Dieser Text beginnt hinter verschlossenen Türen – in unserem Kühlschrank. Wenn ihr einen Blick hineinwerft, stoßen wir vielleicht auf fragwürdige Fundstücke: abgelaufene Joghurts, schrumpelige Möhren, welken Salat. Weg damit! Oder nicht? Bevor wir den Mülleimer aufklappen, sollten wir einmal kurz innehalten. Denn es kommt viel zu häufig vor, dass Obst, Joghurt oder Käse in der Tonne statt auf dem Teller landen!
Tatsächlich schmeißen wir jedes zehnte gekaufte Nahrungsmittel weg. Am Ende eines Jahres kommen wir so in Deutschland auf 75 Kilogramm Lebensmittel-Müll pro Person. Damit ließen sich locker zwei Einkaufswagen füllen. Das ist nicht nur schlecht für unseren Geldbeutel, sondern am Ende auch ein Riesenproblem für unser Klima.
Grund und Boden
Die Zahlen sind schwer zu verdauen, aber: Ein Drittel aller klimaschädlichen Gase, die wir Menschen weltweit verursachen, hängen mit unserer Ernährung zusammen. So gesehen ist unser Appetit schädlicher als der Straßenverkehr! Denn die Erzeugung von Lebensmitteln braucht Platz. Für die Ernährung eines Deutschen werden jährlich rund 2400 Quadratmeter benötigt, eine Fläche so groß wie zwölf Tennisplätze.
Darin enthalten sind Weiden für Vieh und Äcker, auf denen Kartoffeln, Getreide oder Gemüse wachsen. Für den Anbau werden Wälder und Wiesen zerstört und umgegraben. Doch Böden speichern in ihrer oberen Schicht das klimaschädliche Gas Kohlendioxid (CO2). Werden sie aufgelockert, entweicht es in die Atmosphäre und trägt zur Erderwärmung bei. Noch schlimmer ist es, wenn Bauern auf ihren Feldern Dünger benutzen, der Stickstoff enthält. Nehmen Pflanzen diesen nicht vollständig auf, entsteht unter anderem sogenanntes Lachgas – und das ist 300-mal schädlicher für unser Klima als CO2.
Speisen auf Reisen
Bananen aus Ecuador, Äpfel aus Neuseeland, Avocados aus Peru – vieles von dem, was wir einkaufen, ist buchstäblich weit hergeholt und vermutlich weiter gereist als ihr bislang in eurem Leben. In Lastwagen, Zügen, Schiffen oder Flugzeugen gelangt vor allem exotisches Obst zu uns. Täglich landen mehr als 140 Tonnen Lebensmittel auf deutschen Flughäfen. Dabei ist dieser Weg besonders klimaschädlich: Im Bauch eines Flugzeugs transportiert verursachen Kiwis und Co. 30-mal so viel CO2 wie in einem Schiffscontainer.
Der weite Weg hat noch einen anderen Nachteil: Um die lange Zeit bis zum Supermarkt zu überstehen, werden viele Nahrungsmittel verarbeitet oder zwischengelagert. Sie landen in Kühlhäusern oder werden geschält, tiefgefroren, verpackt. All das verbraucht Strom und dessen Herstellung erzeugt ganz genau: CO2.
Hunger auf Fleisch
Und dann ist da noch unser Appetit auf Käse, Butter, Milch und vor allem Fleisch. Bevor ein Steak oder ein Burger auf unseren Tellern landen, muss man zuvor allerhand „reinstecken“. Für jedes Kilogramm Fleisch, das uns ein Rind liefert, frisst es vorher knapp drei Kilogramm Getreide. Wie ihr im ersten Kapitel gelesen habt, braucht man für den Anbau kostbaren Platz. Rinder sind noch dazu „Umweltsünder“, weil sie bei ihrer Verdauung Methan in die Luft rülpsen. Das Gas aus ihren Mägen ist zwar seltener als CO2, es heizt die Erde aber viel stärker auf! Berücksichtigt man alle diese Fakten, bedeutet das für unseren Speiseplan: Ein Burger mit Pommes ist fünfmal schädlicher fürs Klima als eine Portion Nudeln mit Tomatensoße.
Verwenden statt verschwenden
All das klingt ganz schön erschreckend. Die gute Nachricht: Wir alle können etwas dagegen tun, und zwar aufhören, Lebensmittel wegzuschmeißen. Dann müssten weniger Früchte um die Welt fliegen und weniger Rinder gehalten und geschlachtet werden. Wir würden außerdem Dünger und Platz sparen. Jede Menge Platz! Alle Lebensmittel, die auf deutschen Müllkippen landen, wurden zuvor auf einer Fläche angebaut, die so groß ist wie das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.
Um die Verschwendung zu stoppen, hilft es zum Beispiel, mit Einkaufszettel in den Supermarkt zu gehen. Wer sich daran hält, besorgt nichts Unnötiges. Im Kühlschrank lagert ihr die Einkäufe am besten „fachgerecht“, damit sie lange halten: unten Gemüse, dann Fisch und Fleisch, Milch, Käse und Joghurt und ganz oben Speisen vom Vortag.
Oft sind Lebensmittel übrigens auch nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum völlig in Ordnung. Verlasst euch auf eure Augen und Nase. Und solltet ihr doch einmal Reste zu Hause haben: Sucht euch passende Rezepte, zum Beispiel hier auf unserer Webseite oder auf www.wirf-mich-nicht-weg.de. Altes Brot lässt sich in Chips verwandeln, matschige Bananen machen einen Kuchen saftig.
Dem Klima helfen wir auch, wenn wir von vornherein darauf achten, was auf unseren Speiseplan kommt: Verzichtet doch ab und zu auf Fleisch und kauft Obst aus eurer Nähe – immer dann, wenn es Saison hat. Das schmeckt mindestens genauso gut und ist noch dazu prima fürs Klima.