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Viva México!
Sarah Gartner (16) verbringt ein Jahr in der Hauptstadt von Mexico, Mexico-City. Sie wollte unbedingt eine neue Kultur kennenlernen und möglichst weit weg von zu Hause. Obwohl sie vor der Abreise nur wenig Spanisch konnte, hat sie sich inzwischen gut eingelebt und ist begeistert vom mexikanischen Lebensrhythmus
Einfach drauf los reden
Ich bin jetzt seit ziemlich genau zehn Wochen in Mexico City, der Hauptstadt Mexikos und gleichzeitig der zweitgrößten Stadt der Welt mit fast 23 Millionen Einwohnern. Ich wohne in einem sehr schönen Stadtviertel namens San Angel bei einer netten Gastfamilie. Meine 23 Jahre alte Schwester ist zwar ziemlich oft unterwegs, aber meine Gastmutter unternimmt sehr viel mit mir.
Ich bin fast ohne Spanischkenntnisse hierher gekommen, aber ich lerne jeden Tag ein bisschen was dazu. In der Schule ist es zwar noch schrecklich langweilig, aber es wird immer besser, meine Mitschüler sind alle sehr nett und hilfsbereit. Ich habe sehr bald gelernt, dass man einfach drauflos reden muss. Egal, ob's richtig ist oder nicht, einfach nur reden. Ich habe am Anfang immer einen Mix aus ziemlich viel Englisch und ein bisschen Spanisch gesprochen, mittlerweile wird das Spanisch aber mehr. Und notfalls gibt es ja noch Hände und Füße. Meine Grammatik ist zwar noch ziemlich fürchterlich, aber irgendwie versteht man mich schon. Und nur durch Reden kann man eine Sprache lernen.
Fiesta Mexicana am Unabhängigkeitstag
Eines meiner bisher tollsten Erlebnisse war der mexikanische Unabhängigkeitstag, der größte Feiertag, der hier immer am 15. September gefeiert wird. Überall hingen mexikanische Flaggen, die Menschen waren typisch mexikanisch gekleidet und alle haben gefeiert. Um Punkt 23 Uhr trat der Präsident auf den Balkon, alle haben "¡Viva México!" gerufen und die Hymne gesungen. Danach gab es ein ganz langes Feuerwerk in den mexikanischen Farben grün, weiß und rot! Ich fand es einfach einzigartig, dass alle Menschen fröhlich waren und gefeiert haben und es gefällt mir, dass die Mexikaner so stolz auf ihr Land sind! Überhaupt mag ich die Leute hier sehr gerne. Alle sind sehr freundlich, hilfsbereit und sehr interessiert, aufgeschlossen und herzlich. Als Austauschschülerin wurde ich sofort ganz selbstverständlich in meine Klasse aufgenommen und alle wollten mit mir reden. Wenn jemand sieht, dass ich mich nicht auskenne und Ausländerin bin, wird mir sofort Hilfe angeboten.
Mexikanisches Essen: Achtung, scharf!
Das mexikanische Essen finde ich einfach super! Das meiste ist zwar ziemlich scharf, aber es nehmen immer alle Rücksicht auf mich und meistens bekomme ich meine eigenen Saucen, die dann komplett ohne Chilli sind. Tortillas gibt es eigentlich fast täglich in irgendeiner Form: Tacos, Quesadillas, Enchiladas, Tostadas ... und sie schmecken einfach superlecker! Am Anfang war es ziemlich ungewohnt, dass es hier erst um 15 oder 16 Uhr Mittagessen gibt. Abendessen gibt es gegen 20.00 Uhr.
Ganz toll sind auch die vielen Märkte, die es hier überall gibt und auf denen ganz frisches Obst und Gemüse sehr billig angeboten werden. Es gibt hier einige Früchte, die ich noch nie zuvor gesehen habe! Das meiste schmeckt viel besser als in Deutschland, weil hier alles ganz frisch geerntet wird und direkt auf den Markt kommt. Ich bin mir sicher, dass ich das mexikanische Essen in Deutschland sehr vermissen werde, so viel und gerne habe ich noch nie gegessen!
