Das Flüchtlingslager "Za'atari"
In der nordjordanischen Wüste, etwa eine Autostunde nördlich von Jordaniens Hauptstadt Amman, liegt das Flüchtlingslager "Za'atari". Hier leben mehr als 150.000 Menschen, die aus ihrer Heimat Syrien vertrieben wurden. Und jeden Tag kommen mehr. Grund dafür ist der seit zwei Jahren tobende Bürgerkrieg in Syrien. Mehr als die Hälfte dieser Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche.
Flucht aus dem Alltag im Flüchtlingslager
Der ehrenamtliche Verein "Schüler helfen Leben" engagiert sich für die Kinder und Jugendlichen im Flüchtlingslager - gemeinsam mit "Save the Children" - einem weiteren ehrenamtlichen Verein, der 1919 in Großbritannien gegründet wurde. Mit Kindergärten und geschützten Zonen wollen sie Kindern und Jugendlichen Alternativen zum eintönigen Lagerleben bieten. Im sogenannten "child friendly space" (zu deutsch: "kinderfreundlicher Raum") gibt es Kindergärten in riesigen Zelten und einen Spielplatz. Hier werden die Flüchtlingskinder betreut, können spielen und einfach mal Kind sein.
Auch für die Jugendlichen wurde eine geschützte Zone geschaffen, in die sie sich zurückziehen können. Es gibt einen Fußballplatz und sogar einen kleinen Kraftraum zum Trainieren. Angebote für Bildung und Ausbildung sollen hier geschaffen werden, um die Jugendlichen auf ein Leben nach dem Krieg vorzubereiten. All dies ist möglich durch die freiwillige Arbeit von gemeinnützigen Vereinen. Doch auch ihr könnt helfen.
"Sozialer Tag" für syrische Flüchtlinge
Am 13. Juni findet wieder der Soziale Tag statt. An diesem Tag brauchen Schülerinnen und Schüler nicht die Schulbank drücken und können stattdessen einen Tag ins Arbeitsleben eintauchen. Der Soziale Tag gibt euch die Möglichkeit, euch für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche einzusetzen. Denn der Lohn, den ihr dabei verdient, wird gespendet. Auch das syrische Flüchtlingslager wird dieses Jahr einen Teil des eingenommenen Geldes erhalten. Damit sollen die Ausbildungs- und Betreuungsangebote dort weiter ausgebaut werden, um den Kindern und Jugendlichen Abwechslung vom Alltagstrott im Lager zu geben und ihnen Perspektiven für die Zukunft zu bieten.
Weitere Informationen findet ihr unter: www.schueler-helfen-leben.de
Deutsche Schüler zu Besuch im Flüchtlingslager
Zusammen mit Mitarbeitern von "Schüler helfen Leben" haben sich vier Schülerinnen und Schüler auf Weg nach "Za'atari" gemacht, um sich selbst ein Bild von den Zuständen dort zu machen. Wir haben mit Jonas, Charlotte, Tabea und Merle nach ihrer Reise gesprochen. In kurzen Interviews auf den folgenden Seiten erfahrt ihr, wie die vier diesen Aufenthalt im Flüchtlingslager erlebten und warum sie daran teilgenommen haben.
Merle, 18 Jahre
Was war dein eindrucksvollstes Erlebnis im Flüchtlingslager in Nordjordanien?
Mich hat beeindruckt, wie herzlich wir im Kindergarten des Flüchtlingslagers empfangen wurden. Obwohl die Lage der Flüchtlinge so entmutigend ist. Und die Kinder ehrlich lachen zu sehen, obwohl außerhalb des Kindergartens die Zelte und der Alltagstrott im Camp auf sie warten.

Was waren deine Aufgaben im Flüchtlingslager?
Ich sollte einen Eindruck von der Situation vor Ort gewinnen, um zu verstehen, wie es den Menschen dort geht. So kann ich nun andere Schüler in Deutschland über die Umstände im Flüchtlingslager aufklären. Nur wer sich selbst ein Bild vor Ort gemacht hat, kann seine Eindrücke so vermitteln, dass andere Schüler sich wirklich angesprochen fühlen, den Menschen dort zu helfen.
Was konntest du aus dieser Reise ziehen?
Dass Essen und Trinken zwar zum Überleben notwendig sind, aber erst eine Beschäftigung, ein Ziel – und wenn es noch so unbedeutend scheinen mag - dem Leben eine Bedeutung geben.
Jonas, 18 Jahre
Was war dein eindrucksvollstes Erlebnis im Flüchtlingslager in Nordjordanien?
An einem Tag haben wir ganz spontan mit den Flüchtlingskindern Fußball gespielt. Dabei das Lachen in ihren Gesichtern zu sehen und zu wissen, dass sie einen Moment den Bürgerkrieg oder die Langeweile im Flüchtlingslager vergessen können, war wunderschön.

