
Jonas wirft wütend seinen Ranzen in den Hausflur. "Herr Pfeiffer hat mir im Vokabeltest eine sechs gegeben, obwohl ich nur ein einziges Wort bei Matthias abgeschrieben habe! Das ist so unfair!" Jonas' große Schwester streckt den Kopf aus ihrem Zimmer: "Blöd gelaufen! Aber bei der Notenvergabe sitzt der Lehrer eben am längeren Hebel." Aber da wird Jonas erst richtig sauer: "Jetzt nimmst du auch noch seine Seite ein? Und was für einen Hebel hat Herr Pfeiffer denn bitteschön?"
Wenn eine Person "am längeren Hebel sitzt", drückt man damit aus, dass sie Macht hat und andere Leute sich ihrer Entscheidung beugen müssen. Der Hebel ist dabei kein tatsächlicher Gegenstand, aber man kann ihn sich bildlich vorstellen: Einen Hebel setzt man ja an, um mit wenig Aufwand ein Gewicht zu bewegen. Je länger der Hebel, desto weniger Kraft muss man aufwenden. Das Prinzip kannst du an einem Wagenheber beobachten, mit dem ein einzelner Mensch ein ganzes Auto anheben kann. Bei der Auseinandersetzung zwischen Lehrer und Schüler sind die Kräfteverhältnisse klar: Gegen den Lehrer mit "dem längeren Hebel" kommt man nicht an.
Wenn jemand anderes am längeren Hebel sitzt und wir uns von ihm ungerecht behandelt fühlen, ärgern uns solche Machtverhältnisse natürlich maßlos. Jonas' Schwester kann ihren Bruder im Grunde verstehen. Aber gegen die sechs im Vokabeltest kann auch sie nichts machen. Da hilft wirklich nur eines: nächstes Mal nicht schummeln.