Sehnsucht nach Schokolade
Meine Freunde und meine Familie in Deutschland vermisse ich natürlich manchmal, aber eigentlich habe ich gar nicht so viel Zeit an zu Hause zu denken, da einfach so viel los ist! Zweimal in der Woche habe ich Spanischkurs, außerdem gibt es sehr viele Museen und Sehenswürdigkeiten, wie die alten Pyramiden, zu besichtigen. Und dann gibt es ja auch noch viele andere Austauschschüler und auch nette Mexikaner, mit denen ich etwas unternehme. Viel Zeit für Heimweh bleibt da wirklich nicht!
Das einzige, was ich in den ersten paar Wochen sehr vermisst habe, war Schokolade. Aber durch meine Gastmutter habe ich jetzt "Palanqueta" und "Pon-Pons" kennengelernt und so einen super Schokoladen-Ersatz gefunden.
In Deutschland wird mir das mexikanische Wetter sicher auch sehr fehlen! Momentan ist zwar Regenzeit, aber es regnet gewöhnlich nur abends und in der Nacht. Tagsüber ist es ziemlich warm und zwar das ganze Jahr über.
Dienstmädchen bedienen Besserverdienende
Als ich hier angekommen bin, hat mich erst mal gewundert, dass hier alle Familien mit etwas mehr Geld ein Dienstmädchen haben, das wirklich alles macht und manchmal sogar im Haus wohnt! Nicht wenige Familien haben sogar einen eigenen Chauffeur. In Mexiko gibt es viele reiche, aber auch viele arme Menschen. Auf der Straße sieht man leider sehr oft bettelnde Menschen, häufig Kinder, manche sogar erst vier oder fünf Jahre alt.
Wenn ich Bus oder Metro fahre, muss ich gut aufpassen, weil ich als Europäerin ein bisschen auffalle und die Kriminalität hier sehr hoch ist. Aber wenn man immer alles im Blick hat, kann kaum was passieren. Am schlimmsten ist es eigentlich in der Schule, wo ständig irgendwelche Handys oder iPods verschwinden.
Schule auf mexikanisch
Die Schulen sind hier auch ganz anders als in Deutschland, die staatlichen Schulen haben keinen guten Ruf und es gehen fast nur die ärmeren Kinder dorthin. Ich bin beispielsweise auf einer Privatschule, trotzdem sind auch hier meist mehr als 40 Schüler in einer Klasse. Statt Noten von eins bis sechs gibt es hier Punkte zehn bis Null. Außerdem Jahr gibt es fünf mal im Jahr Zeugnisse. Ich muss die Examen aber zum Glück noch nicht mitschreiben. Auch die Unterrichtsfächer sind hier sehr anders. Es gibt zum Beispiel ein Fach zur Stärkung der Klassengemeinschaft und Fächer wie Logik, Psychologie oder konstruierendes Zeichnen.
Im Unterricht geht es manchmal ganz schön laut zu und die Schüler laufen sogar herum. Lehrer und Schüler duzen sich gegenseitig und tauschen eMail-Adressen aus.
Das A und O: Offenheit und Neugierde
Ich bin hier in Mexiko sehr glücklich, habe viel Spaß und erlebe lauter tolle Sachen! Ich kann gar nicht glauben, dass ich schon zehn Wochen hier bin. Ich kann einen Schüleraustausch nur jedem empfehlen, es ist einfach super! Ich glaube, so richtig darauf vorbereiten kann man sich eigentlich kaum. Wenn man offen und neugierig auf alles zugeht, kann kaum was schief gehen. Und wenn's mit der Sprache nicht so hinhaut, ist das nicht schlimm. Irgendwie kann man sich schon verständigen und mit Zeichensprache geht das schon. Außerdem kann das richtig lustig sein und man versteht sich oft auch ohne Worte. Es haben normalerweise auch alle Verständnis, wenn man die Landessprache noch nicht kann. Irgendwann geht das von allein. Und mit dem Heimweh ist das wirklich nicht so schlimm, wie die meisten glauben. Man erlebt so viel und sieht so viel Neues, dass man kaum an zu Hause denken kann. So ein Austauschjahr ist ein einzigartiges Erlebnis und fühle mich in Mexiko schon ganz zu Hause! Mal schaun, ob ich in einem Jahr überhaupt wieder nach Deutschland zurück will ...
Allendale, you rock!
