
Antje fluchte. Schon wieder hatte sie den Geburtstag ihrer Oma vergessen. Ihr Gedächtnis war wirklich löchrig wie ein Sieb! Und keine Gedankenstütze hatte ihr bislang helfen können: Den Kalender ließ sie spätestens nach zwei Wochen irgendwo liegen, kleine Merkzettel in der Hosentasche landeten stets in der Waschmaschine.
"Mensch Antje, das ist doch ganz einfach", erklärte ihre Freundin Janna, "du speicherst alle Geburtstage in dein Handy und das benachrichtigt dich automatisch – egal wo du bist!" "Natürlich!" Antje schlug sich theatralisch gegen die Stirn. "Alleine wäre ich nie auf so eine einfache Lösung gekommen." "Das Ei des Kolumbus eben", schmunzelte Janna.
Wenn wir eine überraschend einfache Lösung für ein schwieriges Problem finden, spricht man auch davon, das "Ei des Kolumbus" gefunden zu haben.
Wie die Redewendung "Ei des Kolumbus" entstand
Der Legende nach soll der Christoph Kolumbus nach seiner ersten Amerikareise zu einem Gastmahl eingeladen worden sein. Es wurde geschlemmt und getrunken, als plötzlich einer der Gäste bemerkte, Amerika zu entdecken, sei doch eigentlich nichts Besonderes gewesen.
Das wollte Kolumbus, in seiner Seefahrerehre tief gekränkt, nicht auf sich sitzen lassen. Er griff zu einem Ei auf dem Tisch und verlangte von den Anwesenden, es so auf die Spitze zu stellen, dass es stehenblieb. Achselzucken auf allen Seiten. Da nahm Kolumbus das Ei und schlug es mit der Spitze nach unten auf die Tischplatte. Ergebnis: Die Spitze war eingedrückt, das Ei blieb aufrecht stehen - und Kolumbus konnte sich zufrieden zurücklehnen.
Eine schöne Geschichte - aber wohl nur die halbe Wahrheit. Denn was ein gewisser Herr Girolamo Benzoni in seinem Buch "Die Geschichte der Neuen Welt" von 1565 über Kolumbus berichtet, wusste er allein vom Hörensagen.
Andere Stimmen behaupten dagegen, das Sprichwort gehe auf den italienischen Baumeister Filippo Brunelleschi zurück: Der soll mit dem Trick angeblich den Auftrag zum Bau der Kuppel des Domes zu Florenz erhalten haben. Aber das ist noch nicht alles: 1922 wurde in der Zeitschrift "Der Islam" ein Artikel veröffentlicht, der den Ursprung des Ei-Tricks irgendwo im Orient sieht.
Ihr seht also, die Herkunft dieses Sprichworts herauszufinden, ist mindestens genauso schwer wie ein eigenes "Ei des Kolumbus" zu finden.