Der Osthase in Australien
Die Löffel sind schon mal ein dicker Pluspunkt. Wie eine Eins stehen die Ohren in die Höhe. Das graue Fell schimmert seidig. Dazu: Knopfaugen, Schnurrhaare, Hoppelsprung. Gesamturteil: ostertauglich! Wie gut für den in Australien lebenden "Bilby" (zu Deutsch: Großer Kaninchennasenbeutler).
Mit diesem Look ist der kleine Kerl drauf und dran, einen Weltstar in den Schatten zu drängen. Das Beuteltier soll in seiner Heimat tatsächlich den Osterhasen ersetzen!

Kaninchen gegen Bilbys
Denn dort wünscht man sich Häschen – nun ja – in die Grube. Eine Plage sind vor allem die Wildkaninchen. Seit sie Mitte des 19. Jahrhunderts von europäischen Siedlern eingeschleppt wurden, breiten sie sich hemmungslos aus. Sie mümmeln Weiden und Felder kahl, verursachen Millionenschäden in der Landwirtschaft und vertreiben einheimische Tiere.
Der Bilby zählt zu den Hauptopfern des Kaninchen-Einmarsches. Weil beide Arten in unterirdischen Bauen leben, buddeln sie in Australien um die Wette. Es braucht nur ein bisschen Rechnerei, um spitzzukriegen, wer dabei gewinnt: Kaninchen bekommen bis zu 40 Junge im Jahr.
Mit viel Glück werden in der gleichen Zeit gerade mal zehn Bilby-Babys geboren. So hüpfen inzwischen geschätzte 300 Millionen Wildkaninchen über den Kontinent. Die verbliebenen 10.000 Bilbys gelten als gefährdete Art. Die Konkurrenz hat sie in Wüstengebiete verdrängt.
Oster-Bilby statt Osterhase
Soll man also Hasen, die nächsten Verwandten dieser Übeltäter, wirklich an Ostern feiern? Nein, das passt den Australiern nun wirklich nicht. Stattdessen suchten sie in der Vergangenheit einen würdigen Eier-Lieferanten aus dem eigenen Land. Naturschützer begannen in den 1990er Jahren, für den Bilby zu werben. Mit Erfolg!
Nun stehen Schokoladen-Bilbys in den Supermärkten, Schauspieler in Bilby-Kostümen verteilen Eier in den Fußgängerzonen der Städte. Die Fan-Gemeinde wächst und wächst. Und noch einen Vorteil hat der Oster-Bilby gegenüber dem alten Hasen: einen Beutel am Bauch – für den Ei-Transport, natürlich!