Barbara Gleissl (16) lebt in diesem Schuljahr in Allendale im US-Bundesstaat Michigan. Den "American Way of Life" hautnah erleben – das macht sie derzeit täglich. Und dazu gehören nicht nur das Leben in einer großen Familie mit vier Kindern, sondern auch der Highschool-Alltag, Footballspiele und leckere Cookies
Von Anfang an zuhause gefühlt
"Hallo Barbara, hier spricht Elke Kleber von GIVE, wir haben eine Familie für dich!" Dass ich diese Worte gehört habe, ist mittlerweile drei Monate her. Drei Monate, die für mich die spannendsten meines Lebens waren ...
Ich bin momentan in Allendale, einer Kleinstadt im Westen Michigans in den USA, wo ich die 11. Klasse verbringe. Ich lebe hier bei einer unglaublich netten Gastfamilie, bestehend aus meiner Gastmutter Lisa, meinen Gastschwestern Alexandra (17) und Margaret (11), sowie meinen Gastbrüdern Ben (14) und Simon (18 Monate) und ich besuche die Allendale Highschool.
Ich habe Allendale von Anfang an geliebt! Mit Heimweh hatte ich überhaupt keine Probleme, weil jeder hier mir das Gefühl gegeben hat, zuhause zu sein. Außerdem hatte ich gar keine Zeit, Deutschland zu vermissen, denn hier ist immer irgendwas los. Bei fünf Kindern im Haus herrscht nie Ruhe, was für mich eine völlig neue Erfahrung ist, da ich in Deutschland nur eine kleine Schwester habe, die mir von allen am meisten fehlt.
"Hilfe, ich bin im Film!"
Das erste, was ich dachte, als ich meine Schule gesehen habe, war: "Hilfe, ich bin im Film!" Tatsächlich sieht es genau so aus, wie man es aus dem Fernsehen kennt, von den Spinden, die nie aufgehen wollen, wenn man es eilig hat, über die Cafeteria, in der man Pizza, Pommes oder Cookies kaufen kann, bis hin zu den Footballspielern, die in ihren Trikots herumlaufen und sich von allen bewundern lassen. Anders als in Deutschland identifizieren sich amerikanische Kinder und Jugendliche viel mehr mit ihrer Schule.
"School-Spirit": Lehrer im Pyjama und Football
Das sieht man vor allem am "School-Spirit" (d.h. der "Schul-Geist"). Und der wurde hier besonders deutlich während der "Spirit-Woche": Eine Woche lang gab es jeden Tag ein Thema, zu dem passend die ganze Schüler- und auch Lehrerschaft verkleidet kommt. Montag war Pyjama-Tag, Dienstag Cowboy-Tag usw., und am Freitag trugen alle Kleider in den Schulfarben rot oder schwarz. Nach der Schule gab es eine Versammlung in der Turnhalle, bei der Spaß-Wettbewerbe wie "Mitschüler an die Wand kleben" oder "püriertes Happy-Meal essen" stattfinden und die einzelnen Jahrgangsstufen gegeneinander antreten. Wir, die "Seniors" (so nennt man die Schüler des Abschlussjahrgangs) haben gewonnen! Am Abend war dann das Homecoming-Football-Spiel. Das ist das bedeutendste Spiel der Highschool-Footballsaison und natürlich war die ganze Schule anwesend um das Team zu unterstützen. Und die "Allendale Falcons" haben gewonnen – 62 zu Null!
Tanzen auf dem Homecoming-Ball
Der eigentliche Grund, der Homecoming zu dem macht – was es ist, war am nächsten Abend: de Homecoming-Ball, der vorläufige Höhepunkt des Schuljahres. Alle hatten schon lange im Voraus geplant, wie sie den Samstag "perfekt" machen könnten. Nach dem Schönmachen mit ein paar Freundinnen und meiner Gastschwester gingen wir alle zusammen essen und im Anschluss in die geschmückte Schulcafeteria, wo der Ball stattfand. Normalerweise versuche ich, alles zu vermeiden, was mit Tanzen zu tun hat, aber an diesem Abend hatte ich so viel Spaß, wie selten zuvor. Es war fantastisch! Besonders schön war, dass ich viele neue Leute kennen gelernt habe. Insgesamt ist es hier einfacher, neue Kontakte zu knüpfen, weil die Menschen viel offener sind. Leute, die du noch nie zuvor gesehen hast, kommen auf dich zu und fragen dich, wie du heißt, wo du herkommst, wie dir Amerika gefällt ...
