
Wer ist engagiert?
Wir führten das Interview mit Selin (18), Olgu (17) und Baris (20). Sie arbeiten mit etwa 20 anderen Jugendlichen aus Kiel zusammen. Den Jugendverband "Young Voice" gibt es auch noch in Berlin, Frankfurt und Stuttgart.
Für wen oder was engagiert ihr euch?
Baris: Für Grundschulkinder mit Migrationshintergrund (Anmerkung der Redaktion: Das bedeutet, dass entweder die Kinder selbst oder ihre Eltern aus einem anderen Land als Deutschland kommen.)
Wie engagiert ihr euch?
Selin: Das Projekt, das wir gerade betreuen, heißt "Bildung und Spaß". Dabei geht es um eine Eins-zu-Eins-Betreuung zwischen einem Grundschulkind und einem Jugendlichen. Beide haben einen Migrationshintergrund. Das ist so, damit man als Jugendlicher für das Grundschulkind eine Vorbildfunktion hat. Die Kinder, die von den Grundschullehrern an uns vermittelt werden, haben meistens soziale Auffälligkeiten. Mit ihnen treffen wir uns einmal die Woche für drei Stunden und unternehmen viel. Nicht nur ihre Hausaufgaben, sondern auch spaßige Sachen wie ins Kino zu gehen.
Baris: Wenn ich anderen von dem Projekt erzähle, erkläre ich ihnen immer, dass ich so etwas wie die Rolle eines großen Bruders für das Kind einnehme. Man ist nämlich nicht nur für das Kind selbst da, sondern unterstützt in manchen Fällen die ganze Familie.

Wie ist die Idee für Young Voice entstanden?
Baris: Die Idee kommt aus Berlin – dort gibt es Young Voice auch. Das haben wir dann nach Kiel mitgenommen und dort fortgeführt.
Was ist das Schönste an eurem Projekt?
Selin: Für mich war der schönste Moment, als mir die Mutter meiner Lotsenkinder einen Hausschlüssel in die Hand gedrückt hat und gesagt hat "Du bist ja eh ein Teil der Familie geworden." Das hat mich echt berührt.
Baris: Zu Anfang war mein Lotsenkind der Meinung, dass Schule unwichtig ist. Und es hat ein bisschen gedauert, ihm beizubringen, dass Schule sehr wichtig ist. Deswegen war der schönste Moment, als mein Lotsenkind seinem kleinen Bruder beigebracht hat, dass Schule wichtig ist.
Olgu:Mein schönster Moment war, als mein Lotsenkind zu mir gesagt hat, sie kann es sich gar nicht mehr ohne mich vorstellen. Und dass sie mal genauso sein möchte wie ich. Diesen Satz werde ich echt nicht so schnell vergessen!
Was ist das Schwierigste an eurem Projekt?
Baris: Das Schwierigste ist, die Jugendlichen zu motivieren, mindestens einmal die Woche zu den Kindern zu gehen und auch ein Feedback zu geben, dass sie da waren. Oft haben Eltern bei uns angerufen, dass der Lotse nicht gekommen ist.
Olgu:Schwierig ist es auch, die Motivation aufrecht zu erhalten.
Selin: Wenn die Jugendlichen merken, dass es wirklich intensive Arbeit ist, die man mit dem Kind hat, dann sind manche weg. Viele unterschätzen das.

Warum sollten sich gerade Kinder und Jugendliche wie ihr für den guten Zweck einsetzen?
Selin: Weil wir einfach die Zukunft sind. Es hängt ja alles an uns, wie es weitergeht. Und wenn wir schon in unserer Jugend erkennen, wie wichtig es ist, sich für andere Menschen zu engagieren, dann wird es auch weitervermittelt.
Baris:: Gerade bei "Bildung und Spaß" ist es wichtig, dass Jugendliche den Job machen. Denn Erwachsene vermitteln eher Respekt. Aber als Jugendlicher kann man noch besser den Spaßfaktor fördern.
Olgu: Es fällt uns außerdem sicherlich leichter, sich in die Kinder hineinzuversetzen.