Es ist Freitag, die vierte Schulstunde. Die Klasse 3b hat Sportunterricht. Geräteturnen steht auf dem Plan. Janina war schon vor der Stunde sehr aufgeregt, denn sie ist keine besonders gute Turnerin. Am liebsten hätte sie sich von ihrer Mutter entschuldigen lassen. Aber nun muss sie da durch. Das Allerschlimmste für sie ist der Bock mit dem Sprungbrett davor. Ist sie doch im letzten Schuljahr mit samt dem Turngerät umgestürzt. Janina ist starr vor Schreck, als sie an der Reihe ist. Sie zögert. Hinter ihr hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Der Sportlehrer steht neben dem Sportgerät, um Hilfestellung zu geben. Die anderen Schüler tuscheln. Dann läuft Janina los. Janina fügt sich ihrem Schicksal. Es hat keinen Sinn, weiter herumzustehen und sich dem Spott der Mitschüler auszuliefern. "Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird!" ruft Hannes ihr nach. Was soll das denn bedeuten?
Ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, erträgt geduldig sein Schicksal. Es ist zwar voller Angst, doch gefügig. Es hat keine Wahl, es ist wehrlos und ergibt sich einfach. Alles Schreien nützt nichts. Diese Redensart kam bereits in der Bibel vor. Jesus ertrug sein Leid ohne sich zu beschweren. Wer also sein Schicksal annimmt, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, der ergibt sich und wehrt sich nicht weiter. Er erkennt, dass dies keinen Sinn hätte.
Janina erreicht das Sprungbrett. Beherzt springt sie ab, spürt, wie sie nach oben katapultiert wird und wie der Lehrer sie kurz am Arm berührt. Dann ist sie auch schon auf der anderen Seite. Geschafft! Sie hat ihre Angst überwunden. Die anderen Schüler klatschen in die Hände.