Bei dummen Fragen gelassen bleiben
Manchmal geht es mir etwas auf die Nerven, wenn man dieselben Fragen immer wieder beantworten muss. Ich wurde tatsächlich schon Dinge gefragt wie "habt ihr Handys in Deutschland?", "lebt ihr alle in kleinen Lehmhütten?" oder "stehen auf den Straßen überall Kühe rum und jeder läuft hin und melkt sie?" Aber man muss selbst einfach offen sein und die Chance zum Gespräch nutzen. Offenheit und Freundlichkeit sind hier das A und O. Solange man versucht tolerant zu sein, Unterschiede zu akzeptieren und nichts automatisch als "falsch" abzustempeln und jedem mit einem Lächeln zu begegnen, hat man keine Schwierigkeiten neue Freunde zu finden.
Zum Glück ist die Sprache soweit kein Problem. Die meisten Leute verstehe ich ganz gut und im Allgemeinen werde ich auch verstanden. Manchmal ist es trotzdem hart, wenn man nicht genau das ausdrücken kann, was man möchte, weil die Worte fehlen. Aber es wird immer besser und in nur einem Monat haben sich meine Sprachkenntnisse erheblich verbessert.
Ein zweites Zuhause
Es ist wirklich unglaublich, wie zuhause ich mich hier schon fühle. Ich kann mir im Moment gar nicht vorstellen, dass dieses Jahr irgendwann zu Ende ist. Was mir vermutlich am meisten fehlen wird ist natürlich meine Gastfamilie, weil sie einfach die offenherzigsten und lustigsten Menschen sind, die ich je getroffen habe, meine Schule und der" School-Spirit", meine neuen Freunde und ... die Süßigkeiten! Amerikanisches Essen ist zwar im Großen und Ganzen nicht sehr anders als in Deutschland, aber was Süßes angeht, sind sie uns einfach um Längen voraus. Vor allem diese Cookies ...
Meistens kommt es anders ...
Ich kann nur jedem empfehlen, so ein Auslandsjahr zu machen. Die Erfahrungen, die man sammeln kann, sind absolut einzigartig und wunderbar! Man muss nur, wie schon gesagt, offen für alles sein. Und man sollte keine zu festen Vorstellungen haben, denn am Ende kommt alles ganz anders. Die Gastfamilie, bei der ich jetzt bin, war nicht meine erste. Dem Anruf, von dem ich ganz am Anfang erzählt habe, folgte anderthalb Monate später ein weiterer, in dem ich erfuhr, dass sich meine Gasteltern, die ich zu dem Zeitpunkt hatte, scheiden lassen wollten und dass ich deshalb zu einer anderen Familie kommen würde. Es war das Beste, was mir passieren konnte! Mit solchen Überraschungen muss man rechnen. Lass einfach alles auf dich zukommen und du wirst ein wunderbares Jahr haben!
Bella Italia
Nina Schlichting (16) hat es nach Italien verschlagen. Dort lebt sie in Felina, Castelnuovo ne'Monti, einem hübschen Bergstädtchen in der Provinz Reggio Emilia, und lernt die Eigenheiten der Italiener kennen und lieben. Ihre Italienischkenntisse werden von Tag zu Tag besser
Morgens cappuccino, mittags caffè
Ich bin jetzt schon seit sechs Wochen in Italien, und es gefällt mir hier immer besser. Am Anfang war es aufregend, spannend und neu. Ich kannte weder die Sprache, noch die Menschen, noch die Kultur. Wie lebt man hier? Mache ich irgendetwas falsch? Beleidige ich vielleicht sogar jemanden, ohne dass ich es weiß? Und über was zum Teufel reden die gerade? Natürlich sind diese Fragen nach einem Monat noch lange nicht geklärt, aber immerhin weiß ich jetzt, dass man seine Lehrer mit "Prof" anspricht, dass man morgens einen "caffè" oder "cappuccino" trinkt, mittags aber nur einen "caffè" und dass dieses "mhmh", was in Deutschland "nein" bedeutet hier "ja" bedeutet.