Was waren deine Aufgaben im Flüchtlingslager?
Wir waren dort um uns zu informieren und die Lage selbst zu erleben. Also zum Beispiel, um die Zelte zu sehen, in denen die Flüchtlinge essen und wohnen. Es war schwer für mich, mir vorzustellen, wie über 100.000 Menschen so in der Wüste leben. Jetzt kann ich das Erlebte anderen beschreiben und zeigen, wie wichtig es ist, sich für diese Menschen einzusetzen.
Was konntest du aus dieser Reise ziehen?
Ich habe gelernt, wie gut wir es hier in Deutschland eigentlich haben! Genügend und leckeres Essen, Wasser grenzenlos und Beschäftigungen wie Kindergarten, Schule oder Hobbies. Die Menschen dort müssen um ihr Überleben kämpfen. Außerdem habe ich gelernt, dass kein Fernseher der Welt wirklich zeigen kann, wie es den Menschen und besonders den Kindern im Krieg und auch in so einem Flüchtlingslager dort geht.
Charlotte, 18 Jahre
Was war dein eindrucksvollstes Erlebnis im Flüchtlingslager in Nordjordanien?
Zu sehen, wie über 100.000 Menschen - mehr als die Hälfte davon Frauen und Kinder - mitten in der Wüste in Notunterkünften leben und sich nicht selbst versorgen können, hat mich sehr beeindruckt. Viele Kinder sind ohne ihre Eltern im Lager angekommen. Kinder, die hier in Deutschland gerade einmal den Kindergarten besuchen würden, sind völlig auf sich selbst gestellt. Sie versorgen sogar ihre kleineren Geschwister, von denen manche noch Babys sind.
Jugendliche haben keine Möglichkeit, sich sinnvoll zu beschäftigen, weil es für sie keine Aufgaben gibt. Sie Sie sind mit der Situation sehr unzufrieden und es kommt ständig zu Streitereien und Rangeleien.

Was waren deine Aufgaben im Flüchtlingslager?
Wir haben uns über das Leben im Lager informiert und zum Beispiel auch einen Kindergarten besucht. Dort konnten wir mit den Kindern spielen, singen und sprechen.
Was konntest du aus dieser Reise ziehen?
Obwohl im Fernsehen und in den Zeitungen viel über Jordanien und Syrien berichtet wird, hatte ich vor der Reise nach Jordanien keine Vorstellungen davon, wie riesig ein Flüchtlingslager sein kann.
Tabea, 19 Jahre
Was war dein eindrucksvollstes Erlebnis im Flüchtlingslager in Nordjordanien?
Das Leben mitten in der Wüste. Als wir zum Lager fuhren, sah ich lange Zeit nur Sand und Geröll. Irgendwann erkannte ich dann die ersten Zelte. Eine Stadt in der Wüste, die sich entwickelt und feste Strukturen schafft, obwohl es eigentlich nur für den Übergang sein soll. Ich fragte mich, ob die Menschen gekommen sind, um zu bleiben oder nur auf der Durchreise sind. Oder wie beschwerlich und schrecklich ihre Flucht gewesen ist. Aber das habe ich mich nicht getraut zu fragen.

Was waren deine Aufgaben im Flüchtlingslager?
Meine Aufgabe war, zu beobachten, zu sehen, zu hören, zu diskutieren, zu spielen und zu helfen. Mit vielen Eindrücken, Gefühlen und unbeschreiblichen Erfahrungen im Gepäck bin ich nach Deutschland zurückgereist. Ich erzähle nun anderen von den schrecklichen Lebensverhältnissen und rege sie dazu an, sich für die syrischen Flüchtlinge einzusetzen.
Was konntest du aus dieser Reise ziehen?
Diese Reise hat mir erneut vor Augen geführt, dass ich ein unglaublicher Glückspilz bin, da ich hier in Deutschland geboren und aufgewachsen bin. Ich bin so unglaublich dankbar für mein Leben hier und genieße jede Kleinigkeit, die anderen selbstverständlich vorkommt. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was mit dem gespendeten Geld der Schülerinnen und Schüler passiert, die am 13. Juni am Sozialen Tag von Schüler Helfen Leben teilnehmen.