Alle Hunde stammen von ein und demselben Tier ab, dem Wolf. Ohne ihn gäbe es weder Dogge noch Dackel. Dabei mochten sich Wölfe und Menschen vor vielen Jahrtausenden, als unsere Vorfahren noch als Jäger und Sammler unterwegs waren, ganz und gar nicht. Als erbitterte Konkurrenten waren sie bei der Jagd nämlich auf die gleiche Beute aus.
Vor etwa 40000 Jahren aber, so schätzen Forscher, bemerkten einige Wölfe, dass sich ein Pakt mit den Menschen lohnen könnte. Vielleicht stieg ihnen der Duft von am Lagerfeuer gegrilltem Fleisch in die Nase. Mmmmh! Oder sie fanden die Aussicht auf einen warmen, kuscheligen Schlafplatz besonders verführerisch. Was genau den Ausschlag gab, ist heute schwer nachzuvollziehen. Sicher ist aber: Immer wieder wagten sich Wölfe in die Nähe des Menschen. Und die wiederum nahmen vermutlich gern Wolfsjunge bei sich auf. Schließlich hatten Wölfe ebenfalls eine Menge zu bieten. Mit ihren Supernasen erschnüffelten sie Beute bei der Jagd, oder schlugen nachts bei jedem noch so kleinen Mucks Alarm. Alles in allem passten Wolf und Mensch also sehr gut zusammen.
Vom Wolf zum Haushund
Und je länger die wilden Hunde mit unseren Vorfahren zusammenlebten, desto zahmer und häuslicher wurden sie. Domestikation (vom lateinischen domus = Haus) nennen Experten diese Entwicklung. Irgendwann hatten sich die Tiere so stark verändert, dass sie einem richtigen Wolf gar nicht mehr so ähnlich sahen: Die Schnauze verkürzte sich, die Reißzähne wurden kleiner und stumpfer, die Ohren hingen bei einigen Tieren schlapp herunter, und das Fell bekam verschiedene Farben. Aus dem Wolf, wissenschaftlich Canis lupus, wurde der Canis lupus familiaris, besser bekannt als: der Haushund. Und aus der einstigen Feindschaft wurde eine tiefe Freundschaft – die älteste zwischen Mensch und Tier. Wann und wo genau der Wolf zum Haushund wurde, darüber stritten Forscher lange. In Europa, sagten die einen; in Asien, die anderen. Beides richtig, sagt eine Studie der Universität Oxford. Menschen machten die Wölfe demnach gleich zweimal zum Hund – vor etwa 15000 Jahren in Europa und 2500 Jahre später unabhängig davon noch einmal in Ostasien. Erst vor knapp 5000 Jahren vermischten sich diese Hundenachkommen, als nämlich die asiatischen Vierbeiner mit ihren Herrchen und Frauchen nach Europa einwanderten.
Eine Art, viele Rassen
Heutzutage toben auf der Hundewiese riesengroße Deutsche Doggen neben winzig kleinen Chihuahuas. Es gibt lockige, langhaarige, getupfte, gezottelte, dicke und dünne Fiffis. Diesen kunterbunten „Hundehaufen“ haben wir Menschen erschaffen. Denn das Besondere: All diese völlig unterschiedlich aussehenden Tiere können gemeinsam Nachwuchs bekommen, weil sie alle derselben Art angehören. Aus Möpsen und Schnauzern etwa könnten sozusagen „Schnöpse“ werden. Indem wir Menschen Hunde mit bestimmten Merkmalen absichtlich miteinander gekreuzt haben, entstanden stetig neue Hunderassen, die einen bestimmten Zweck erfüllen oder ein festgelegtes Aussehen haben sollten. Brauchten unsere Vorfahren etwa einen besonders ausdauernden Jagdhund, ließen sie die Vierbeiner mit der größten Ausdauer immer wieder miteinander Junge kriegen. Über Generationen hinweg entstanden so immer bessere Jäger.
344 Hunderassen hat der internationale Zuchtverband FCI (Fédération Cynologique Internationale) mittlerweile offiziell anerkannt. Dazu kommen all die Mischlinge, deren Vorfahren zu verschiedenen Rassen gehörten. Rund 500 Millionen Hunde tummeln sich weltweit auf Sofas, Wiesen, Gehwegen, Straßen oder in Hundehütten, 7,9 Millionen davon allein in Deutschland.

Der Hund braucht den Mensch – und umgekehrt
An einen Wolf erinnert kaum noch einer. Das sagen auch Forscher. In Tests haben sie gezeigt: Stellt man einem Hund Fleisch in einen verschlossenen Käfig, versucht er nicht – wie es sein wilder Vorfahr machen würde –, mit Gewalt heranzukommen, sondern bittet Menschen mit einem bettelnden Blick um Hilfe. Und ließe man einen Wolf mit einem Menschen und einem Hund in einem Raum, würde er immer die Nähe seines vierbeinigen Verwandten suchen. Ein Hund sieht das anders. Er lässt Dackel, Dogge oder Schäferhund links liegen und möchte Kontakt zum Zweibeiner – ob er ihn kennt oder nicht. Kein anderes Tier hängt so sehr an uns Menschen wie der Hund. Kein Wunder: Heute würde er ohne Frauchen und Herrchen in der Wildnis auch nicht mehr so leicht überleben.