Schule auf Italienisch: Auswendig lernen
Auch dass man im Unterricht auf die Toilette gehen und Kaugummis kauen darf, war für mich neu. Sowieso ist die Schule völlig anders als in Deutschland. Ich habe jeden Tag höchstens bis um 12:55 Schule, dafür muss ich aber samstags zur Schule. Da ich auf einem "liceo linguistico", also einem neusprachlichen Gymnasium bin, lerne ich Englisch, Französisch, Latein und Deutsch. Einmal in der Woche kommt eine "madre lingua", eine Muttersprachlerin, zu uns in die Klasse und spricht mit uns, übt Aussprache und Grammatik. Ansonsten muss man viel zuhören und mitschreiben. Nur ganz selten muss man mal selbst Aufgaben bearbeiten. Nach der Schule gibt es dann meistens eine Menge Hausaufgaben. Und italienische Schüler lernen. Und wenn ich sage sie lernen, dann meine ich das auch! Die lernen VIEL. Das müssen sie auch, denn alles was der Lehrer in der Stunde erzählt hat, kann er auch abfragen. "Interrogazione" heißt das dann. Die mündliche Note setzt sich später nur aus den "interrogazione" zusammen.
Langsam klappt's mit der Sprache
Mit der Sprache komme ich nach diesem einen Monat schon viel besser als am Anfang zurecht. In der Schule, wenn die Lehrer sprechen, verstehe ich zwar immer noch nicht wirklich viel, aber wenn sich irgendwer unterhält, verstehe ich schon einige Sachen. Und wenn jemand mit mir spricht, also langsam und deutlich, und mit nicht allzu schweren Wörtern, dann verstehe ich so gut wie immer, was er oder sie von mir will. Und neben dem Italienisch hab ich sogar schon acht Wörter und einen Satz in Montenegrisch gelernt. Meine Gastfamilie kommt nämlich eigentlich aus Montenegro.
Reden, Lachen, Spazierengehen
Meine Gastfamilie ist einfach toll! Ich habe eine fast 18-jährige Schwester und einen 15-jährigen Bruder. Mit beiden verstehe ich mich total gut, und mit meiner Schwester teile ich mir auch ein Zimmer. Das Zimmer ist klein, winzig. Und meistens hängt mein Bruder hier auch noch drin rum. Und wenn dann auch noch meine Cousins und Cousinen kommen (wovon ich irgendwie jetzt viele habe) dann wird das ganz schön eng. Aber irgendwie ist es ja auch gemütlich. Und außerdem verstehen wir uns alle so gut, da ist es immer lustig! Ich sehe meine Cousins und Cousinen ziemlich oft. Mit dreien gehe ich auf die gleiche Schule, die sehe ich also so gut wie jeden Tag. Die, die ein bisschen weiter weg wohnen, sehe ich jede oder jede zweite Woche. Das ist total toll, abends fahren wir dann alle zu einem von uns, dann essen wir ein bisschen was und dann ... reden wir, lachen wir. Haben einfach Spaß. Manchmal gehen wir auch raus, machen einen "giro", Spaziergang. Das letzte Mal, als alle bei mir waren, haben wir aus Versehen mein Bett zerstört. Ist aber schon das dritte Mal, dass das bei denen vorkommt, also nicht weiter tragisch.
Köstlicheiten für den Gaumen
In meiner Freizeit spiele ich jetzt Theater an meiner Schule. Es ist unglaublich toll, die Leute sind alle suuuper nett und es macht total viel Spaß. Sehr cool war neulich meine Mutter, die aus meinem Kaffee-Satz gelesen hat! Man trinkt den Kaffee, dreht die Tasse um, wartet ein bisschen und dann liest sie dir deine Zukunft. Und das Eis hier ist wundervoll! Glücklicherweise ist es mittlerweile meistens zu kalt für Eis, ansonsten wäre ich schon längst so rund wie ein riesiger Ballon! Es ist köstlich! Genauso wie die Pizza! Und die Panini, und die Dolce, und ... DELIZIOSO!
