oder zerbrechen? Dazu war sie zu groß. Schließlich versuchten es die Wale mit einem Trick: Einzelne Tiere schwammen auf die Scholle zu, um eine Welle zu erzeugen. Tatsächlich schwappte die über das Eis und spülte die Robbe in Richtung Rand.

Nah und immer näher an die Kante heran. Doch noch konnte sich die Robbe oben halten. Bis die Orcas ihre Technik verbesserten: Auf das Kommando eines Orcas schossen gleich vier nebeneinander darauf zu - wie eine Wand aus Körpern. Dadurch wurde die Welle so riesig, dass sie die Robbe wie einen Wasserball von der Scholle schubste.

Große Schwertwale, wie die Orcas wegen ihrer mächtigen Rückenflosse auch genannt werden, bekommen eben fast immer, was sie wollen. Forscher sind oft verblüfft, wie einfallsreich die bis zu neun Meter langen und neun Tonnen schweren Kraftpakete ihre Beute jagen:

Jagdtechnik 1: Der Karateschlag

Die Technik, um Haie zu erlegen, besteht aus zwei Teilen: Erst schwimmt der Orca unter den Hai und schlägt mit der Schwanzflosse, um einen Wirbel zu erzeugen. Dieser treibt den Hai an die Wasseroberfläche. Dort bekommt das Opfer einen Hieb auf den Körper, der ihn betäubt und wehrlos macht.

Der Schwertwal treibt den Hai an die Wasseroberfläche
Der Schwertwal treibt den Hai an die Wasseroberfläche
© Amin Huschi/GEOlino

Jagdtechnik 2: Die Welle machen

Wale in der Antarktis wenden diese Technik an, um Robben oder Pinguine zu schnappen, die sich auf eine Eisscholle geflüchtet haben. Auf das Kommando eines Orcas schwimmen andere Tiere der Gruppe nebeneinander auf das Eisstück zu. Sie erzeugen eine große Welle, welche die Robbe herunterspült. Auf der anderen Seite wartet schon ein weiterer Wal des Teams, um die Beute zu schnappen, ehe sie flüchten kann.

Im Team versuchen die Schweinswale, ihre Beute von der Eisscholle zu schubsen
Im Team versuchen die Schweinswale, ihre Beute von der Eisscholle zu schubsen
© Amin Huschi/GEOlino

Jagdtechnik 3: Den Köder auslegen

Orcas in Gefangenschaft haben sich einen ganz neuen Trick einfallen lassen: Der Schwertwal lässt Fischstücke auf dem Wasser treiben und wartet ruhig unter der Oberfläche. Sobald ein Vogel landet, um den Leckerbissen zu holen, schnappt er zu.

Der Schwertwal wartet ganz ruhig an der Wasseroberfläche
Der Schwertwal wartet ganz ruhig an der Wasseroberfläche
© Amin Huschi/GEOlino

Jagdtechnik 4: Die eigene Ausdauer nutzen

Blauflossen-Thunfische können Orcas nicht mit einem direkten Angriff schnappen. Sie sind zu schnell und wendig. Die Wale hetzen sie deshalb erst in der Gruppe vor sich her, bis die Flitzer nach einer halben Stunde am Ende ihrer Kräfte sind.

Ist ein Tier zu wendig, nutzt der Schwertwal seine große Ausdauer, um seine Beute zu ermüden
Ist ein Tier zu wendig, nutzt der Schwertwal seine große Ausdauer, um seine Beute zu ermüden
© Amin Huschi/GEOlino

Jagdtechnik 5: Eine Sackgasse bilden

Diesen Trick wenden Schwertwale in Argentinien gern an, um Robben zu erlegen. Dabei treiben die Räuber ihre Beute auf das flache Ufer zu, wo sie nicht nach unten entwischen kann. Wenn die Robbe an Land fliehen will, wird sie in der Brandung durch das zurückfließende Wasser einen Moment lang aufgehalten. Das reicht dem Wal, um die Robbe zu schnappen. Für diesen Trick braucht es viel Übung – sonst strandet der Jäger am Ufer und verendet dort.

Für diesen nicht ganz ungefährlichen Jagd-Trick braucht ein Schwerwal viel Übung
Für diesen nicht ganz ungefährlichen Jagd-Trick braucht ein Schwerwal viel Übung
© Amin Huschi/GEOlino

Jagdtechnik 6: Wale tunken

In der Gruppe können die großen Schwertwale sogar weit größere Grau- oder Blauwale erlegen. Erst wird ein Tier von seiner Gruppe getrennt, dann schwimmen die Jäger abwechselnd über ihre Beute und drücken sie so lange unter Wasser, bis sie ertrinkt.

Im Team können Schwertwale sogar andere Walarten erlegen
Im Team können Schwertwale sogar andere Walarten erlegen
© Amin Huschi/GEOlino

Jagdtechnik 7: Ein Fischkarussell in Gang setzen

Orcas lieben Heringe. Das Problem: In großen Schwärmen schießen die Fische so schnell durcheinander, dass die Jäger einzelne nicht schnappen können. Die Wale trennen deshalb erst einen Teil des Schwarms ab und treiben ihn an die Oberfläche, wo er nicht fliehen kann.

Dann umkreisen sie die Beute und treiben die Fische noch enger zusammen. Schließlich schlägt ein Wal mit der Schwanzflosse in das Fischpaket hinein. Die getroffenen Tiere sinken betäubt nach unten, wo andere Orcas sie auflesen.

Die Schwertwale umzingeln ihre Beute und warten auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen
Die Schwertwale umzingeln ihre Beute und warten auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen
© Amin Huschi/GEOlino

Steckbrief: Schwertwal

  • Wissenschaftlicher Name: Orcinus orca
  • Größe: über 9 Meter lang
  • Gewicht: bis 10 Tonnen
  • Lebensdauer: bis 50 Jahre
  • Lebensraum: alle Ozeane
  • Ernährung: Fischfresser, Säugetierfresser, Fisch, Robben, Pinguine, andere Wale

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