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Sport Deutsch-französische Begegnung

Die eine, Anja Mittag, ist Teil der erfolgreichen deutschen Nationalmannschaft, die 2007 den Weltmeistertitel zum zweiten Mal holte. Die andere, Gaetane Thiney, hat ihrer Mannschaft im letzten Spiel gegen die kanadische Elf mit gleich zwei Treffern zum 4:0-Sieg verholfen. Am 5.7.11 begegneten sich die Mannschaften der beiden Stürmerinnen auf dem Spielfeld. Im Interview mit den Kinder- und Jugendreportern des Projekts "Böse Wölfe" berichteten beide über ihre ersten Kontakte mit dem Ball, ihre Haltung zum Frauenfußball

Erster Ballkontakt mit fünf- Anja Mittag erzählt

Was wollten Sie werden, als Sie ein Kind waren?

Anja:Ich wollte gern eine Polizistin werden. Ich fand das irgendwie toll.

Seit wann spielen Sie Fußball?

Anja:Seit fast 20 Jahre, seit ich fünf bin. Mein älterer Bruder hat selber mal gespielt, auf dem Hof, und ich habe Freude daran gefunden, mitzumachen.

Wie haben Ihre Eltern reagiert?

Anja:Meine Eltern haben mich immer unterstützt, es gab nie Probleme.

Haben Sie früher mit Jungs und Mädchen Fußball gespielt?

Anja:Ich spielte eher mit Jungs, weil mein Bruder eher Jungs kannte und die Jungs meistens besser waren als die Mädchen. Das hat auch mehr Spaß gemacht und man wurde mehr gefordert.

Finden Sie Fußball nicht manchmal brutal?

Anja:Manchmal schon. Man muss auch etwas einstecken können, aber es gehört dazu. Es ist eine körperbetonte Sportart und es macht auch Spaß, so ein kleiner Kick, man gewöhnt sich dran.

Haben Sie schon mal eine Rote Karte bekommen?

Anja:Ja, da war ich 18, ein bisschen Frustfoul. Das ist kein schönes Gefühl. Man lässt seine Mannschaft in Stich und man muss zu Zehnt statt zu Elft spielen. Man hat ein schlechtes Gewissen, vor allem, wenn es eine unnötige Rote Karte war.

Sind Sie geschminkt, wenn Sie spielen?

Anja:Ich schminke mir ein bisschen die Augen. Schminke zerläuft, wenn man schwitzt. Also ganz dezent.

Kann man sagen, dass sich viel geändert hat im Frauenfußball in den letzten Jahren?

Anja:Ja, auf jeden Fall. Die anderen Länder haben nachgezogen, was die Leistung betrifft.

Ist es leichter bei der WM zu spielen, wenn man amtierender Weltmeister ist?

Anja:Jedes Turnier ist schwer. Man muss den Titel verteidigen, man hat eine Menge Erfahrung, man weiß, wie man so ein Turnier gewinnt.

Was gefällt Ihnen an dem Job?

Anja:Dass man Länder bereisen kann und dass man immer Leute um sich herum hat. Das, was man liebt, also sein Hobby, zum Beruf machen kann. Ich finde es schön, wenn man mit einer Mannschaft zusammen ist, ständig Leute um sich herum hat, gemeinsam gewinnt oder verliert. Es macht Spaß, etwas mit dem Ball anzustellen, Tore zu schießen oder Tore zu verhindern, das ist ein schönes Gefühl.

Sport: Anja Mittag in Aktion
Anja Mittag in Aktion
© Bongarts/Getty Images / Lars Baron

Fußballleidenschaft in die Wiege gelegt - Gaetane Thiney im Interview

Seit wann spielen Sie Fußball?

Gaëtane:Ich habe mit 5 angefangen mit Jungs Fußball zu spielen, ich spiele also seit 20 Jahren

Was wollten Sie werden, als Sie ein Kind waren?

Gaëtane:Ich wollte Sportlehrerin werden, um Kinder wie euch durch Sport etwas beizubringen, aber im Laufe meiner Ausbildung habe ich festgestellt, dass es doch nicht das war, was ich wollte, seitdem arbeite ich für den französischen Fußballverband

Wie haben Sie Ihre Leidenschaft zum Fußball entdeckt?