Vorurteile der harmlosen Art
Abschließend wollte ich noch etwas über Vorurteile gegenüber Deutschen sagen. Das erste, was allen eingefallen ist, als sie gehört haben, dass ich Deutsche bin, war: "Ahh, Deutschland, da gibt es guuuutes Bier!" Dann kam: "Die Deutschen sind ernst!" und "Deutsche sind alle blond und blauäugig, das ist sooo schön!" Aber das Bier ist der Spitzenreiter! Ich bin also das Mädchen aus dem Bierland im Pizzaland!
Im "Kiwi"-Land
Linda (16) aus Puchheim hat sich dafür entschieden, die 11. Klasse in Neuseeland zu verbringen. Sie lernt die unbeschreibliche Natur der Kiwi-Insel kennen; aber auch, wie es ist, eine Schuluniform zu tragen und dass Brot nicht gleich Brot ist
Kia Ora,
das heißt soviel wir "Hallo" auf Maori, der Sprache der Ureinwohner Neuseelands. Hier in Neuseeland lebe ich jetzt seit drei Monaten. Ich habe mich ziemlich gut eingelebt und fühle mich total wohl. Nachdem ich in den ersten vier Wochen hier ein ziemliches Durcheinander hatte und zweimal die Familie gewechselt habe, bin ich umso glücklicher, dass meine jetzige Familie so toll ist.
Wenn's nicht anders geht: Familie wechseln
Aus der Familie, bei der ich ursprünglich war, bin ich schon nach anderthalb Wochen raus. Mit mir hatten sie fünf "International Students" aufgenommen und ich musste mir mit einer Japanerin Zimmer und Schrank teilen. Die Japanerin war total nett, aber man hatte nie Zeit für sich allein. Und in der Familie hatte ich das Gefühl, dass sie nicht miteinander lebten, sondern eher nebeneinander her. Meine Austauschorganisation fand also eine liebe Übergangsfamilie für mich, bei der ich zweieinhalb Wochen lang wohnte. Dann konnte ich zu meiner jetzigen Gastfamilie wechseln, und die ist zum Glück nun einfach perfekt.
Wir sind ein richtiger Frauenhaushalt, wenn man Kater und Hund nicht mitzählt. Meine Gastmutter ist alleinerziehend, aber es wohnt nur noch die jüngste ihrer drei Kinder zu Hause. Außerdem habe ich noch eine japanische Gastschwester, die wirklich wie eine Schwester und Freundin für mich geworden ist. Zum Glück ist sie auch in der 12. Klasse und bleibt sogar noch ein halbes Jahr länger als ich hier.
Pauken in Schuluniform
Meine Schule in Deutschland erlaubt es mir zum Glück, ein ganzes Jahr lang hier zu bleiben, ohne dass ich die elfte Klasse wiederholen muss. Allerdings darf ich dann im ersten Halbjahr in der Zwölften nicht zu schlechte Noten schreiben, weil ich nur auf Probe versetzt werde. Auf meine Schule hier in Neuseeland gehen im Moment noch vier Deutsche, ein Italiener und über fünfzig asiatische Austauschschüler.
Die Schule hier ist auf jeden Fall total anders! Einer der größten Unterschiede ist, dass ich eine Schuluniform tragen muss. Zum Glück finde ich die aber gar nicht schlimm. Als "senior" Mädchen (so heißen die Schülerinnen im höchsten Jahrgang) kann man zwischen einer Bluse und einem weißen Poloshirt sowie einem grünen und einem grauen Pulli wählen. Im Winter dürfen wir auch eine lange schwarze Hose anstatt des Rockes anziehen. Insgesamt ist die Uniform ganz bequem, und wenn man sie trägt fühlt man sich gleich etwas mehr zur Schulgemeinschaft dazugehörig.
Ein weiterer großer Unterschied ist, dass ich hier schon in der 12. Klasse bin und nur sechs Fächer habe. In Mathe und Physik gehe ich in Kurse für die 13. Klasse, weil wir Deutschen den Neuseeländern mit dem Stoff voraus sind. Ich habe neben Fächern wie Physik, Mathe, Englisch und Musik auch noch Journalismus und Photographie. Es gibt noch viele andere "andersartige" Fächer wie Maschinenbau, Kinderpflege, Tanz, Technik und Tourismus.
