
Wo Flughunde einfallen, geht die Post ab
Sie sind viele, sie sind laut, und sie zanken sich andauernd. Die Bewohner in Australiens Städten können davon ein Lied singen. "Flughunde sind eine Plage!", schimpfen viele. Denn die Tiere machen vor allem bei Sonnenaufgang jede Menge Krach.
Dann besetzen die Flughunde in Parks und Gärten ihre Schlafbäume und kämpfen zeternd um die besten Plätze – in den oberen Stockwerken, den Baumkronen: Wer unten hängt, muss jederzeit damit rechnen, vollgemacht zu werden: Flughunde lassen Kot und Urin nämlich einfach fallen…
Immerhin halten sie die Klappe, sobald jeder seinen Platz gefunden hat, und wickeln sich in ihre Flügel wie in einen Schlafsack. Erst wenn die Abenddämmerung hereinbricht, schwärmt die Meute wieder aus, Futter fassen. Dann schweben Abertausende Tiere durch die Luft; zusammen sehen sie aus wie eine schwarze Riesenwolke.
Flughunde brauchen keinen Ultraschall:
Mit ihren ledrigen, schwarzen Flügeln ähneln Flughunde den Fledermäusen. Tatsächlich sind sie eng mit ihnen verwandt: Beide gehören zur Ordnung der Fledertiere. Doch wer genauer hinguckt, entdeckt schnell Unterschiede. Die Schnauzen von Flughunden sind nicht platt, sondern spitz, eben wie bei kleinen Hunden.
Und statt winziger Fledermaus-Äuglein tragen sie große, runde Glupscher im Gesicht. Mit denen können die Tiere gerade in der Dunkelheit prima sehen, denn die Augen fangen jedes bisschen Licht ein.
Flughunde brauchen deshalb zur Orientierung beim Fliegen keinen Ultraschall – anders als Fledermäuse: Diese senden Schallwellen aus, die dann von Bäumen, Gebäuden oder Beute zurückgeworfen werden.
Flughunde finden ihr Futter mit der Nase
Die Tiere fressen Obst, das süß duftet. Genauer gesagt: Die meisten Flughundarten trinken die Früchte eher. Dazu stopfen sie sich große Stücke ins Maul und pressen sie mit der Zunge
am Gaumen aus. Den Saft schlucken sie, den Rest spucken sie aus. Klingt nach schlechtem Benehmen, ist aber gut für die Natur, schließlich verteilen die Säuger auf diese Weise die Samen der Früchte in der Umgebung und säen so ganze Wälder aus.

Urwaldwachstum dank der Flughunde
Und auch wenn sie Nektar naschen, machen sie sich nützlich: Während sie den Saft mit ihren langen Zungen aus den Blüten schlecken, bleiben jede Menge Pollen in ihrem Fell hängen. Wie Bienen tragen sie die Pollen so von Blüte zu Blüte und bestäuben diese.
Forscher haben herausgefunden, dass sich rund 40 Prozent aller Urwaldbäume in Afrika, Asien, Australien und Ozeanien nur dank der Flughunde vermehren! In Australien sorgen sie unter anderem für die Verbreitung von Eukalyptusund Feigenbäumen.
Trotzdem haben die Flattermänner bei vielen Australiern einen miesen Ruf. Weil sie, wie gesagt, viel lärmen. Auch weil sie gern Obstbäume in Gärten und auf Plantagen plündern.
Nicht zuletzt gelten Flughunde sogar als gefährlich. Tatsächlich schleppen sie oft krank machende Viren mit sich herum. Ihnen selbst machen die Erreger nichts aus. Doch während sie munter durch die Gegend fliegen, vermehren sich die Viren in ihnen – und können auf andere Tiere oder Menschen übergehen. Mediziner raten deshalb, wild lebende Flughunde nicht anzufassen.
Auf sie zu schießen, was manche australische Obstbauern tun, ist jedoch ein Fehler: Für die Natur sind Flughunde schließlich nützliche Nervensägen.
Steckbrief: Flughund
Allgemein: Knapp 200 Flughundarten gibt es auf der Welt – in Afrika, Asien, Australien und Ozeanien. Wie Fledermäuse gehören Flughunde zu den Fledertieren. Die kleinste der über 150 Arten wiegt rund 15 Gramm und die größte Art über 1,3 Kilogramm. Der Graukopf-Flughund, wissenschaftlich Pteropus poliocephalus, zählt zu den größten Arten Australiens.
Verhalten: Palmenflughunde leben in großen Gruppen zusammen. Sie bleiben nicht ständig an einem Ort, sondern ziehen umher – auf der Suche nach Früchten und Nektar, ihrer Hauptnahrung. Als Schlaflager nutzen sie meist Bäume, manchmal aber auch Höhlen oder Unterschlupfe in menschlichen Siedlungen.
Nachwuchs: Flughundmütter bringen ein, selten zwei Junge zur Welt – meist im Februar, wenn die Regenzeit beginnt und reichlich Nahrung zu finden ist.
Lebenserwartung: Etwa 15, in Ausnahmen 20 Jahre.