Gaëtane:Bei mir liegt es in der Familie. Mein Vater liebt Fußball, nur mein Bruder pflückte lieber Blumen von der Wiese, als Fußball zu spielen. Mein Vater trainierte die Kinder meiner Stadt, so habe ich eher durch Zufall mit dem Fußball angefangen. Und bin dann auch geblieben, weil die Jungs zu meinen Freunden geworden sind. Danach steigt man nach und nach auf und bleibt, weil Kampfgeist aufkommt.

Sport: Gaetane Thiney nach einem geglückten Treffer
Gaetane Thiney nach einem geglückten Treffer
© picture alliance / dpa / Roland Weihrauch

Spielen Sie zum ersten Mal in Deutschland?

Gaëtane:Goddelau ist die Partnerstadt meiner Heimatstadt. Im Alter zwischen sieben und zwölf bin ich jedes Jahr mit den Jungs zu einem Wettkampf hingefahren. Während den drei, vier Tagen des Treffens wohnte ich bei einer Gastfamilie. Später war ich wie Nell bei deutsch-französischen Begegnungen und bei der EM 2003 dabei.

Gibt es überall Frauenmannschaften?

Gaëtane:Ich denke schon, es hängt von der Religion und den Möglichkeiten für Frauen ab, sich zu entfalten, und ob sie einen Männersport treiben dürfen. Manchmal ist es sehr schwierig.

Spielen Sie lieber, wenn es kalt oder warm ist?

Gaëtane:Kalt. Ich spiele gern bei schönen Wetter, aber sollte ich mich entscheiden zwischen Thailands Hitze und der Kälte Kanadas, würde ich die Kälte wählen. Bei Hitze atme ich schwer. Ich komme halt aus dem Norden! Bei Kälte läufst du und es geht vorüber.

Verletzen Sie sich oft?

Gaëtane:Darüber spricht man nicht an einem Wettkampftag! Fußball ist ein Kampfsport mit viel Körpernähe, so hat man immer kleine Verletzungen, Schläge, Blauflecken, kleine Verstauchungen.

Was war ihre schlimmste Verletzung?

Gaëtane:Als ich neun war, habe ich mir das Bein gebrochen. Ich hatte einen Jungen umdribbelt, er war beleidigt, also hat er mir das Bein gebrochen.

Wie überwinden Sie eine Niederlage?

Gaëtane:Man darf sich nicht total schlecht machen, sondern muss sich sagen, ich habe den und den Fehler gemacht, darf ich nicht mehr machen, und daran arbeiten, Fehler auszuschalten. Schaffen, sich in Frage zu stellen.

Was halten Sie vom Frauenfußball?

Gaëtane:Ich denke, dass wir Deustchland uns 20 Jahre voraus ist. Die Zahl der Mädchen und Frauen, die in Frankreich in einem Fußballverein spielen, entspricht nicht einmal einem Zehntel der Anzahl weiblicher Vereinsmitglieder in Deutschland. Wir sind nun zwar in einem Entwicklungsprozeß, aber der französische Fußballbund brauchte sehr viel Zeit, um zu merken, dass Frauenfußball wichtig ist! Dadurch haben wir in Frankreich viel weniger Mittel und viel weniger Profis, weil nur ganz wenige finanziert werden können. Außerdem ist die Infrastruktur dementsprechend, so dass nur wenige Mädchen spielen können. Aber wir arbeiten dran.

Wer hat Angst vorm bösen Wolf?

Die Antwort lautet: Nur wer ihn nicht kennt! Aus diesem Grund haben die Schüler einer Europa-Grundschule in Berlin ein spannendes Medienprojekt gegründet: Für die deutsch-französische Internetseite "Böser Wolf - Grand Méchant Loup " streifen die jungen Wölfe durch ganz Europa und befragen Menschen zu ihrem Leben. Dazu gehörten bereits so berühmte Leute wie Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, Schauspielstar Daniel Brühl und Profi-Torwart Jens Lehmann. Vor vier Jahren haben die "Bösen Wölfe" übrigens auch schon unseren GEOlino Chefredakteur Martin Verg interviewt. Vielleicht habt ihr auch Lust, Jugendreporter zu werden? Hier geht’s zur Homepage der bösen Wölfe!

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