Alles auf Englisch
Der wahrscheinlich größte Unterschied zu Deutschland ist natürlich die Sprache. Alles ist auf Englisch. Die ersten paar Wochen fand ich es ziemlich anstrengend, dem Unterricht zu folgen und bin jeden Abend todmüde ist Bett gefallen. Doch mittlerweile verstehe ich fast alles und das Sprechen klappt auch ziemlich gut.
Einmal ist es mir sogar passiert, dass mich ein Junge aus meinem Physikunterricht auf perfektem Deutsch angesprochen hat. Ich war im ersten Moment so irritiert, weil ich nicht erwartet hatte, dass noch andere Deutsche an der Schule sind, dass ich ihn gar nicht verstanden habe.
Vulkane, grüne Hügel und herrliche Natur
Die Highlights bis jetzt waren eigentlich die Ausflüge, die ich gemacht habe. Zum Beispiel war ich auf einer Geographie-Exkursion mit der Schule in Rotorua. Dort gibt es viele vulkanische Aktivitäten und heiße Quellen, weswegen es auch überall ziemlich nach Schwefel stinkt, der wie faule Eier riecht. Abends sahen wir eine Maori- Show, in der einige Tänze vorgeführt wurden, unter anderem der "Haka", der Kriegstanz, und wie die Maori mit ihren Waffen kämpfen. Zum Abendessen gab es dann auf typische Maori-Art zubereitetes Essen, "Hangi" genannt, was ziemlich rauchig, aber gut geschmeckt hat.
Die Natur hier ist unbeschreiblich schön. Alles grün, mit vielen Hügeln und das Meer ist auch nie weit entfernt. Leider sehe ich davon nicht wirklich viel, weil ich mitten in Auckland, der größten Stadt Neuseelands, wohne. Umso mehr freue ich mich auf die Rundreise auf die Südinsel, die noch schöner als die Nordinsel sein soll, die ich Ende November machen werde.
Sehnsucht nach Brot
Am meisten vermisse ich hier natürlich meine Familie und meine Freunde, aber auch Brot! Gestern habe ich zum ersten Mal wieder etwas gegessen, was sich annähernd als Brot bezeichnen lässt. Sonst gibt es hier nur Toast, Toast, Toast – und auch die Semmeln sind ziemlich labbelig. Aber abgesehen davon ist das Essen hier nicht besonders anders als das, was man in Deutschland bekommt.
Das ist jetzt nur ein kleiner Teil, von dem was hier so passiert. Ich könnte wahrscheinlich ein ganzes Buch über meine bisherigen tollen Erlebnisse schreiben – und ich habe immer noch neun Monate vor mir.
Ich kann nur allen, die sich überlegen, ein Jahr ins Ausland zu gehen, raten: Geht nach Neuseeland, dem schönsten Ende der Welt!
Down Under
Teresa Kania (15) ist schon seit vier Monaten in Australien, wo sie die 11. Klasse verbringt. Sie berichtet von Rucksacktouren im Dschungel, Wochenenden am Strand – und davon, was man während eines Auslandsaufenthaltes alles über sich selbst lernen kann
Atemberaubende Natur
Ich heiße Teresa, bin fünfzehn Jahre alt und bin seit Juli für ein Jahr in Cairns in Australien, um hier als Austauschschülerin an der Trinity Bay State High School so viel wie möglich von der Lebensweise der "Aussies" mitzunehmen. Ich bin überglücklich, dass ich die Möglichkeit habe, für ein Jahr in Australien zu leben. Es ist ein wunderschönes Land und die Natur ist atemberaubend. Im Gegensatz zum kalten Deutschland scheint hier die Sonne das ganze Jahr über und die Leute sind alle sehr locker und freundlich. Am Wochenende fahre ich so oft wie möglich mit Freunden an einen der traumhaften Strände im Norden von Cairns , um im Pazifik schwimmen zu gehen.
Als Großstädterin in der Kleinstadt
Da ich aus Berlin komme, war es für mich am Anfang etwas schwer, mich in einer Kleinstadt wie Cairns einzuleben. Manchmal vermisse ich das "Großstadtfeeling" auch immer noch. Vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel, da die Busse hier nur im Stundentakt fahren und man seine Zeit gut einteilen muss und nicht so spontan sein kann, wenn man noch kein Auto hat. Trotzdem finde ich mittlerweile, dass es auch Vorteile hat in einer Kleinstadt zu leben. Man trifft in der Stadt eigentlich immer Freunde und es geht nicht so hektisch zu wie in der Großstadt.
