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Redewendung Sich die Hörner abstoßen

Redewendung: Wer sich die Hörner abgestoßen hat, der lässt sein tierisches Ich hinter sich
Wer sich die Hörner abgestoßen hat, der lässt sein tierisches Ich hinter sich
© Ralph DeseniÃ/Getty Images
Wer sich die Hörner abgestoßen hat, der führt ein ausgeglichenes Leben und hat seine wilden Zeiten hinter sich. Die Erfahrungen des Lebens schenken Gelassenheit

Merle und Justus sind von klein auf beste Freunde. Mittlerweile besuchen sie beide die vierte Klassenstufe der Grundschule, allerdings ist Merle in der 4a und Justus in der 4c. Normalerweise treffen sich die beiden in der Pause immer auf dem Schulhof und spielen zusammen, tauschen Sammelkarten oder reden einfach ein bisschen.

Doch seit kurzem spielt Justus lieber ohne Merle. Er hängt nur noch mit den anderen Jungs herum. Sie lachen zusammen, sagen gehässige Dinge oder fordern sich gegenseitig an der Reckstange im Klimmzügemachen heraus. Heute beschließt Merle, es nochmal zu versuchen.

"Du Justus, hast du nachher Zeit zum Uno-Spielen?" fragt sie ihn, als er an ihr vorbeirauscht. "Spiel doch mit deiner Puppe!" ruft er. Merles Klassenlehrerin Frau Meier hat die Sache beobachtet. "Nimm dir das nicht zu Herzen, Merle", sagt sie. "Er muss sich nur ein bisschen die Hörner abstoßen." Was denn für Hörner? fragt sich Merle.

Das steckt hinter der Redewendung "Sich die Hörner abstoßen"

Die Redensart "sich die Hörner abstoßen" meint, dass man durch Erfahrungen, die man im Leben macht, gelassener wird. Meistens wird die Redewendung im Zusammenhang mit Liebe gebraucht. Bevor man sich ernsthaft bindet, stößt man sich die Hörner ab, so heißt es. Das bedeutet, ungebunden seine Freiheit genießen. Leben können, wie man will und Blödsinn anstellen, den man dann später mit Familie nicht mehr macht.

Die Wendung geht auf einen alten Studentenbrauch zurück. Ein neuer Student verkleidete sich als Bock. Die Hörner sind das Symbol der Stiere und Böcke, die als wild und unbeherrscht gelten. Der Student musste sich die Hörner abstoßen - etwa an einem Türrahmen. Dadurch sollte er seine tierischen Wurzeln ablegen. Nun war er schließlich ein ernst zu nehmender Gelehrter.

Inzwischen unternimmt Merle viel mehr mit ihren Freundinnen. In der Mädchengruppe fühlt sie sich sehr wohl und verstanden. Doch eines Nachmittags klingelt bei ihr das Telefon: "Ich bin‘s, Justus. Hast du vielleicht Lust, mit mir ins Kino zu gehen? Der neue 'Schlumpf-Film' läuft und ich kenne keinen, der so auf die Schlümpfe steht wie du…"

Merle huscht ein Lächeln über die Lippen: "Total gerne! Wie schön, dass du dich meldest." Von nun an verstehen sich Merle und Justus wieder viel besser.

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