Es knistert, knirscht, knatscht, und - schwupp - hat der Automat die leere Plastikflasche verschluckt. Beim Plattwalzen ploppt der Deckel vom Flaschenhals. Ein süßlich-fauliger Geruch wabert aus dem runden Schlund der Maschine, als hätte sie gerülpst. Sicher, appetitlich ist so ein Pfandautomat meist nicht. Trotzdem lohnt es sich, das Leergut hineinzustopfen. 25 Cent bekommt der Kunde für jede Einwegpfandflasche aus dem Kunststoff Poly-Ethylen-Terephthalat, kurz PET, zurück. Aber was passiert mit dem Plastikmüll aus dem Automaten? Und warum ist Recycling wichtig?
Video
Was mit alten PET-Flaschen passiert, nachdem ihr sie in den Pfandautomaten im Supermarkt gesteckt habt, seht ihr hier im Video.
Der größte Plastikteppich treibt im Pazifik zwischen Kalifornien und Hawaii und ist mit einer Fläche von 3.400.000 Quadratkilometern so groß wie Mitteleuropa!
Vom Supermarkt zum Entsorger
Zurück also zum Pfandautomaten im Supermarkt. Der verschluckt die PET-Einwegflaschen zwar, "verdaut" aber werden sie von sogenannten Entsorgungsunternehmen. Diese kümmern sich darum, dass die Pullen nach Farben sortiert und die Etiketten entfernt werden.
Eine Anlage schreddert die Flaschen zu "Flakes", das sind Schnipsel klein wie Frühstücksflocken, die der Entsorger weiterverkauft. Nun gabelt sich der Weg der Flaschen: Ein Teil reist nach China, der Rest bleibt in Deutschland.
Unternehmen hierzulande kaufen besonders sorgfältig sortierte, farblose Flakes, um daraus neue PET-Flaschen herzustellen. Sie schmelzen die Flocken ein, mischen sie mit neuem PET und bringen die Masse in Form. Dieses "Von Flasche zu Flasche"-Recycling schont die Umwelt am besten, weil der Aufwand dabei verhältnismäßig gering, der Transportweg kurz ist und damit wenig Energie benötigt wird. Rund 20 Prozent aller zurückgegebenen PET-Flaschen enden auch tatsächlich wieder als Flasche.
Recycling in China
Nicht so die Flaschen, die nach Asien reisen, meist nach China. Aus denen entstehen keine neuen Flaschen, sondern - Pullis! Ja, ihr habt richtig gelesen: Rund 70 000 Tonnen PET, also rund zwei Milliarden Flaschen, lassen Klamottenhersteller Jahr für Jahr nach China verschiffen. Sie schmelzen es ein, färben es, spinnen es zu hauchdünnen Fäden und weben daraus flauschige Fasern: Fleece.
16 Flaschen sind für einen Pulli nötig, schon aus ein paar mehr lassen sich Zelte, Schlafsäcke, Taschen oder Jacken nähen. Klingt ziemlich gut! Schließlich schmeißen wir Pullis im Gegensatz zu Flaschen nicht gleich weg, nachdem wir sie einmal getragen haben. Doch die Reise der Flaschen von Europa bis Asien ist weit. Dabei stoßen die Schiffe eine Menge CO2 aus. Auch das schadet der Umwelt, logisch.
Es dauert 450 Jahre, bis eine Plastikflasche im Meer verrottet ist. Zum Vergleich: Ein Papiertaschentuch braucht zwei bis vier Wochen.
Das Plastik-Problem
Zwölf Milliarden PET-Einwegflaschen kaufen wir Deutsche Schätzungen zufolge jährlich. Sie sind leicht, haltbar und billig zu produzieren. Für die Getränkeabfüller ein Segen, für die Umwelt eher ein Fluch: Zwar werden in Deutschland 91 Prozent wiederverwertet. In ganz Europa ist es aber gerade einmal gut die Hälfte, weltweit sogar noch weniger. In vielen Ländern werden PET-Flaschen verbrannt oder auf Mülldeponien gekippt. Von dort weht sie der Wind in Flüsse, die das Plastik ins Meer spülen.
Auch die Reste ungezählter Strandbesucher landen irgendwann in unseren Ozeanen. Allein auf der Oberfläche der Meere treiben über 250 000 Tonnen Plastik - genug, um 38 500 Müllwagen zu füllen. Eine weitaus größere Menge sinkt hinab in die Tiefe. Weil das Plastik kaum verrottet, wird es vielen Meeresbewohnern zum Verhängnis: Seevögel und Schildkröten etwa halten die Teile für leckere Happen und futtern sie – bis keine echte Nahrung mehr in den Magen passt und die Tiere mit vollem Bauch verhungern.
Nicht zuletzt pusten Fabriken bei der Herstellung von PET-Flaschen Unmengen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) in die Luft. Und für die Produktion der Flaschen braucht man Erdöl, einen Rohstoff, der immer knapper wird. Längst handeln Unternehmen altes Plastik-Leergut auf dem Weltmarkt deshalb wie Erdöl oder Gold. Was sie damit anstellen? Da gibt es mehrere Möglichkeiten...
Das Material für einen Pulli aus Recycling-PET kostet 50 Cent. Sein Ladenpreis in Deutschland: oft 100 Euro, also das 200-Fache.
Was also tun?
Klarer Fall: PET-Einwegflaschen darf man nicht einfach wegschmeißen, sie gehören in den Pfandautomaten. Noch besser ist es, sich für Mehrweg- Flaschen zu entscheiden. Die gibt es aus Glas und ebenfalls aus PET, das aber dicker und stabiler ist als das von Einwegflaschen.
Glasflaschen können Getränkeabfüller bis zu 50-mal reinigen und wiederverwerten, bevor sie sie einschmelzen. Mit PET-Mehrwegflaschen klappt das nur rund 15-mal. Doch da PET leichter ist als Glas, pusten die Getränkelaster beim Transport weniger CO2 in die Luft. Die PET-Mehrwegflasche gilt deshalb als umweltfreundliche Getränkeverpackung. Sinnvoller ist es wohl nur noch, Wasser direkt aus der Leitung zu trinken und komplett auf Plastik zu verzichten.