Freunde aus der ganzen Welt
Gleich nach meiner Ankunft hier habe ich sehr liebe Freunde gefunden, die mir geholfen das Heimweh der Anfangszeit zu vergessen. Einige von ihnen sind auch "International Students" und so konnten wir uns gegenseitig dabei unterstützen, uns in der "neuen Welt" zurechtzufinden. Ich habe Freunde aus Australien, Brasilien, Italien, Dänemark und auch noch ein paar aus Deutschland gefunden und bin sehr glücklich darüber. Es ist schließlich immer gut, Freunde auf der ganzen Welt zu haben. Wir planen auch schon uns gegenseitig zu besuchen, so dass ich in den nächsten Jahren bestimmt etwas in der Welt rumkommen werde. Darauf freue ich mich schon!
Mit dem Rucksack durch den Regenwald
Mein aufregendstes Erlebnis bis jetzt war, denke ich, der "Bushwalk" den ich mit der Schule für das Fach "Outdoor Education" gemacht habe. Wir sind für eineinhalb Tage durch den Regenwald gewandert. Nur mit Rucksack und Zelt, das eigentlich kein richtiges Zelt war, sondern eher eine Markise die man zwischen zwei Bäume spannen musste um darunter zu schlafen. Es war unglaublich, einmal ganz von der Zivilisation abgeschnitten zu sein und die Natur zu genießen! Wir haben in der Nähe eines Flusses übernachtet, der so glasklar war, dass man in zehn Meter Tiefe den Grund sehen konnte. Es war fantastisch! Auf diesen Trip habe ich auch das erste Mal einige der giftigen australischen Schlangen gesehen. Auf eine wäre ich beinahe daraufgetreten, was ein etwas erschreckendes, aber irgendwie sehr tolles Erlebnis war. Wir sind mit unseren Rucksäcken die Berge rauf und runter geklettert und es war teilweise so anstrengend, dass ich dachte ich schaffe es nicht mehr weiter. Am Ende der eineinhalb Tage war ich dann sehr stolz auf mich und ich denke ich habe wirklich gelernt, dass ich alles schaffen kann, wenn ich nur will.
Eigenverantwortung und Selbstständigkeit
Hier in der Fremde ohne Eltern muss ich ganz alleine mit den alltäglichen Dingen klarkommen. Ich muss meine Termine planen, mich eigenständig daran erinnern für die Schule zu lernen, mein Geld selbst einteilen und auch ganz alleine Entscheidungen im Leben fällen. Sicher kann ich immer meine Eltern oder Freunde in Deutschland anrufen, aber da sie nicht hier sind und nicht das erleben, was ich jeden Tag erlebe, können sie mir in manchen Sachen nur noch bedingt helfen. Ich denke, seit ich hier bin habe ich gelernt, Eigenverantwortung zu übernehmen und zu entdecken, wo meine Grenzen liegen. Ich bin froh, einmal ohne Eltern und Freunde weit weg zu sein und mein ganz eigenes Leben zu führen. Vielleicht wird es mir so später auch leichter fallen, von zu Hause auszuziehen. Seit ich in Australien bin, habe ich auch zu schätzen gelernt, was ich in Berlin für ein Leben habe. Ich habe gemerkt, wie sehr mich meine Eltern eigentlich unterstützen und nehme mir viele Sachen vor, die ich unternehmen will, wenn ich wieder zu Hause bin.
Die beste Erfahrung des Lebens
Meiner Meinung nach ist Offenheit und Interesse an neuen, aufregenden und vielleicht auch ungewohnten Situationen das Wichtigste, wenn man für eine bestimmte Zeit alleine in einem anderen Land leben will. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man sich an die Gewohnheiten einer anderen Familie anpassen muss und eventuell mit einer völlig neuen Mentalität konfrontiert wird.
Mein Auslandsjahr in Australien ist bis jetzt das Beste und Lehrreichste, was ich in meinem Leben gemacht habe und ich bin meinen Eltern sehr, sehr dankbar, dass sie mir diese Erfahrung ermöglichen!