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Redewendung Mit Argusaugen bewachen

Redewendung: Das Mädchen beobachtet die Szene gespannt mit "Argusaugen"
Das Mädchen beobachtet die Szene gespannt mit "Argusaugen"
© Phovoir / Colourbox

Anja gerät ins Schwitzen: Im Klassenzimmer ist es stiller, als in einer Kirche. Die Schüler sitzen tief über ihre Hefte gebeugt. Ihre Stifte fliegen über das Papier. Nur Anja grübelt schon seit zehn Minuten über der selben Aufgabe. Zu gern hätte sie ihre Tischnachbarin um Hilfe gebeten, aber vorne am Pult sitzt die Lehrerin und beobachtet die Klasse mit Argusaugen!

Bei einer Klassenarbeit scheint es so, als hätten die Lehrer ihre Augen überall. Genau wie Argus! Der ergebene Diener der griechischen Göttin Hera soll Augen am ganzen Körper gehabt haben. Wenn er schlief, schloss Argus immer nur ein paar seiner Augen und spähte mit den anderen argwöhnisch umher. Für seine Wachsamkeit hatte Argus auch allen Grund. Denn die eifersüchtige Göttin Hera hatte dem Riesen streng befohlen, nicht eines seiner 100 Augen von der schönen Griechin Io zu lassen. Hera vermutete nämlich zu Recht, dass Io die heimliche Geliebte ihres Gatten Zeus war.

Um Zeus zu täuschen hatte die Göttin ihre verhasste Konkurrentin Io zudem noch in eine Kuh verwandelt. Davon ließ sich ihr Göttergatte jedoch nicht im Geringsten beirren: Wann immer es ihm beliebte nahm Zeus selbst die Gestalt eines Stieres an und stampfte - unbeachtet von dem ahnungslosen Argus - zu seiner Geliebten.

Io aber wurde es bald leid, Tag und Nacht Argus' Augen auf sich zu spüren! Und so ließ Zeus den Riesen heimtückisch im Schlaf erschlagen und seine Geliebte zu sich bringen. Hera trauerte tief um den Verlust ihres treuen Dieners Argus und ersann einen Plan, seine Augen unsterblich zu machen: Wer einen Pfau schon einmal ein Rad schlagen sah, weiß, wie es ihr gelungen ist! Aber auch in unserem Sprachgebrauch ist der Riese lebendig geblieben: Noch heute "beobachten wir mit Argusaugen" andere Menschen, die unser Mißtrauen geweckt haben.

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