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Kurz vor dem Auftritt
Der Direktor hat gute Nachrichten. Alle sollen sich darüber freuen. "Die Vorstellung ist ausverkauft!", ruft Martin Kliewer in die Runde. In Frack und Zylinder schreitet er durch das kleine Zelt, in dem sich rund 40 Mädchen und Jungen gerade auf ihre Auftritte vorbereiten.
Die Spannung steigt

Verirrte Jonglier-Bälle kullern herum; in der Schminkecke drängeln sich Mädchen in pinkfarbenen Trikots um die Farb- und Pudertiegel; Kostüme rascheln; Perücken knistern. Timmi, ein Junge mit grüner Krone, schwingt energisch sein Zepter: "Kann losgehen!" Der Direktor mahnt noch: "Und denkt dran: Guckt ins Publikum! Starrt nicht auf eure Füße!" Doch da laufen Timmi und ein paar seiner Freunde schon durch den dunklen Gang, der das kleine Vorzelt mit der Manege verbindet. Der Vorhang hebt sich, die Scheinwerfer blenden einen Moment. Manege frei!
Nur Kinderkünstler!
Rund 600 Zuschauer sind an diesem Sommermittag in den "Circus Mignon" geströmt, der seine Zelte mitten in Hamburg aufgeschlagen hat. Es hat sich herumgesprochen: Dieser Zirkus ist etwas Besonderes! Die Vorstellung wird allein von Kindern bestritten: Mädchen und Jungen zwischen acht und 15 Jahren, Kinder mit und ohne Behinderung, die sich jedes Jahr mit Direktor Kliewer (dem einzigen Erwachsenen der Truppe) ein neues Spektakel ausdenken und so lange üben, bis die letzte Nummer sitzt.
Zirkus mit Thema
Die Vorstellung dieses Sommers heißt "Königskinder". Es geht um den Wettstreit zweier Königreiche, dem der Narren und dem der Giftzwerge. Sie sind angetreten, sich gegenseitig mit immer tolleren Vorführungen zu übertrumpfen.
Akrobatik und Musik
Soeben ist Nicolai, 14, der den "König der Narren" spielt, auf seinem mannshohen Einrad in die Manege geradelt und zieht jetzt atemraubend enge Kurven; sechs Fahrerinnen umkreisen ihn in eleganten Bögen. Das zehnköpfige Orchester trötet dazu im Takt. Aber Timmi, der "König der Giftzwerge" mit der grünen Krone, winkt vom Rand aus nur verächtlich ab. Als wollte der Junge mit dem Down-Syndrom sagen: Wartet nur, was euch meine Leute gleich zeigen werden!
Jede Woche Training

Giftzwerg-Königin Lina, 11, wartet derweil mit ihrer Schwester Yannie, 10, im kleinen Zelt. "Wir sind seit anderthalb Jahren beim Circus Mignon", erzählt Yannie. Einmal pro Woche trainieren alle im Hamburger Stadtteil Iserbrook, wo das Zelt normalerweise steht. Im Sommer folgen dann die Auftritte und manchmal sogar eine richtige kleine Tournee. "Das gefällt mir am besten", sagt Lina.
Perfekte Show
Eine Minute später beginnt ihr Auftritt mit dem Diabolo. Wie von Geisterhand lässt Lina in der Manege den Gummikreisel an der Schnur zwischen zwei Stöcken hinauf- und hinunterrasen. Dann schleudert sie das Diabolo hoch, strafft die Schnur und fängt es - zack - wieder mühelos auf. Applaus!
Happy End
Die Zuschauer bekommen an diesem Mittag beinah wunde Hände vom Klatschen: Stelzenläufer in fantastischen Kostümen bevölkern die Runde, Jongleure werfen einander brennende Fackeln zu, Mädchen turnen am Trapez wie Profi-Akrobaten. Wer Giftzwerg und wer Narr ist, spielt in der Arena kaum noch eine Rolle. Beim Finale vereinigen sich Könige, Königinnen und "Untertanen" zu einem einzigen fröhlichen Kindervolk.
Lob vom Direktor
"Su-per!", schreit das Publikum und "Zu-ga-be!" Auch Direktor Kliewer ist mit seinen Zirkuskindern zufrieden. "Klasse wart ihr!", lobt er, als sich Lina, Nicolai und die anderen längst abgeschminkt und umgezogen haben. "Fand ich auch", sagt Lina und kichert. So unbescheiden darf man ruhig mal sein, wenn man beim "Circus Mignon" mitmacht.
